Schmid vs. Roiderer: Streit um Bierpreisbremse auf dem Oktoberfest München
München - Als Kasperltheater hat Ex-Wiesnchefin Gabriele Weishäuptl das bezeichnet, was (Ex)-Wirtesprecher Toni Roiderer und (bald- Ex)-Wiesnchef Seppi Schmid in diesem Frühjahr zuerst vor den kopfschüttelnden Münchnern aufgeführt haben – und später auch vor den Oktoberfestfreunden weltweit.
Kasperltheater war bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein derbes Jahrmarktsvergnügen für Erwachsene und Jugendliche – in etwa so wie das "Atemlos"-Gröhlen, Banktanzen und Biertrinken heute. Das Wiesnbiertrinken ist aber mit den Jahren traditionell immer teurer geworden, weshalb Josef – Seppl – Schmid heuer im März im Stadtrat eine Bierpreisbremse von 10,70 Euro pro Maß und eine Umsatzpacht für Wiesn-Wirte vorgeschlagen hat.
Nun einen Kasperl in dem darauffolgenden Theater zu definieren, fällt schwer. Aber auch wenn er’s nicht mögen wird, fällt doch dem Roiderer Toni diese Rolle zu.
Denn Austeilen kann der Wirte-Polterer in diesem derben Volksstück besonders gut: Im Interview mit der AZ-Reporterin (von Roiderer auch schon liebevoll mit "Na du alte Hexe" begrüßt) sagt er über den Seppl: "Ein Komiker, des is’ doch ned normal" und wirft Seppl vor, "despotisch" zu sein.
Schmid sagt Friedensgipfel ab
Woraufhin Seppl, der eigentlich ein Freund vom Kasperl ist, ein Gespräch mit Wiesnwirten und Schaustellern über Bierpreisbremse und Umsatzpacht kurzfristig absagt. Weil er aufgrund der persönlichen Angriffe keine Gesprächsgrundlage für eine ernste und sachliche Diskussion zur Reform der Wiesn sehe. Eine Klatsche für Toni Roiderer. Gazetten auf der ganzen Welt berichteten über den Bierpreisstreit.
Weil der Kasperl aber auch weise ist und die Zuschauer zum richtigen Handeln anleiten soll, besann sich Toni Roiderer auf diese Rolle und entschuldigte sich schriftlich: "Lieber Sepp ...". Gab’s ein glückliches Ende für Kasperl und Seppl? Die Bierpreisbremse verhinderte der Stadtrat, aber eine Umsatzpacht kam.
Es kamen auch Besucher zur Wiesn, 6,2 Millionen schätzt Seppl, und nennt das früher so derbe Jahrmarktsvergnügen "eine Wiesn zum Genießen, eine Wiesn zum Flanieren, eine wundervolle Wiesn".
Trotzdem: Seppl kündigt seinen Job als Wiesnchef (und Zweiter Bürgermeister) und will nächstes Jahr in den Landtag. Wegen seinem Spezl Kasperl? Nein, der trat als Wirtesprecher nach der Wiesn auch zurück. Ende gut, alles gut?
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