Spazieren, wo Autos fuhren: Mehr verkehrsberuhigte Bereiche in München?
München – Dass die Münchner auf den Straßen spazieren, auf Parkplätzen einen Kaffee trinken, spielen oder Bäume pflanzen - so stellen sich Grüne und SPD die Stadt in einer idealen Welt vor.
Zumindest arbeitet die grün-rote Stadtratsmehrheit daran, dass Autofahren unbequemer wird. Vor gut zwei Wochen gab sie bekannt, dass die Parkplätze auf der Maximilianstraße verschwinden sollen - ebenso wie in der gesamten Altstadt.
Und nun stellten Grüne und SPD den Antrag, dass die Stadt mehr verkehrsberuhigte Bereiche schaffen soll. Sowohl in Neubaugebieten als auch in bestehenden Siedlungen soll dann Schrittgeschwindigkeit gelten und Parken nur in speziell gekennzeichneten Flächen möglich sein.
Antrag: Keine Trennung mehr von Straße und Gehweg
Fußgänger sollen die Straßen dort in ihrer ganzen Breite nutzen dürfen. Gehweg und Straße haben dort den gleichen Belag, wären also nicht mehr zu unterscheiden. Grünen-Stadtrat Christian Smolka, der den Antrag verfasst hat, erhofft sich davon vor allem mehr Verkehrssicherheit. "Alle müssten mehr Rücksicht aufeinander nehmen", sagt er. "Kinder könnten dann mit weniger Angst spielen - weil es nicht so schlimm ist, wenn der Ball mal auf die Straße rollt."
Ideen, wo man solche verkehrsberuhigten Bereiche schaffen könnte, hat Stadtrat Andreas Schuster (SPD) einige: "In Haidhausen, das Gebiet um die Elsässer-, Breisacher- und Spicherenstraße. Auch das Gärtnerplatzviertel würde sich anbieten. Ebenso Straßen im Westend." Dort setzt sich Sylvia Hladky, die früher das Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe geleitet hat, mit einer Bürgerinitiative dafür ein, einen sogenannten Superblock zu schaffen.
Vorbild Barcelona: Bereiche nur für Anwohner-Autos und Lieferverkehr
Das Konzept stammt aus der spanischen Stadt Barcelona. In Karrees, bestehend aus mehreren Häuserblöcken, dürfen dort in den Superblocks nur noch Anwohner und Lieferwagen fahren - und zwar in Schrittgeschwindigkeit.
Ansonsten gehört der öffentliche Raum in diesem Block weitgehend den Fußgängern. Auf Flächen, die einmal Parkplätze waren, wurden Bäume gepflanzt, Spielgeräte und Sitzmöbel aufgestellt. Die Akzeptanz der Bevölkerung sei in Barcelona hoch, ebenso wie in der Hauptstadt Madrid, sagt Sylvia Hladky. "Als die neue Regierung das Projekt dort wieder stoppen wollte, wehrten sich die Bürger."
"Westend-Kiez": So könnte der autofreie Bereich aussehen
Diese Idee will Hladky mit dem Projekt "Westend-Kiez" nach München tragen. Ziel ist, dass das Karree zwischen Kazmair-, Ganghofer-, Schwanthaler- und Schießstättstraße autofrei wird. Mit der Münchner Initiative Nachhaltigkeit hielt Hladky im Westend Veranstaltungen ab, ließ Flyer drucken, verhandelte mit Parkhausbesitzern und dem Bezirksausschuss.
Im Frühjahr 2022, hofft Hladky, könnten auf den Straßen in desem Karree Hochbeete und Blumenkübel stehen - sofern die Anwohner das möchten. "Wir wollen niemanden etwas überstülpen."
Doch sogar der ADAC ist nicht dagegen, in München den Verkehr zu beruhigen. "Solche Bereiche können ein tolles Instrument sein", sagt Florian Hördegen vom ADAC Südbayern. Allerdings brauche es viel Fingerspitzengefühl und Analysen - ansonsten komme es zu Stau auf den umliegenden Straßen.
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