Nach Anschlag in München: Auch traditionelles Geldbeutelwaschen am Marienplatz abgesagt
München - Das traditionelle Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen am Marienplatz wird dieses Jahr nicht stattfinden. Geplant war es für Aschermittwoch, 5. März. Der St. Patrick's Day hingegen wird in München gefeiert.
Anderes Sicherheitskonzept: München feiert St. Patrick's Day
Update 26. Februar, 12.11 Uhr: Der traditionelle Umzug zu Ehren des irischen Nationalheiligen findet "mit einem angepassten Sicherheitskonzept" statt, und zwar am Sonntag, 16. März, um 12 Uhr. "Dann werden die irischen Nationalfarben in der Leopoldstraße und in der Ludwigstraße, von der Münchner Freiheit bis zum Odeonsplatz, wieder allgegenwärtig sein", teilen die Veranstalter am Dienstag mit.

Es ist die 27. Münchner Parade zum St. Patrick's Day. Bereits am Samstag, 15. März kann man sich ab 11 Uhr bei der Pre-Party auf dem Odeonsplatz einstimmen und auf die irisch-bayerische Freundschaft anstoßen: An beiden Tagen sind vor der Feldherrnhalle zahlreiche Gastronomiestände und eine Bühne für das begleitende Kulturprogramm aufgebaut.
Stadt München sagt Geldbeutelwaschen wegen Anschlag ab
Erstmeldung 24. Februar, 13.21 Uhr: Wie die Stadt mitteilt, ist der Anschlag auf den Verdi-Demonstrationszug vom 13. Februar, bei dem zwei Menschen getötet und über 30 verletzt wurden, der Grund. "Wann dürfen wir nach dem schrecklichen Anschlag wieder zur Normalität zurückkehren?", fragt OB Dieter Reiter (SPD) in einer Mitteilung der Stadt. "Bereits einen Tag nach Ende des Faschings, zu dem wir alle städtischen Veranstaltungen abgesagt haben? Ein Richtig oder ein Falsch gibt es hier nicht", so Reiter.
Es sei eine schwierige Entscheidung, "die aber getroffen werden muss". Er halte es "für angemessen, aus Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen auch diese Veranstaltung noch abzusagen", so Reiter. Darum habe die Stadt "im Benehmen mit der Hacker Pschorr-Brauerei" das Geldbeutelwaschen dieses Jahr abgesagt.
St. Patrick's Day steht noch auf der Kippe
Im letzten Jahr feierten 50.000 Menschen bei der Parade zum St. Patrick's Day an der Leopoldstraße und Ludwigstraße. In München wird der irische Nationalfeiertag so groß zelebriert wie sonst nirgends auf dem europäischen Festland. Auch am 15. und 16. März soll München wieder grün sehen – wenn Sicherheitsbedenken nicht dazwischen funken.
Bedenken bei den Veranstaltern: "Es liegt nicht nur in unseren Händen"
"Wir sind sehr guter Dinge, dass das Festival stattfindet, aber es liegt nicht nur in unseren Händen", sagt Paul Daly, Mitgründer der ersten St. Patrick's-Day-Parade 1996 und Betreiber des Kilian's Irish Pub an der Frauenkirche. Dort wurde am Donnerstag das geplante Programm für das diesjährige Festival vorgestellt.
Die Vorbereitungen laufen, dennoch klingen Bedenken durch bei den Veranstaltern. Der St. Patrick's Day ist das nächste Großereignis in München, nachdem die Faschingsfeiern für Anfang März weitgehend abgesagt wurden. Trifft den St. Patrick's Day das gleiche Schicksal?
Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner ist zuversichtlich
Der Referent für Arbeit und Wirtschaft, Clemens Baumgärtner (CSU), ist auch dabei am Donnerstag. Seit dem letzten Jahr fördert die Stadt den St. Patrick's Day mit 95.000 Euro jährlich. "Ich plädiere dafür, dass man Augenmaß behält", sagt Baumgärtner der AZ. Wenn die Sicherheitsvorkehrungen so ausgeprägt sind, dass damit die Veranstaltung verunmöglicht werde, könne das nicht Sinn und Zweck sein. "Ich halte den St. Patrick's Day aus heutiger Sicht für gut durchführbar", resümiert Baumgärtner.

St.-Patrick's-Day-Parade für 16. März geplant
Planmäßig soll es mit einer Pre-Party auf dem Odeonsplatz am Samstag, 15. März, ab 11 Uhr losgehen. Am Sonntag findet dann die große Parade statt. Dieses Jahr sollen rund 1500 Teilnehmer in fast 70 Gruppen daran teilnehmen. Verschiedene Musiker werden zum St. Patrick's Day auftreten, darunter auch OB Dieter Reiter (SPD) mit der Paul Daly Band. Die Polizei und das Kreisverwaltungsreferat (KVR) beraten laut Veranstaltern derzeit noch darüber, ob und in welcher Form Parade und Feste stattfinden können.
Emmeringer Wolfgang Schramm (75) führt Parade als St. Patrick an
Für Wolfgang Schramm (75) wäre eine Absage sicher schade. Er würde die große Parade am 16. März in der Rolle des St. Patrick für München anführen. Der langjährige AZ-Leser feiert in diesem Jahr sein zehntes Jubiläum und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Die AZ hat ihn am Donnerstag zum Interview getroffen:
AZ: Herr Schramm, was macht Ihnen in der Rolle des St. Patrick in München am meisten Spaß?
WOLFGANG SCHRAMM: Einfach den Zug anzuführen und zu sehen, wie sich die Leute freuen, wenn sie mich sehen. Ich mache gerne Fotos mit den vielen Menschen und höre gerne irische Musik.

Wie erklären Sie sich den großen Erfolg des St. Patrick Days in München?
Die Münchner feiern einfach gerne. Fasching war in München früher mehr, da ist nicht so viel los. Der St. Patrick's Day füllt deswegen eine Art Lücke und sorgt dafür, dass endlich wieder etwas passiert in der Stadt.
Was machen Sie, wenn Sie nicht in der Rolle des St. Patrick sind?
Ich bin Rentner und arbeite nebenbei als Fahrer für behinderte Kinder. Ansonsten bin ich schon lange Mitglied des Deutsch-Irischen Freundeskreises und auch schon früher bei der Parade mitmarschiert. Dort habe ich das Vereinsbanner getragen.
Letzte Parade? "Solange ich die Strecke ohne Rollator schaffe, werde ich St. Patrick bleiben"

Heuer sind Sie zum zehnten Mal St. Patrick. Es gibt Gerüchte, dass Sie bald aufhören wollen – stimmt das?
Eigentlich wollte ich schon in diesem Jahr Schluss machen, aber es macht einfach so viel Spaß. Solange ich kann, mache ich das weiterhin gerne. Die Parade geht 2,5 Kilometer von der Münchner Freiheit bis zum Odeonsplatz. Solange ich die Strecke ohne Rollator schaffe, werde ich auch St. Patrick bleiben.