Petition für Tunnel im Englischen Garten: "Es müssen weniger Bäume fallen"
München - Eigentlich hat sich der Stadtrat im vergangenen März schon gegen das Projekt entschieden, das Petra Lejeune und Hermann Grub als "Wiedervereinigung" des Englischen Gartens bezeichnen. Das gestoppte Projekt: An der Stelle, wo der Mittlere Ring im Nordosten den Garten in Nord- und Südteil trennt, könnte ein Tunnel entstehen, der wieder für die Naturruhe sorgt, die hier vor über 50 Jahren herrschte.
Vorwürfe gegen Münchner Stadtrat: "Da wurde eine Machbarkeitsstudie unterschlagen"
Großes Thema war bei der März-Abstimmung im Stadtrat, dass zusätzlich zu den ursprünglich kalkulierten 540 Bäumen 340 weitere Bäume gefällt werden müssten. Das gab für viele Stadträte den entscheidenden Impuls, gegen den Tunnel zu stimmen. Und hier beginnt die Kritik des Architektenpaares Lejeune und Grub.
"Da wurde eine Machbarkeitsstudie von 2016 unterschlagen", sagt Petra Lejeune und Hermann Grub legt den Journalisten eine Kopie der Studie vor, in Auftrag gegeben vom Baureferat München. Es sei ein Rätsel, sagen Grub und Lejeune, woher diese zusätzlichen 340 Bäume kämen, von denen bei der Stadtratsentscheidung vom März die Rede gewesen ist.
In dieser Studie von 2016 stehe auch, dass eine sogenannte Deckelbauweise möglich sei, die schonender ablaufe, als in der Machbarkeitsstudie, die das Paar selbst erstellt hatte. Im Jahr 2011 kam ihr eigenes Papier zum Schluss, dass eine offene Bauweise nötig sei, bei der das Erdreich nicht untergraben, sondern wie in Baugruben ausgehoben werden würde. "Vielleicht müssten somit sogar weniger als die 540 Bäume aus der ursprünglichen Kalkulation fallen", sagt Grub.
Architekten-Paar demonstriert für Tunnel unter dem Englischen Garten
Das Architektenpaar kämpfte viele Jahre für seine Tunnel-Idee. Um am Ende zu scheitern? So sah es eigentlich zuletzt aus. Aber jetzt sind die beiden wieder da, kämpfen öffentlich weiter. Am Donnerstag enthüllten sie eine Aufstellwand, um für ihr Anliegen gut sichtbar zu demonstrieren. Und zwar ganz in der Nähe des Seehauses, dort, wo der Tunnel einmal entlangführen könnte.
Am kommenden Montag wollen Lejeune und Grub zusätzlich politischen Druck erzeugen und eine bereits formulierte Petition im Landtag einreichen.
Dem Paar ist wichtig, nicht verbissen daherzukommen. Sie haben schließlich Argumente: "Wir sagen nicht: Der Tunnel muss sofort gebaut werden", sagt Grub, "das einzige, was wir wollen, ist, dass das Planungsverfahren nicht gestoppt wird. Sonst hätte man auch 2,7 Millionen Euro an bisherigen Planungskosten vergeudet." Und wenn der fürchterliche Krieg mal vorbei sei, könne man den Bau wieder konkret planen.
Wie viel würde der Tunnel kosten?
Bleibt die Idee der Nord-Süd-Wiedervereinigung des Englischen Gartens lebendig? Fast 400 Meter wäre der geplante Tunnel lang. Oberirdisch würde wieder Natur-Idylle herrschen, statt dem heftigen Rauschen Tausender vorbeifahrender Autos. Auch die Fußgängerbrücke über den Ring wäre nicht mehr nötig.
Der Gedanke kommt auch bei den Münchnern gut an. Laut einer Umfrage von Infratest haben 83 Prozent angegeben, dass sie so einen Tunnel befürworten.
"Durch einen Tunnel könnte man 9,5 Hektar entsiegeln und 2,5 Meter Erde aufschütten", so sagt es Hermann Grub. Und das würde reichen, um mindestens so viele, tief wurzelnde Bäume einzupflanzen, wie zuvor für den Tunnelbau gefällt werden, sagt Lejeune. Was der Tunnelbau Stand heute kosten würde? "Etwa 125 Millionen Euro", sagt Grub, plus Fördermittel in Millionenhöhe.
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