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Nach Anschlag in München: Deutsche Eiche sagt Faschingsfeier nun doch ab

Die Stadt sagt ihre Feiern ab. Nach der "stillen Woche" ohne den großen Faschingsumzug am Sonntag planen Faschingsvereine, ihre Bälle und Feste zu feiern. Die Deutsche Eiche entscheidet sich am Mittwoch um.
Eva von Steinburg
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Faschingspause aus Pietätsgründen nach dem Anschlag vom letzten Donnerstag.
Faschingspause aus Pietätsgründen nach dem Anschlag vom letzten Donnerstag. © Michael Reichel/dpa

München - Drachenkostüme, Piratentücher und Clownsnasen: Vom Thomas-Wimmer-Ring sollte es zu Fuß zum Marienplatz gehen. Doch die Damischen Ritter verzichten auf ihren großen Faschingsumzug am Sonntag – diese Entscheidung haben sie nach dem Anschlag in der Seidlstraße getroffen.

Absage des Faschingsumzugs in München nach Anschlag

Nicht aus Sorge um die Sicherheit, sondern "aus Pietätsgründen" fällt dieser Top-Programmpunkt mit 50 Gruppen und 30.000 Zuschauern aus. Rund 2000 Teilnehmer haben sich vergeblich auf den fröhlich-bunten Straßenumzug mit Musik vorbereitet.

Fällt der Fasching heuer in München insgesamt aus? Die Abendzeitung hat sich bei einem Wirt und Faschingsvereinen umgehört, ob die Partys, Bühnenprogramme, Bälle und vor allen die Freiluft-Sause am Viktualienmarkt und Marienplatz jetzt überhaupt stattfinden.

"Neue Sicherheitsauflagen": Absage von traditionellem Faschingsstraßenfest

Faschingsdienstag ist im Gärtnerplatzviertel zwischen Reichenbachplatz und Gärtnerplatz immer eine dichte Partyzone – mit mehreren Tausend Menschen. "Wir haben gerade überlegt und diskutiert: Wir lassen unseren Fasching stattfinden! Sonst hätte der IS sein Ziel erreicht", sagte Deutsche-Eiche-Wirt Dietmar Holzapfel am Montag der Abendzeitung.

"Wir lassen unseren Fasching stattfinden! Sonst hätte der IS sein Ziel erreicht", sagte Deutsche-Eiche-Wirt Dietmar Holzapfel am Montag. Am Mittwoch kam dann doch die Absage.
"Wir lassen unseren Fasching stattfinden! Sonst hätte der IS sein Ziel erreicht", sagte Deutsche-Eiche-Wirt Dietmar Holzapfel am Montag. Am Mittwoch kam dann doch die Absage. © imago/STL

Auf der Bühne sollten am 4. März wieder die schönsten Kostüme prämiert, ein Sicherheitskonzept erarbeitet werden. Am Mittwoch dann der Rückzieher.

"Schweren Herzens müssen wir unser Straßenfest am Faschingsdienstag aus Gründen absagen, die außerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches liegen. Ursache dafür sind die kurzfristig erteilten, zusätzlichen Sicherheitsauflagen der Landeshauptstadt München, die teilweise auch mit den tragischen Ereignissen vom 13.02. verbunden sind", heißt es auf der Website des traditionsreichen Treffpunkts Münchner Kulturschaffender und der schwul-lesbischen Szene.

Die Deutsche Eiche in der Reichenbachstraße 13: Das traditionelle Faschingsstraßenfest sollte eigentlich am 4. März stattfinden.
Die Deutsche Eiche in der Reichenbachstraße 13: Das traditionelle Faschingsstraßenfest sollte eigentlich am 4. März stattfinden. © Hannes Magerstädt

Deutsche Eiche: "Wir können die Enttäuschung vieler Gäste nachvollziehen"

Die Sicherheit von Gästen und Mitarbeitern stehe "an oberster Stelle". Und weiter: "Die neuen Vorgaben für ein Straßenfest sind aber in der Kürze der Zeit leider nicht umsetzbar, da sind unsere Hände gebunden. Wir können die Enttäuschung vieler Gäste nachvollziehen – insbesondere der Faschingsfans, die sich auf unbeschwerte Feierlichkeiten gefreut haben. Auch wir hätten diesen Moment gerne mit ihnen erlebt, die Entscheidung über die städtischen Faschingsveranstaltungen hat aber auch eine Auswirkung auf alle anderen Veranstaltungen im Freien."

"Zwiegespalten": Faschingspartys im Gärtnerplatzviertel und am Viktualienmarkt

Für die Würmesia spricht Präsidentin Elisabeth Proyer: "Ich finde es sehr schade, dass der große Umzug nicht stattfindet. Aber zeitlich ist das wohl noch zu nah an der schrecklichen Tat." Ihr bekannter Faschingsverein (150 Mitglieder) sei jetzt "zwiegespalten", doch man wolle den großen Kinderfasching und alle anderen Planungen weiterlaufen lassen.

Proyer: "Ich persönlich meine, man sollte solchen Tätern keine Plattform geben, mit der sie erreichen können, dass das ganz normale Leben nicht mehr stattfinden kann. Wir bringen schließlich etwas Ablenkung, Freude und Zuversicht in dieser schweren Zeit."

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Nach Anschlag an der Seidlstraße: Stadt sagt Faschingsfeiern auf dem Viktualienmarkt ab

Nun hat die Stadt entschieden, ihre Faschingsfeiern auf dem Viktualienmarkt abzusagen. Sowohl der Unsinnige Donnerstag am 27. Februar als auch der Faschingsdienstag  (4. März) mit dem Tanz der Marktfrauen sind davon betroffen. 

Die Markthallen schreiben in einer gemeinsamen Mitteilung mit dem Kommunalreferat: "Als Stadtfamilie erscheint es uns im Angesicht des Anschlags und insbesondere aufgrund des gewaltsamen Todes unserer Kollegin aus der Stadtverwaltung und ihrer kleinen Tochter unvorstellbar, unbeschwert auf dem Viktualienmarkt Fasching zu feiern. Als Stadtfamilie können wir im Angesicht unserer zahlreichen vom Anschlag körperlich und psychisch betroffenen Kolleginnen und Kollegen nicht einfach den Hebel wieder umlegen. Als Stadtfamilie sind wir tief betroffen, traurig und fassungslos ob des unermesslichen Leids, das über unsere Heimatstadt hineingebrochen ist."

Der Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt ist immer ein Höhepunkt des Münchner Faschings.  Nach dem Anschlag wurde er nun von der Stadt abgesagt.
Der Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt ist immer ein Höhepunkt des Münchner Faschings. Nach dem Anschlag wurde er nun von der Stadt abgesagt. © Peter Kneffel/dpa

Man bitte "alle, die seit Wochen und Monaten auf die beiden Veranstaltungen hingearbeitet und hingefiebert haben, um Verständnis, dass beide städtischen Faschingsveranstaltungen auf dem Viktualienmarkt hiermit abgesagt werden."

Der abgesagte große Faschingsumzug vom Sonntag trifft die Narrhalla, mit 500 Mitgliedern Münchens größter Faschingsverein. Michaela II. und Christian IV., das Prinzenpaar der Narrhalla, besuchte dennoch am Montag planmäßig einen Kindergarten und eine Schule für Kinder mit Behinderungen. "Wir tragen die Entscheidung der Stadt mit, sind aber sehr traurig", sagte Narrhalla-Sprecher Sebastian Kriesel.

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8 Kommentare
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  • AK1 am 19.02.2025 19:14 Uhr / Bewertung:

    Was soll denn die "stille Woche" sein? Ist mir bisher nicht untergekommen, aber die wäre morgen vorbei. Dem stünde auch der Umzug der Damischen Ritter nicht entgegen.
    Einfach traurig das ganze! Es werden schon genug Faschingszüge abgesagt, weil die Vereine die Sicherheitsauflagen nicht mehr umsetzen bzw. bezahlen können. Wo soll das hinführen?

  • FRUSTI13 am 19.02.2025 17:27 Uhr / Bewertung:

    Und da wird für eine liberale und offene Gesellschaft demonstriert! Und wem haben wir das zu verdanken, dass wir genau das Gegenteil erleben?

  • AllesBesser am 19.02.2025 16:51 Uhr / Bewertung:

    Ich halte die Faschingsabsagen für falsch. Wem ist denn damit geholfen? Bei allem Respekt für die Opfer, es hilft weder den Toten noch den Verletzten oder Traumatisierten, wenn der Rest nicht feiert. Und gerade in diesen etwas düsteren Zeiten ist es wichtig, auch einfach mal feiern zu dürfen.

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