Nach der Tram-Absage: Wie der Tunnel unter dem Englischen Garten aussehen soll

Nächste Idee für den geteilten Englischen Garten: Die Tram fährt einfach auch durch einen Tunnel. Inzwischen gibt es zwei Vorschläge für diese Lösung. FDP/Bayernpartei will eine Machbarkeitsstudie, die Grünen sind skeptisch.
Jan Krattiger
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So in der Art hätte eine Tram im Englischen Garten aussehen können. Der Plan ist nun vom Tisch. Lebt damit der Tunnel unter dem Englischen Garten wieder auf?
So in der Art hätte eine Tram im Englischen Garten aussehen können. Der Plan ist nun vom Tisch. Lebt damit der Tunnel unter dem Englischen Garten wieder auf? © MVG

München – Es ist ein Thema, das die Stadt schon sehr lange beschäftigt – und es wird auf jeden Fall noch ein Thema bleiben: Wie geht es weiter mit dem geteilten Englischen Garten? Gibt es einen Tunnel? Oder doch noch eine Tramtrasse?

Nach der Absage des Freistaats im vergangenen März (AZ berichtete) für die grün-roten Pläne, eine Tram durch den Park zu bauen, wittern die Tunnelfreunde nun wiederum ihre Chance, die Diskussion um ihre Vorschläge wieder zu beleben.

Die jeweils äußere Autospur sollten sich die Autos mit den Trams teilen, so der neue Vorschlag zum E-Garten-Tunnel.
Die jeweils äußere Autospur sollten sich die Autos mit den Trams teilen, so der neue Vorschlag zum E-Garten-Tunnel. © dpa/ Grub+Lejeune

E-Garten-Tunnel: Neuer Vorschlag nach Tram-Aus

"Jetzt tun sich alle zusammen und haben sich lieb und alles wird gut", sagt Petra Lejeune lächelnd und optimistisch bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit der Fraktion der FDP/Bayernpartei und dem CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper am Dienstag im Rathaus. Lejeune und ihr Ehemann Hermann Grub kämpfen seit 2010 für ihren Vorschlag, den Tunnel zu bauen und so den geteilten Englischen Garten wieder zu vereinen.

"Warum nicht diese beiden Projekte verbinden", so Grub am Dienstag bei der Vorstellung der Idee. Genauer gesagt sind es zwei Ideen: Vorschlag eins, eine "sehr, sehr, sehr preiswerte Lösung", wie Bayernpartei-Stadtrat Richard Progl meint: Die Tram wird ebenfalls durch den Tunnel geführt, und zwar zusammen mit dem Autoverkehr auf einer der drei Spuren, die je Richtung vorgesehen wären. Preiswert sei diese Lösung, weil die Planungen für den Tunnel bereits vorlägen. 2017 hatte der Stadtrat den Tunnelbau beschlossen. Damalige Kostenschätzung: 125 Millionen Euro.

Kämpfer für eine neue Tunnelvariante: MdL Robert Brannekämper (CSU), Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei), die Architekten Petra Lejeune und Hermann Grub (v.l.). Foto: Jan Krattiger
Kämpfer für eine neue Tunnelvariante: MdL Robert Brannekämper (CSU), Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei), die Architekten Petra Lejeune und Hermann Grub (v.l.). Foto: Jan Krattiger © Jan Krattiger

Neuer Tunnel-Vorschlag für Englischen Garten: Auto und Trams sollen unter die Erde

Die Tram soll laut dem Vorschlag auf der jeweils äußersten Spur fahren; gemeinsam mit den Autos. Es sei "zu prüfen, ob die doppelgenutzte Spur breiter als die übrigen und ampelgeregelt sein müsste". Und auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer könnte nötig sein. Damit könnten drei Nord-Süd-Verbindungen aus Ost und West erreicht und damit "tatsächlich eine Nordtangente hergestellt werden", so die Idee.

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Die zweite und auch noch einmal teurere Idee: Die Trambahnen werden auch durch den Tunnel geführt, allerdings jeweils in separaten Röhren in beide Richtungen, neben den sechs Auto-Spuren. Wie viel die beiden Varianten jeweils kosten würden - und ob es überhaupt möglich wäre, die Trambahnen gemeinsam mit den Autos durch einen Tunnel zu führen, ist aktuell nicht bekannt. Es seien Ideen, die man zur Diskussion stellen wolle, heißt es am Dienstag. Für den Tunnelkämpfer Hermann Grub ist jedoch klar: "Es ist der erste realistische Vorschlag, eine Tram durch den Englischen Garten zu realisieren".

Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper unterstützt diese Idee und will sich beim Freistaat dafür einsetzen. Er ist immer noch sichtlich verärgert über die Entscheidung des Stadtrats im März 2022, das Tunnelprojekt zu beerdigen, weil dafür zu viele Bäume gefällt werden müssten. "Mit einer Lüge hat man das Projekt beendet", so Brannekämper am Dienstag. Der Freistaat habe das Projekt immer positiv begleitet. Mit bald zu erwartenden anderen Mehrheitsverhältnissen in Berlin sei außerdem auch da mehr möglich.

"Glaube nicht, dass das alles erleichtert": Grünen-Stadtrat sieht Tunnel-Vorschlag kritisch

Skeptischer ist da der Grüne Stadtrat Paul Bickelbacher. Auf AZ-Anfrage sieht er die Vorschläge vor allem aus technischer Sicht kritisch. Er weist darauf hin, dass Trambahnen einen höheren Tunnel brauchen als Autos und dass auch die Anfahrtsschneise größer werden müsste. "Ich glaube nicht, dass das der Vorschlag ist, der alles erleichtert und verbessert", so sein Fazit.

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Trotzdem betont Bickelbacher, dass er einem Tunnel durch den Englischen Garten nicht grundsätzlich abgeneigt ist – obwohl beim Tunnelbau viel Beton bewegt wird. Er sieht aber auch das Ende der Trampläne noch nicht so klar, Gespräche mit dem Freistaat dazu seien noch ausstehend. Seine Haltung: "Ich würde einen Tunnel für den Kfz-Verkehr in zehn oder 20 Jahren nicht völlig ausschließen, für die Tram brauchen wir aber eine einfache und für die Fahrgäste attraktive Lösung, die bald kommen sollte."

Noch ist nicht klar, ob, wie und zu welchem Preis ein Tunnel unter dem Englischen Garten für Autos und Trambahnen möglich wäre. Das soll die Stadt auf Antrag der FDP/Bayernpartei mit einer Machbarkeitsstudie klären. Das hat die FDP bereits im März beantragt und tut das am Mittwoch erneut.

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  • linksgrünversifft am 12.06.2024 16:04 Uhr / Bewertung:

    "Die Tram soll laut dem Vorschlag auf der jeweils äußersten Spur fahren; gemeinsam mit den Autos."

    Wer 2024 noch Trambahnen plant, die sich den Raum mit dem Autoverkehr teilen müssen, hat den Schuss noch nicht gehört. Vor allem auf der Dauerstaufalle, dem Mittleren Ring. Man sieht doch jetzt schon am Ringbus, dass sich ÖPNV und Autos nicht vertragen.

    Busse und Straßenbahnen brauchen ihre eigenen Spuren und dürfen sich allerhöchstens in Kreuzungsbereichen mit dem Autoverkehr begegnen, wenn man ernsthaft eine Verkehrswende will.

  • Lichtzeichenanlage am 12.06.2024 11:25 Uhr / Bewertung:

    Wiede mal Widersprüche ohne Ende: Erst die angebliche "Parkzerstörung" durch die Tram kritisieren, aber dann die baulich viel einschneidendere Tunnellösung fordern. So viel zur "Umwelt-Liebe" der bisherigen Tram-Gegner.
    Und dazu noch nach dem Motto: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Und am besten eine gemeinsame Spur für Tram und Autos, damit sich alle gegenseitig blockieren.

    Dann doch lieber versuchen, die bisherigen Planungen irgendwie im Sinne des Freistaats anzupassen.

  • Tonio am 12.06.2024 11:18 Uhr / Bewertung:

    Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie wird sein: machbar, aber viel zu teuer. Profitieren wird lediglich das Büro, das die Machbarkeitsstudie erstellen wird.

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