Pflegeeinrichtung in München muss schließen: Heimbetreiber nun insolvent

Im November wurde bekannt, dass das Haidhauser St. Josefsheim zum 29. Februar 2024 geschlossen werden muss. Wenige Tage vor Heiligabend sorgt nun eine weitere Hiobsbotschaft für Unruhe beim Betreiberverein.
Irene Kleber, André Wagner |
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Das St.-Josefsheim am Preysingplatz in Haidhausen ist seit 1930 ein Mehrgenerationenhaus, in dem Heimkinder und Alte unter einem Dach leben. Ende Februar 2024 wird das Pflegeheim geschlossen, der St. Josefsverein musste daraufhin Insolvenz anmelden.
Das St.-Josefsheim am Preysingplatz in Haidhausen ist seit 1930 ein Mehrgenerationenhaus, in dem Heimkinder und Alte unter einem Dach leben. Ende Februar 2024 wird das Pflegeheim geschlossen, der St. Josefsverein musste daraufhin Insolvenz anmelden. © Daniel von Loeper

Haidhausen - Eigentlich gelten die Tage im Advent als staade Zeit, doch beim Münchner St. Josefsverein will derzeit alles andere als Ruhe einkehren. Im November machte die Hiobsbotschaft die Runde, dass das fast 100 Jahre alte Pflegeheim in Haidhausen, welches vom St. Josefsverein betrieben wird, am 29. Februar 2024 geschlossen wird, weil keine Pflegekräfte zu finden waren. Für 55 Bewohnerinnen und Bewohner müssen nun bis Ende Februar Plätze in anderen Pflegeheimen gefunden werden. 

Und als ob diese Aufgabe nicht schon schwer genug wäre, drückt nun eine weitere schlechte Nachricht auf die weihnachtliche Stimmung, denn der private kirchliche St. Josefsverein musste wenige Tage vor Heiligabend Insolvenz anmelden. Am 20.12.2023 hatte der Vorstand des St. Josefsvereins beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. 

Die gute Nachricht bei allem Übel: Das St.-Josefs-Kinderheim, Kita und Hort, die mit dem Pflegeheim unter einem Dach arbeiten, laufen bis auf Weiteres weiter.  

Nach Pflegeheim-Schließung: Münchner Betreiber muss Insolvenz anmelden

Doch wie konnte es dazu kommen? Die plötzliche Schließung des Pflegeheims, erklärt Vereinsvize Christian Dobmeier der AZ, habe eine Art Kettenreaktion ausgelöst. 22 der zuletzt 55 Bewohnerinnen und Bewohner seien inzwischen in andere Pflegeheime vermittelt worden. "Von diesen Menschen fehlen uns jetzt natürlich die Einnahmen, aber weil wir unsere Mitarbeiter, die wir ja noch brauchen, ja noch nicht entlassen haben, müssen wir natürlich deren Gehälter zahlen."

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Zusammen mit den Mitarbeitern im Kinderheim, in der Kita und im Hort sind es insgesamt 170 Menschen, an die der Verein Gehälter zahlen muss. "Das sind jeden Monat mehr als 700.000 Euro an Personalkosten", rechnet Dobmeier vor, "das ist ein Riesenbrett". Zumal der soziale Verein zwar ein großes Vermögen an Grundstücken und Immobilien besitzt, aber "kaum Rücklagen und Barschaften. Wir waren immer froh, nur eine schwarze Null zu schreiben."

Insolvenz angemeldet: So will der St. Josefsverein nun zu Geld kommen

Die Insolvenz biete nun den Ausweg, dass die Gehälter fürs Personal drei Monate lang über die Agentur für Arbeit abgedeckt werden. "Das gibt uns die nötige Zeit, wieder zu Geld zu kommen", sagt Dobmeier. "Entweder, indem wir Grundstück beleihen oder verkaufen, oder indem wir das dann leer stehende Pflegeheim etwa als Studentenheim vermieten." Insofern sei diese Insolvenz "kein Ende, sondern ein Anfang, es ist ein Schritt im weiteren Prozess".


Vom Amtsgericht München wurde Dr. Max Liebig als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Gemeinsam mit Liebig wollen Vorstand und Geschäftsführung des St. Josefsvereins nun langfristige Lösungen für die Betreuungseinrichtungen erarbeiten.

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24 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Münchner Bürger am 25.12.2023 18:41 Uhr / Bewertung:

    Und die Lohnnebenkosten belaufen sich auf ca. 38 % ...

  • HanneloreH. am 24.12.2023 18:57 Uhr / Bewertung:

    Würde man ein soziales Pflichtjahr einführen, so wie man mal Wehr und Freiwilligendienst in Pflege, Ersthelfer oder Feuerwehr hatten, wären wir schon eine Schritt weiter. Vielleicht würde der ein oder die andere eine Berufung darin finden und dabei bleiben.

  • Himbeergselchts am 24.12.2023 14:37 Uhr / Bewertung:

    Die Erzdiözese erhielt allein im vorletzten Jahr 130 Mio öffentliche Zuschüsse, bei einem Vermögen von 884 Mio Euro. Zuzüglich Kirchensteuern die der Staat einzieht, zuzüglich 500 Mio Euro pauschal aus Steuern und Sozialabgaben. Zudem finanziert der Staat die Gehälter sämtlicher kath. Bischöfe und Kardinäle voll.
    Ich verstehe das Problem nicht.

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