Tram durch Englischen Garten in München: "Völlig autistisch in die falsche Richtung geplant"

München - Seit sieben Jahren plant die Stadt an einer Tram durch den Englischen Garten. Inzwischen sind die Pläne so gut wie fertig. Doch Anfang März kassierte der Freistaat, der Eigentümer des Parks, diese Pläne. Der Eingriff in das Gartendenkmal sei zu groß, lautete ein Argument.
Die Landtagsabgeordneten Markus Büchler von den Grünen und Sabine Gross von der SPD wollten die Hoffnung noch nicht aufgeben. Sie forderten im Bauausschuss des Landtags am Dienstag beide mit zwei Anträgen, dass die Planungen und die Gespräche mit dem Münchner Rathaus wieder aufgenommen werden sollten. Doch eine Mehrheit aus CSU, Freien Wählern und AfD lehnte das ab. Der CSU-Abgeordnete, der ehemalige Bürgermeister, Josef Schmid betonte jedoch, dass er keinen Sinn darin sehe.
"Erschreckt, überrascht, entsetzt": So reagieren die Grünen
Die Nachricht, dass die Staatsregierung den Tram-Plänen durch den Englischen Garten eine Absage erteilte, "hat uns erschreckt, überrascht und entsetzt", sagte Markus Büchler von den Grünen. Schließlich gehe es um ein "Herzstück der Verkehrsplanung" der Stadt München. Die Stadt habe den Freistaat zwar einbeziehen wollen, doch der habe "bei ziemlich allen Sitzungen gefehlt" und verzögert, indem er Schreiben nicht beantwortet und die Stadt immer wieder vertröstet habe, so Büchler.
Die Stadtwerke hätten bereits einige Wünsche des Freistaats erfüllt und seien weiterhin bereit, die Pläne anzupassen, sagte der Grünen-Abgeordnete außerdem. Aus seiner Sicht sollte der Freistaat diese "ausgestreckte Hand" ergreifen. Die SPDlerin Sabine Gross erinnerte außerdem daran, dass es - anders als seitens der Staatsregierung behauptet - nicht stimme, dass durch die Tram 35 Prozent mehr Fläche versiegelt werde als durch die bestehende Busspur heute. Es handle sich vielmehr um 15 bis 16 Prozent mehr Versiegelung. Sie wollte wissen, ob die CSU, sollte auch sie feststellen, dass es einen Rechenfehler gegeben habe, zu Gesprächen bereit wäre.
Für die CSU ist die Sache abgeschlossen
Für den CSUler Josef Schmid ist die Sache aber in jedem Fall abgeschlossen. Für ihn spiele es keine Rolle, ob der Grad der Versiegelung 34 oder 35 Prozent betrage, sagte er. Der Einschnitt sei - zumindest seiner Einschätzung nach um ein Vielfaches höher als durch die Busspur heute.

Die Haltung der Grünen kann Schmid nicht nachvollziehen - schließlich forderten die eigentlich, dass gar kein Grund mehr versiegelt werden sollte. Er habe sich intensiv mit den Plänen beschäftigt und für ihn sei die Ablehnung des Ministerpräsidenten keine Überraschung gewesen.
Der CSUler Schmid rechnet mit mehr Unfällen
Ein weiteres Argument: Schmid rechnet mit mehr Unfällen im Englischen Garten, wenn dort eine Tram fährt. Auf Umlaufsperren soll nämlich verzichtet werden. Fußgänger, Radler und Tram würden sich eine Fläche teilen.
Es sei seitens der Stadt "völlig autistisch" jahrelang in eine ganz andere Richtung geplant worden, als abgesprochen war. "Ich weiß wirklich nicht, was ein Runder Tisch noch bringen sollte", so Schmid. Ganz aufgeben will Büchler allerdings nicht - er habe weiterhin die Hoffnung, dass die Staatsregierung ihre Meinung zu den Plänen doch noch einmal ändert.