Gedenken zu Oktoberfest-Attentat von 1980: "Die Erinnerung ist wach"

Vor 42 Jahren tötete eine Bombe auf dem Oktoberfest zwölf Menschen und den Attentäter. Wie jedes Jahr wird auch heute wieder der Opfer gedacht. Münchens Oberbürgermeister findet deutliche Worte.
AZ/dpa |
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Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter trifft bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Oktoberfest-Attentats am Denkmal vor dem Haupteingang Betroffene.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter trifft bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Oktoberfest-Attentats am Denkmal vor dem Haupteingang Betroffene. © Felix Hörhager/dpa

München - Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat am Jahrestag des Oktoberfest-Attentats von 1980 zum Kampf gegen Rechtsextremismus "mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften" aufgerufen.

Gedenken an Oktoberfest-Attentat 1980: OB Dieter Reiter legt Kranz nieder

Am Wiesn-Haupteingang, dem Ort des Anschlags, verlas er bei einer Kranzniederlegung die Liste der zwölf damals getöteten Wiesn-Besucher. "Die Erinnerung ist wach", sagte Reiter. An dem Gedenken nahmen Überlebende und Angehörige von Opfern teil.

Über Jahrzehnte sei der Anschlag als Tat eines unpolitischen Einzeltäters quasi abgehakt worden, sagte Reiter. Er würdigte dabei das Engagement der DGB-Jugend, die seit 40 Jahren das Gedenken hauptsächlich organisiert hat und so gegen das Vergessen eintrat. Dafür habe die Gewerkschaftsjugend nicht nur Wohlwollen geerntet. Stattdessen habe sie sich auch mit zunehmendem Desinteresse und sinkender öffentlicher Aufmerksamkeit auseinandersetzen müssen.

Oktoberfest-Attentat: Schwerster rechtsextremer Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik

Am Abend des 26. September 1980 hatte eine Bombe zwölf Wiesn-Besucher sowie den rechtsextremen Bombenleger Gundolf Köhler selbst in den Tod gerissen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Es war der schwerste rechtsextreme Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik.

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Erst 2020 stellte die Bundesanwaltschaft nach einer Wiederaufnahme des Verfahrens fest, dass Köhler aus rechtsextremistischer Motivation handelte. Er wollte demnach die damalige Bundestagswahl beeinflussen und wünschte sich einen Führerstaat nach NS-Vorbild. Diese klare Einordnung sei längst überfällig gewesen sagte Reiter.

"Resozialisierung funktioniert bei Straftätern. Das muss doch bei Opfern auch gehen"

Zum 40. Jahrestag kam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt zu dem Gedenken. Die Politiker räumten Fehler bei den damaligen Ermittlungen und der politischen Einschätzung ein. Es gab Entschuldigungen an die Opfer.

Betroffene leiden bis heute. Der 54-jährige Robert Höckmayr verlor zwei Geschwister und wurde schwer verletzt. Es folgten Operationen - und immer neue Anträge auf Entschädigungen. Es gebe zu viel Bürokratie, vor allem fehle Unterstützung im sozialen Bereich, sagt er. Das gelte auch für Opfer anderer Attentate wie am Olympia-Einkaufszentrum in München. "Resozialisierung funktioniert bei Straftätern. Das muss doch bei Opfern auch gehen."

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9 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 27.09.2022 14:31 Uhr / Bewertung:

    Es ist schon erstaunlich, wie wenig Empathie von manchen Foristen den Opfern und Angehörigen dieses rechtsextremistischen Anschlags entgegen gebracht wird.
    Und das in einer Zeit, in der die "Postfaschisten" wieder das jubeln anfangen und sich gegenseitig beglückwünschen.
    Stattdessen werden "Vergleiche" mit der Hexenverfolgung oder dem dreissigjährigen Krieg gezogen.

  • Sarah-Muc am 27.09.2022 13:25 Uhr / Bewertung:

    Es handelt sich bei diesen Attentaten um Terroranschläge - das darf einfach nie in
    Vergessenheit geraten - jedenfalls für die betroffenen Generationen und deren Kinder.
    Warum kommen dann immer die Beispiele mit Hexenverfolgungen (Mittelalter hat nichts mehr mit unserem Leben zu tun) und irgendwelchen anderen Anschlägen und Überfällen - das sind meist privat veranlasste Straftaten.
    Ich geh mal davon aus, die Kritik kommt immer aus der gleichen Ecke. Ist halt so, wir anderen werdens überleben. Wir sind mehr.

  • Plato's Retreat am 27.09.2022 11:43 Uhr / Bewertung:

    Der Herr Reiter soll sich mal um die Stadtentwicklung kümmern. Da liegt vieles im Argen.

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