Umstrittener Radweg in München: Die AZ hat die exklusiven Details zur Lindwurmstraße
Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt - Dass sich der Verkehr in München verändert hat, lässt sich in der Lindwurmstraße beobachten: Auf der Höhe des Kreisverwaltungsreferats fahren heute jeden Tag 18.500 Autos, rund 35 Prozent weniger als 2011. Im gleichen Zeitraum hat der Radverkehr um 70 Prozent zugenommen. 8700 Menschen radeln hier täglich entlang. Allerdings sind die Radwege an manchen Stellen gerade mal 1,15 Meter breit. Für Autos gibt es sechs Spuren.
Groß war deshalb bei vielen die Freude, als das Mobilitätsreferat vergangenen Sommer Pläne für eine Umgestaltung präsentierte: Fußgänger sollten auch den Radweg zum Spazieren bekommen. Die Radler wiederum sollten für einen eigenen Radweg eine Autospur auf jeder Seite erhalten.
Eigentlich hätte der Stadtrat längst über die Pläne abstimmen sollen. Doch weil Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) so viele Klagen von Wirtschaftsverbänden hörte (insbesondere, was den Lieferverkehr betrifft, hieß es), forderte er Nachbesserungen. Inzwischen hat das Mobilitätsreferat eine Beschlussvorlage ausgearbeitet. Der Stadtrat soll im Juli entscheiden. Die AZ konnte schon jetzt einen Blick hineinwerfen.
Die Gastro kann auf Freischankflächen hoffen
Wie Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) vor Kurzem im AZ-Interview schilderte, haben sich die Pläne im Wesentlichen nicht verändert. Weiterhin soll der Radweg auf eine Autospur kommen. Die Gehwege verbreitern sich so auf 3,50 Meter. Für die Gastro werden in der Unterlage Freischankflächen in Aussicht gestellt.

In der Lindwurmstraße soll es am Ende etwa 166 Parkplätze geben – das ist die Hälfte verglichen mit heute. Hauptsächlich sollen die als Liefer- und Ladezonen genutzt werden. Das Mobilitätsreferat verspricht welche in jedem Straßenabschnitt. Für Anwohner heißt das: Sie müssen in den Seitenstraßen nach Parkplätzen suchen. Doch in den Parklizenzgebieten rund um die Lindwurmstraße bleiben 98 Prozent der Parkplätze erhalten.
Fast 40 Millionen wird der Umbau kosten
Der Umbau kostet der Unterlage zufolge 31 bis 38 Millionen Euro. Die Bauzeit soll insgesamt sieben Jahre dauern. Die Stadt plant nicht, gleich die ganze Straße aufzubuddeln. Sie wird in Abschnitten vorgehen. Los geht es mit dem Bereich bei der Eisenbahnunterführung, wo schon heute eine Baustelle ist. Die Bahn kann also gleich mit dem neuen Radweg planen. Weiter geht es von dort ab 2026 bis zum Goetheplatz. Die Bauzeit soll hier drei Jahre betragen. Der Abschnitt Richtung Plinganserstraße soll ab 2027/28 umgebaut werden. Auch hier dauert der Umbau maximal drei Jahre. Für den Abschnitt vom Sendlinger Tor bis zum Goetheplatz kündigt das Mobilitätsreferat eine schnellere, temporäre Lösung an: Eine Markierung mit Protektionselementen soll ab dem Sommer 2025 kommen. Das einzurichten, kostet 1,2 Millionen Euro.
Die Verkehrsexpertin bei den Grünen Gudrun Lux ist mit der Beschlussvorlage "total glücklich", wie sie am Telefon sagt. Sie sieht in dem Umbau (aber auch in der Markierung) einen Beitrag für mehr Sicherheit. Außerdem biete die temporäre Lösung die Chance noch mal "nachzujustieren" - etwa bei den Lieferzonen. Lux ist überzeugt, dass auch die Geschäftsleute und Gastronomen profitieren - wenn die Menschen Lust haben, länger in der Lindwurmstraße zu verweilen.