Kuvertfabrik in Pasing: Viertel mit Gemeinschafts-Sofa
Pasing - Vor drei Jahren war Grundsteinlegung, nun ist es beinahe fertig: Das Kupa-Quartier an der Landsberger Straße 444 in Pasing: elegant, originell und auch gemütlich ist es geworden. In die 167 Eigentumswohnungen können jedoch keine Pasinger mit schmalen Geldbeuteln einziehen.
Allerdings werden sie mitten durchs Quartier schlendern und radeln. Die öffentliche Promenade zu den Pasing Arcaden und zum Pasinger Bahnhof führt direkt durch die neue Kupa-Wohnanlage. Erkennungszeichen: die asymmetrischen Erker der Häuser und der raue Putz.

Pasing: Frühere Kuvertfabrik ist Herzstück des neuen Quartiers
In einer neuen Wohnung leben, mit Blick auf ein identitätsstiftendes Baudenkmal. Das ist in diesem neuen Teil Pasings charmant gelungen. Das Herzstück des Quartiers ist die frühere Kuvertfabrik - die über 100 Jahre nicht angefasst worden ist. "Alles ist erhalten. Das ist Segen und Fluch zugleich", kommentiert Bauwerk-Projektleiter Christian Schulz die komplexe Sanierungs-Aufgabe.
Historische Boden-Fliesen im Eingang, große Industrie-Fenster, eine geschwungene Freitreppe: Viele Elemente vermitteln eine Atmosphäre, die Wohlgefühl auslöst. Der Fabrik-Eigentümer, die Stadtsparkasse, hat das Kupa-Dach mit Biberschwanzziegeln frisch decken lassen. Der einst schwer baufällige Giebel ist getreu dem Vorbild neu aufgemauert worden.

Ab August werden erste Büros im Kupa-Quartier vermietet
Der Innenausbau sei so fortgeschritten, dass ab August die ersten Büros vermietetet werden sollen, sagt Schulz. Das Kesselhaus daneben sollte zu einem kleinen Restaurant werden. Die Anschlüsse für eine gastronomische Nutzung sind vorbereitet. Weil auf dem Nachbargrundstück ein Büroturm gebaut wird, ist jedoch mit Lärm zu rechnen. Und so wird das Kesselhaus zunächst als Büro vermietet.
Um die denkmalgeschützte Kuvertfabrik gruppieren sich die neuen Wohnhäuser, entworfen vom renommierten Büro Allmann Sattler Wappner.
Die meisten der 167 Eigentumswohnungen sind bereits bezogen. Die Dachterrasse für alle Bewohner wird gerade begrünt: mit Gräsern und Kräutern. Von hier reicht der Blick auf die schneebedeckten Berge und über die breiten Gleisanlagen der S-Bahn-Stammstrecke. Das Konzept hier lautet: Alle Dächer sind begehbar. Andere dienen jedoch als private Dachterrassen.
Lebensqualität und einen "Mehrwert" soll den Mietern die innovative "Kitchen Lounge" bringen: eine große Küche mit langem Tisch und 16 Stühlen, mit Sofaecken und Nischen für Arbeitsmeetings.

"Kupa-Quartier" soll Menschen vernetzen
Als Forum, als Plattform, um sich auszutauschen, ist dieser Platz für die Bewohner des Kupa-Quartiers gedacht: "Wir wünschen uns, dass sich die Nachbarschaft vernetzt, dass Freundschaften entstehen und dass es eine Vertrauensbasis geben wird", erklärt Christian Schulz. Über eine App sei die Wohnküche mit dem großen Kühlschrank buchbar für private Feiern. Alles darin, Theke, Sofas, Kissen und anderes Inventar ist Gemeinschaftseigentum.
"Das Ziel war einen ,Happy Place' zu schaffen", erklärt die Münchner Innenarchitektin Stephanie Thatenhorst, "mutige Farben und wohnliche Materialien wie Holz, Leder und textile Vorhänge lassen die Lounge lebendig und unvergleichlich wirken."
Vom Kinderfest bis zum 70. Geburtstag - hier darf es menscheln. Wie gut die Idee funktioniert, ist ein Experiment. Jeder Bewohner hat den Schlüssel - und somit die Verantwortung für einen respektvollen Umgang mit diesem Plus an Platz und Lebensqualität. Was ebenfalls per Quartiers-App geteilt wird: die praktischen Lastenräder und E-Bikes nebenan.
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