"Neues Kapitel": Josef Schmid kandidiert für Landtag

Nach 16 Jahren im Stadtrat schmeißt der CSU-Bürgermeister Josef Schmid im Rathaus hin. Er will in den Landtag einziehen – und Minister werden?
Florian Zick, Michael Schilling |
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Als CSUler, zumal als einer, der auch noch Direktor des Jagd- und Fischereimuseums ist, trägt Manuel Pretzl gerne mal einen Janker. Als Trachtenkasper versteht er sich aber nicht.
Als CSUler, zumal als einer, der auch noch Direktor des Jagd- und Fischereimuseums ist, trägt Manuel Pretzl gerne mal einen Janker. Als Trachtenkasper versteht er sich aber nicht.

München - Überraschung im Rathaus: Bürgermeister Josef Schmid (CSU) kehrt der Kommunalpolitik den Rücken und will 2018 für den Landtag kandidieren. Er sei Lokalpolitiker aus Leidenschaft, sagte Schmid gestern. Die Entscheidung sei ihm deshalb auch nicht leichtgefallen. "Mit 48 ist es jetzt aber an der Zeit, noch einmal ein neues politisches Kapitel aufzuschlagen."

Schmid hatte bislang immer dementiert, entsprechende Ambitionen zu hegen. In den vergangenen Tagen und Wochen seien aber so viele Leute an ihn herangetreten, der Kreisverband, diverse Ortsvorsitzende und auch ganz einfache CSU-Mitglieder, dass er sich "nach sehr intensiver Überlegung" nun zu diesem Schritt entschlossen habe.

Am Wochenende hat sich Schmid mit der Münchner Parteispitze abgestimmt. Am Dienstagabend folgten die Parteifreunde im Münchner Westen. Und schließlich bekam er gestern dann auch noch von seiner Frau Natalie den Segen für einen Wechsel ins Maximilianeum.

Schmid wird bei der Wahl im Stimmkreis München-Pasing antreten. Offiziell aufstellen wird die CSU ihren dortigen Kandidaten zwar erst im Dezember. Otmar Bernhard, der bisherige Platzhirsch im Westen, hat aber gestern bereits erklärt, den Staffelstab gerne weiterzureichen und nicht noch einmal kandidieren zu wollen.

Unklar ist, welche Rolle Schmid im Landtag künftig spielen will

Auf einen Kabinettsposten spekuliert Schmid nach eigenen Angaben nicht. Zumindest zu Ministerpräsident Horst Seehofer dürfte das Verhältnis der Münchner CSU dafür auch viel zu schlecht sein. Man habe die CSU in München als die Volkspartei schlechthin etablieren können, "und das, obwohl uns der Parteivorsitzende keinerlei Unterstützung war", giftete Schmid gestern. Womöglich setzt Schmid aber darauf, dass sich bei einem Sturz Seehofers das gute Verhältnis der Münchner CSU zu Markus Söder auszahlt.

Der zumindest lobte Schmid gestern auf AZ-Nachfrage mal wieder demonstrativ. "Josef Schmid ist eine angesehene politische Persönlichkeit in München und in der CSU einer der angesehensten kommunalen Wahlkämpfer", sagte Söder. Er nannte Schmid eine "echte Stärkung". "Das wird das Ergebnis der CSU in München deutlich verbessern."

Offiziell will Schmid auch ausschließlich dabei mithelfen, die CSU wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen. Nach den dramatischen Verlusten bei der Bundestagswahl sei die Landtagswahl nun eine "schicksalhafte Wahl" für die CSU, sagte er. Da müsse man mit der stärksten Fraktion antreten. Deshalb sei er nun auch dem Ruf seiner Partei gefolgt.

Wer würde Schmids Nachfolger?

Schmid will seine Ämter als Bürgermeister und Wirtschaftsreferent bis nach der Landtagswahl ausüben. Sollte er nicht gewählt werden, will er bis zur Kommunalwahl 2020 weitermachen. Noch einmal gegen OB Dieter Reiter (SPD) antreten, will er dann aber nicht mehr. Die CSU muss sich so oder so einen neuen Spitzenkandidaten suchen.

Sollte Schmid wie zu erwarten 2018 in den Landtag wechseln, hätte die CSU noch ein anderes Problem: Die Stadtratsfraktion müsste sich einen neuen Bürgermeister suchen. Die Personalplanungen sind aber bereits angelaufen (siehe unten).

Der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle sprach in einer ersten Reaktion von einem "wichtigen Tag". "Wir akzeptieren und respektieren die Entscheidung von Josef Schmid", sagte er. Schmid saß 16 Jahre lang im Stadtrat. Sieben Jahre davon war er Fraktionschef, vier Jahre lang Bürgermeister. Nun schmeißt er im Rathaus hin.


CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl: Er könnte neuer Bürgermeister werden

Als CSUler, zumal als einer, der auch noch Direktor des Jagd- und Fischereimuseums ist, trägt Manuel Pretzl gerne mal einen Janker. Als Trachtenkasper versteht er sich aber nicht.
Als CSUler, zumal als einer, der auch noch Direktor des Jagd- und Fischereimuseums ist, trägt Manuel Pretzl gerne mal einen Janker. Als Trachtenkasper versteht er sich aber nicht.

Mit dem wahrscheinlichen Abschied aus dem Rathaus hat Josef Schmid (CSU) eine Reihe von Personalfragen aufgeworfen. Allen voran: Wer übernimmt für ihn als Bürgermeister? Als aussichtsreichster Kandidat gilt dabei Manuel Pretzl. Als Chef der Stadtratsfraktion sei der 42-Jährige der "natürliche und naheliegende Nachfolger", sagte Schmid gestern bei der Bekanntgabe seiner Entscheidung. Das letztgültige Wort habe aber die Stadtratsfraktion. "Das werden wir jetzt in Ruhe und Gelassenheit besprechen", so Schmid.

Für Pretzl wäre die Kür zum Bürgermeister ein steiler Aufstieg. Erst Anfang des Jahres hat er Hans Podiuk als Fraktionschef beerbt. Keine zwei Jahre später wird er nun womöglich eine weitere Stufe auf der Karriereleiter nehmen und in die Fußstapfen von Josef Schmid treten.

"Sehr reizvoll", sei das Amt des Bürgermeisters, sagte Pretzl gestern. Auf eine Kandidatur festlegen wollte er sich gleichwohl nicht. Pretzl hat aber auch noch Zeit, sich die Sache zu überlegen. Die CSU will die Personalie erst Mitte des nächsten Jahres klären.

Eines kann man aber schon jetzt sagen: Pretzl wird sich anders als Schmid wohl nicht neben dem Bürgermeister-Amt auch noch die Aufgabe als Wirtschaftsreferent ans Bein binden. Auch für diese Position wird die CSU also einen Nachfolger suchen müssen.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: Schock für die CSU

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