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Städtische Wohnungen in München: 5,7 Milliarden für Sanierungen nötig

Die Stadt München muss ihre fast 70.000 Wohnungen nach und nach sanieren. Das wird teuer und könnte Folgen für Mieter haben.
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In der Tattenbachstraße 10, das der GWG gehört, wird noch mit Öl geheizt. Das entspricht nicht mehr den Standards.
In der Tattenbachstraße 10, das der GWG gehört, wird noch mit Öl geheizt. Das entspricht nicht mehr den Standards. © Daniel von Loeper

München - Seit Monaten streitet Deutschland darüber, was aus alten Gas- und Ölheizungen werden soll und wie Wohnungen klimafreundlicher werden können.

Eine Beschlussvorlage, über die der Stadtrat nächsten Mittwoch im Planungsausschuss abstimmen soll, zeigt nun: Diese Fragen stellen auch die Stadt vor große finanzielle Herausforderungen. Bis 2040 rechnet das Planungsreferat mit Kosten von fast 5,8 Milliarden Euro, um die städtischen Wohnungen zu sanieren.

GWG- und Gewofag-Wohnungen in München: Rund die Hälfte wird mit Öl und Gas beheizt

Momentan sind laut der Beschlussvorlage, die noch nicht öffentlich ist, von den rund 68.000 Wohnungen der beiden städtischen Gesellschaften GWG und Gewofag mehr als die Hälfte nicht an die Fernwärme angeschlossen.

Aus der Antwort einer Anfrage der Linken-Fraktion im Münchner Stadtrat geht hervor, dass rund 33.500 städtische Wohnungen mit Gas und rund 240 mit Öl beheizt werden. Sogar 67 Kohleöfen gibt es noch in städtischen Wohnungen.

Alte Häuser werden sogar energieffizienter als Neubauten in München

Geplant ist, dass 37.700 Wohnungen in den kommenden Jahren einen Fernwärme-Anschluss oder eine Wärmepumpe bekommen. Außerdem sollen Gebäude besser gedämmt und mit Photovoltaik ausgestattet werden. Und in vielen Fällen müssen Wohnungen, Treppenhäuser und Balkone grundlegend modernisiert werden.

Ziel der Stadt ist, jährlich vier Prozent der Wohnungen zu sanieren. Insgesamt sind das 2.250 Wohnungen pro Jahr.  Grundsätzlich will das Planungsreferat den Standard "Effizienzhaus 55" (EH55) herstellen.

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Das heißt: Der Jahresenergiebedarf beträgt dann nur noch 55 Prozent des Energiebedarfs eines vergleichbaren Neubaus. Nach der Sanierung soll ein altes Gebäude also sogar effizienter als ein neues sein. Erreicht wird das zum Beispiel durch gut gedämmte Dächer und Wände. Solche Häuser haben außerdem eine thermische Solaranlage für Warmwasser.

Schon in den nächsten beiden Jahren rechnet das Planungsreferat mit Kosten von fast 204 Millionen Euro für Sanierungen. Danach will die Stadt rund 360 Millionen Euro pro Jahr dafür ausgeben. Bis 2050 macht das insgesamt 5,7 Milliarden Euro.

Für die Sanierungen müssen die Wohnungen meist leer sein

Erfüllen können die städtischen Wohnungsbaugesellschaften ihre Sanierungsziele aber oft nur, wenn die Wohnungen leer sind. Die Gesellschaften rechnen, dass sie pro Wohnung 6000 Euro für den Umzug bereitstellen müssen. Hinzu kommen 15.000 Euro Mietausfall, weil die Stadt davon ausgeht, dass die Wohnungen im Schnitt 30 Monate leer stehen. Zwischen 4,2 und sechs Millionen Euro soll der "Leerzug" der Gebäude insgesamt pro Jahr kosten.

Linken-Fraktionschef Stefan Jagel fordert, dass die Sanierungen sozial ablaufen müssen. Sie dürften nicht zu höheren Kosten bei den Mietern führen, fordert er. Denn zwar hat der Stadtrat beschlossen, dass bis Ende 2024 die Mieten in städtischen Wohnungen nicht steigen sollen. Doch, dass sich Mieter nicht irgendwann doch an den Modernisierungskosten beteiligen müssen, wird in der Beschlussvorlage nicht explizit ausgeschlossen.

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Verbesserte Gebäudehüllen: Auch die Heizkosten in München könnten so sinken

Stattdessen lässt sich in einer Studie, die die Stadt in Auftrag gab, nachlesen, dass eine verbesserte Gebäudehülle auch dazu beitrage, den Heizwärmebedarf nachhaltig zu senken – also auch die Heizkosten für die Mieter. In dieser Studie haben sich Fachleute einzelne Häuser in München beispielhaft ganz genau angeschaut und die Kosten, aber auch die Wirkung durchgerechnet. Zum Beispiel an der Tattenbachstraße 10, einem Haus der GWG. Dieses wurde vor 1930 gebaut und hat noch Ölöfen.

Die Studie geht in diesem Fall nicht davon aus, dass die Sanierung möglich ist, wenn dort noch Menschen wohnen. Die Kosten der Sanierung liegen alleine bei diesem einen Haus im Millionenbereich. Zum Beispiel könnte alleine eine neue Solaranlage etwa 150.000 Euro kosten und für die Modernisierung der Wohnungen sollen 380.000 Euro fällig sein.

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44 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Schwerkraft am 02.07.2023 01:29 Uhr / Bewertung:

    Genug Zeit hätte er.

  • Ali Kante am 01.07.2023 12:13 Uhr / Bewertung:

    Das nächste mal unbedingt wieder grün wählen!

  • Karl Ranseier am 01.07.2023 10:47 Uhr / Bewertung:

    Mei Baby balla balla

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