Nach der Tram-Absage: Wie der Tunnel unter dem Englischen Garten aussehen soll
München – Es ist ein Thema, das die Stadt schon sehr lange beschäftigt – und es wird auf jeden Fall noch ein Thema bleiben: Wie geht es weiter mit dem geteilten Englischen Garten? Gibt es einen Tunnel? Oder doch noch eine Tramtrasse?
Nach der Absage des Freistaats im vergangenen März (AZ berichtete) für die grün-roten Pläne, eine Tram durch den Park zu bauen, wittern die Tunnelfreunde nun wiederum ihre Chance, die Diskussion um ihre Vorschläge wieder zu beleben.

E-Garten-Tunnel: Neuer Vorschlag nach Tram-Aus
"Jetzt tun sich alle zusammen und haben sich lieb und alles wird gut", sagt Petra Lejeune lächelnd und optimistisch bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit der Fraktion der FDP/Bayernpartei und dem CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper am Dienstag im Rathaus. Lejeune und ihr Ehemann Hermann Grub kämpfen seit 2010 für ihren Vorschlag, den Tunnel zu bauen und so den geteilten Englischen Garten wieder zu vereinen.
"Warum nicht diese beiden Projekte verbinden", so Grub am Dienstag bei der Vorstellung der Idee. Genauer gesagt sind es zwei Ideen: Vorschlag eins, eine "sehr, sehr, sehr preiswerte Lösung", wie Bayernpartei-Stadtrat Richard Progl meint: Die Tram wird ebenfalls durch den Tunnel geführt, und zwar zusammen mit dem Autoverkehr auf einer der drei Spuren, die je Richtung vorgesehen wären. Preiswert sei diese Lösung, weil die Planungen für den Tunnel bereits vorlägen. 2017 hatte der Stadtrat den Tunnelbau beschlossen. Damalige Kostenschätzung: 125 Millionen Euro.

Neuer Tunnel-Vorschlag für Englischen Garten: Auto und Trams sollen unter die Erde
Die Tram soll laut dem Vorschlag auf der jeweils äußersten Spur fahren; gemeinsam mit den Autos. Es sei "zu prüfen, ob die doppelgenutzte Spur breiter als die übrigen und ampelgeregelt sein müsste". Und auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer könnte nötig sein. Damit könnten drei Nord-Süd-Verbindungen aus Ost und West erreicht und damit "tatsächlich eine Nordtangente hergestellt werden", so die Idee.
Die zweite und auch noch einmal teurere Idee: Die Trambahnen werden auch durch den Tunnel geführt, allerdings jeweils in separaten Röhren in beide Richtungen, neben den sechs Auto-Spuren. Wie viel die beiden Varianten jeweils kosten würden - und ob es überhaupt möglich wäre, die Trambahnen gemeinsam mit den Autos durch einen Tunnel zu führen, ist aktuell nicht bekannt. Es seien Ideen, die man zur Diskussion stellen wolle, heißt es am Dienstag. Für den Tunnelkämpfer Hermann Grub ist jedoch klar: "Es ist der erste realistische Vorschlag, eine Tram durch den Englischen Garten zu realisieren".
Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper unterstützt diese Idee und will sich beim Freistaat dafür einsetzen. Er ist immer noch sichtlich verärgert über die Entscheidung des Stadtrats im März 2022, das Tunnelprojekt zu beerdigen, weil dafür zu viele Bäume gefällt werden müssten. "Mit einer Lüge hat man das Projekt beendet", so Brannekämper am Dienstag. Der Freistaat habe das Projekt immer positiv begleitet. Mit bald zu erwartenden anderen Mehrheitsverhältnissen in Berlin sei außerdem auch da mehr möglich.
"Glaube nicht, dass das alles erleichtert": Grünen-Stadtrat sieht Tunnel-Vorschlag kritisch
Skeptischer ist da der Grüne Stadtrat Paul Bickelbacher. Auf AZ-Anfrage sieht er die Vorschläge vor allem aus technischer Sicht kritisch. Er weist darauf hin, dass Trambahnen einen höheren Tunnel brauchen als Autos und dass auch die Anfahrtsschneise größer werden müsste. "Ich glaube nicht, dass das der Vorschlag ist, der alles erleichtert und verbessert", so sein Fazit.
Trotzdem betont Bickelbacher, dass er einem Tunnel durch den Englischen Garten nicht grundsätzlich abgeneigt ist – obwohl beim Tunnelbau viel Beton bewegt wird. Er sieht aber auch das Ende der Trampläne noch nicht so klar, Gespräche mit dem Freistaat dazu seien noch ausstehend. Seine Haltung: "Ich würde einen Tunnel für den Kfz-Verkehr in zehn oder 20 Jahren nicht völlig ausschließen, für die Tram brauchen wir aber eine einfache und für die Fahrgäste attraktive Lösung, die bald kommen sollte."
Noch ist nicht klar, ob, wie und zu welchem Preis ein Tunnel unter dem Englischen Garten für Autos und Trambahnen möglich wäre. Das soll die Stadt auf Antrag der FDP/Bayernpartei mit einer Machbarkeitsstudie klären. Das hat die FDP bereits im März beantragt und tut das am Mittwoch erneut.
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