Candidtunnel: 600-Millionen-Euro-Tunnel ist Grün-Rot zu teuer

Der nächste Tunnel ist gestorben: Auch an der Tegernseer Landstraße wird keiner gebaut. Eine Überdeckelung des McGraw-Grabens wird aber weiter geprüft.
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Ausfahrt des Candidtunnels auf die Tegernseer Landstraße: Es hat Zeiten gegeben, da hat die Mehrheit im Stadtrat einen Tunnel gefordert, um den Verkehr am Ring in Giesing zu bewältigen. Das ist allerdings vorbei. (Archivbild)
Ausfahrt des Candidtunnels auf die Tegernseer Landstraße: Es hat Zeiten gegeben, da hat die Mehrheit im Stadtrat einen Tunnel gefordert, um den Verkehr am Ring in Giesing zu bewältigen. Das ist allerdings vorbei. (Archivbild) © Archiv/imago

Giesing - Auch in Giesing wird die Stadt keinen neuen Tunnel bauen. Denn nach einer Prüfung kommt das Mobilitätsreferat nun zu dem Schluss, dass eine Verlängerung des Candidtunnels nicht weiterverfolgt werden sollte. 

Verkehr an der Tegernseer Landstraße: Autofahrer stehen regelmäßig im Stau

Der verkehrliche Nutzen stehe nicht im Verhältnis zum Aufwand, heißt es in einer Beschlussvorlage, über die der Stadtrat am Mittwoch im Mobilitätsausschuss entscheidet. Trotzdem könnte der McGraw-Graben einen Deckel bekommen.

Eigentlich haben sich Grüne und SPD schon, als sie vor zwei Jahren ihren Koalitionsvertrag schlossen, von einem Tunnel an der Tegernseer Landstraße verabschiedet. Die Verwaltung prüfte trotzdem, wie der Verkehr im südlichen Abschnitt des Mittleren Rings entlastet werden könnte. Denn schon jetzt stehen Autofahrer dort regelmäßig im Stau. Und es könnte noch schlimmer werden: Die Verwaltung rechnet damit, dass 2030 täglich 139.000 Fahrzeuge auf dem Abschnitt an der Tegernseer Landstraße fahren. Das sind 20.000 mehr als heute.

Mobilitätsreferat: Candidtunnel würde keine Entlastung bringen

Ein Tunnel würde allerdings - zumindest nach Ansicht des Mobilitätsreferats - keine Entlastung bringen. "Der Bau wäre technisch sehr schwierig", schildert der Verkehrsexperte der SPD, Nikolaus Gradl. Der neue Tunnel würde an den alten anschließen. Gleichzeitig gebe es, so Gradl, für neue Tunnel viel strengere Richtlinien, etwa was den Brandschutz und die Fluchtwege betrifft. Die Folge: "Der Tunnel würde ganz nah an die Häuser heranrücken", erklärt Gradl.

Nikolaus Gradl (SPD).
Nikolaus Gradl (SPD). © SPD

Die Verwaltung rechnet mit einer Bauzeit von sieben Jahren. Den Verkehr in diesem Zeitraum abzuwickeln, stellt aus Sicht der Verwaltung eine Herausforderung dar. "Die Kosten liegen wohl bei mehr als 600 Millionen Euro", sagt Gradl. Trotzdem würden nur jeweils zwei neue Spuren im Tunnel entstehen.

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CSU-Kritik an Tunnel-Aus: "Anwohner mit Schadstoff- und Verkehrsproblematik alleine gelassen"

Aus Sicht der CSU und der FDP ist dieses Tunnel-Aus die zweite verkehrspolitische Fehlentscheidung. Denn erst vor Kurzem erteilten Grüne und SPD dem Tunnel am Englischen Garten eine endgültige Absage. "Die Rathaus-Koalition lässt die Anwohner an der Tegernseer Landstraße mit der Schadstoff- und Verkehrsproblematik alleine", findet CSU-Chef Manuel Pretzl. Auch Fritz Roth (FDP) ist überzeugt: "Ein Tunnel wäre ein wesentlicher Beitrag für mehr Lärmschutz, Luft- und Lebensqualität."

Tatsächlich bezeichnet auch Gudrun Lux, die für die Grünen im Mobilitätsausschuss sitzt, den Lärmschutz als große Herausforderung. Allerdings wollen Grüne und SPD eine Überdeckelung des McGraw-Grabens in Leichtbauweise noch nicht ganz aufgeben - obwohl die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage genau das empfiehlt.

Momentan geht die Verwaltung davon aus, dass auch eine Deckelung, auf der keine Häuser gebaut werden, sondern bloß eine Grünfläche entsteht, die gleichen Voraussetzungen wie ein Tunnel erfüllen muss - also den gleichen Bauaufwand hätte. Ob das stimmt, wollen Grüne und SPD noch mal prüfen. Möglicherweise kommt eine Studie der Uni Stuttgart zu einem anderen Schluss. Das Ergebnis solle die Stadt abwarten, fordert Gradl.

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  • Der Münchner am 16.03.2022 10:26 Uhr / Bewertung:

    Liebe Mitbürger fragt mal die Anwohner in der Brudermühlstraße (damals mit Behelfshochbrücke) oder der Trappentreustraße oder jetzt seit neuestem am Luki ob Ihre Tunnels wieder zurück gebaut werden sollen.
    Vom Landshuter Allee Tunnnel oder vom Petuelltunnel ganz zu schweigen.

    Den S Bahn Südring hat nicht die CSU blockiert sondern die Bahn selber, da die Strecke jetzt schon hoffnungslos überlastet ist. ( Alles was nach Süd/Ost Europa mit dem Zug will, fährt über die gute alte Braunauer Brücke)

    Der MVG wäre ohne die erhebliche finanzielle Unterstützung seiner Mutter der SW//M, für Normalbüger unbezahlbar!
    Der jetzige Höhenflug der Kosten für Strom und des Diesels werden auch auf den Fahrgast umgelegt.

    Noch was:
    Nicht jeder hat das Geld für ein teures E-Auto oder kann Fahrrad fahren! (E-Bike kostet auch Vermögen)
    Wer nicht, selbst in München nicht, mit günstiger Verkehrsanbindung an den öffentlichen Verkehr wohnt, ist auf das Auto angewiesen.

  • Mobilitätsfreund am 16.03.2022 23:37 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Münchner

    Sie liegen mehrfach falsch.
    Der Südring wurde von der csu verhindert, weil diese lieber eine Tunnel haben wollte.
    Der Südringausbau hätte ca. 1,5 Mrd. € gekostet und wäre schon längst fertig.
    Die csu hat entschieden, dass 1,5 Mrd. € viel zu teuer ist und man lieber einen Tunnel für ca. 6 Mrd. € haben möchte, der erst in ca. 10 Jahren fertig ist und weniger leisten kann. Vor allem mehr Nachteile bringt, als Vorteile.
    Es ist aber noch nicht zu spät. Einfach den 2. S-Bahntunnelbau einstellen und sich einer fachlichen Lösung zuwenden. Der Südringausbau wäre immer noch schneller und preiswerter als der 2. S-Bahntunnel.

  • Der Münchner am 17.03.2022 14:52 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Mobilitätsfreund

    Dann müßte aber zwei weitere Gleise her und dies würden die Giesinger Anwohner nie zulassen!
    Stand heute nur zweigleisig und dies eben laut Bahn zu wenig!

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