München hinkt bei der E-Mobilität hinterher: So will die SPD das ändern

Im europäischen Vergleich ist die Infrastruktur für E-Mobilität in München mäßig. Eine Schnellladesäule am Busbahnhof Olympiapark und deutlich mehr Lademöglichkeiten für E-Autos im ganzen Stadtgebiet: Das fordert die SPD im Münchner Rathaus.
Hüseyin Ince
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An der Kaiserstraße werden die kleinteiligen Probleme der Elektromobilität sichtbar. Nicht jedes E-Auto (im Bild) ist so kompakt wie das von Stadtrat Nikolaus Gradl (l., SPD). Viele sind so groß, dass sie zwei Ladesäulen-Parkplätze blockieren. Auch Lars Mentrup - gelegentlich Leihauto-Fahrer - ist großer E-Mobil-Fan.
An der Kaiserstraße werden die kleinteiligen Probleme der Elektromobilität sichtbar. Nicht jedes E-Auto (im Bild) ist so kompakt wie das von Stadtrat Nikolaus Gradl (l., SPD). Viele sind so groß, dass sie zwei Ladesäulen-Parkplätze blockieren. Auch Lars Mentrup - gelegentlich Leihauto-Fahrer - ist großer E-Mobil-Fan. © inc

München - Lars Mentrup, SPD-Stadtrat und Landtagskandidat, ist sich am Freitag im Schwabiger Wirtshaus zur Brezn sicher. "Über kurz oder lang werden die Verbrennermotoren aussterben", sagt er.

Hier stellten er und sein Parteifreund und Stadtrat Nikolaus Gradl daher ein fünfteiliges Antragspaket vor, das den Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität beschleunigen soll, damit der Umstieg auf umweltfreundliche E-Fahrzeuge attraktiver werde.

1200 Ladepunkte für E-Autos gibt es in München – doch kaum welche kommen hinzu

München hat derzeit bundesweit gar keine schlechte Bilanz. 1.200 öffentliche Ladepunkte werden momentan im Stadtgebiet gezählt. Das sind 89 pro 100.000 Einwohner. Aber im Europavergleich hinkt Deutschland hinterher.

25.000 von rund 762.000 in München gemeldete Autos können aktuell mit Strom betankt werden. "Seitdem der Stadtrat 2018 beschlossen hat, 2.700 neue Ladepunkte einzurichten, kam fast keiner hinzu", betont Nikolaus Gradl. Und das, obwohl die Münchner heuer im Vergleich zu 2018 fast doppelt so viel Strom tanken (rund 13.500 kWh pro Säule).

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Hauptgrund für die fehlenden Säulen im öffentlichen Raum: Probleme mit der Vergabe. "Wir fordern die schnellstmögliche Vergabe von Aufträgen", sagt Gradl im Wirtshaus. Das kann man als Seitenhieb gegen den Koalitionspartner im Rathaus interpretieren.

Zuständig für die Vergabe dieser Aufträge ist nämlich das Grünen-nahe Referat für Klima und Umwelt (RKU) unter der Leitung von Christine Kugler (parteilos). Das RKU wollte die Vergabe wettbewerbsrechtlich sauber per Ausschreibung organisieren. Doch es gibt Zweifel daran.

Ein Ladesäulenbetreiber hat die Stadt München verklagt, weil er keine Ladesäulen bauen darf

Auch der Ladesäulenbetreiber Qwello hat bemängelt, dass die Aufträge für 2.700 neue Ladesäulen bisher nicht vergeben wurden. Die Firma hatte sich beworben und wurde abgelehnt. Qwello-Anwalt Benno Ziegler verklagte das RKU im Januar. Ein Urteil ist nicht gefallen.

Ziegler reicherte die Klage mit einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen an. Darin heißt es, es sei nicht nötig, für das Aufstellen von Ladesäulen ein Ausschreibungsverfahren zu starten. Dazu legte er ein Gutachten einer Verfassungsrechtlerin bei, von Professorin Eva Julia Lose: Die Frage, ob Ladesäulen in München aufgestellt werden dürfen, sei nicht vom Wettbewerbsrecht abhängig.

Die Münchner Park-and-Ride-Betreiber sollen auch Stromtankstellen anbieten

Gradl und Mentrup haben nun ihr Antragspaket im Stadtrat eingereicht. Wenn alles glatt läuft, werden die Details im Herbst verhandelt. Eine der Forderungen ist, die Gesellschafter der 45 Münchner Park-and-Ride-Zonen zu beauftragen, Ladesäulen aufzustellen. Nur fünf solcher Anlagen verfügen derzeit über "Stromtankstellen".

Die allermeisten Säulen in München leisten 22 kW. Ein leeres E-Auto mit etwa 70 kWh Akkukapazität aufzuladen, dauert also gut drei Stunden. Der Arbeitsweg wäre da quasi die perfekte Lade-Gelegenheit.

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Die SPD will, dass städtische Mitarbeiter einfacher Strom tanken können, wenn sie im Büro sind

Außerdem fordern Gradl und Mentrup, dass München städtisches Eigentum zügig mit Ladesäulen ausstattet, speziell für die Mitarbeiter. Auch Wohnbaugesellschaften sollen möglichst in den Tiefgaragen Ladeinfrastruktur erhalten.

Zudem sollen geeignete Standorte für Schnelllade-Systeme ausfindig gemacht werden. Gradl und Mentrup schlagen etwa den Busbahnhof Olympiapark vor. Tankstellen müsse man ebenfalls dabei unterstützen, Schnelllade-Systeme aufzustellen.

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21 Kommentare
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  • mvms am 05.08.2023 21:32 Uhr / Bewertung:

    Lade-Infrastruktur für Elektro-Auto und Sammel-Tiefgarage wäre wohl die perfekte Kombination.
    Doch wie schaut es mit dem Brandschutz aus?
    Diese Frage muss von Immobilienwirtschaft und Genehmigungsbehördem transparent beantwortet werden.
    Hier liegt die Dringlichkeit des eigentlichen Nachholbedarfes:
    in der Schaffung von an die neue Technologie angepassten Architektur-Konzepten und Brandschutz-Standards.
    Der Vergleich ist schief, trotzdem bringe ich den: auch wenn die Brandursache noch nicht eindeutig geklärt ist, die "Fremantle Highway" ist ein Parkhaus auf dem Meer. Nur gut, dass darüber niemand wohnt.

  • Der Münchner am 05.08.2023 08:15 Uhr / Bewertung:

    Bitte die Kosten der Infrastruktur auf den Ladestrompreis umlegen
    Alle Subventionen für E- Autos streichen!
    Dann schau ma mal auf die wahren Kosten dieser Dinger!

  • DerKleinePirat am 05.08.2023 09:16 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Münchner

    Bei der Subventionierung geb ich Ihnen Recht: besonders was da für die Plug-In-Hybride verpulvert wurde. Auch wäre meine Meinung das man die Subventionen - wenn schon überhaupt - nur an Privatleute (nicht für Firmenfahrzeuge) hätte zahlen sollen.
    Was die Kosten für die Ladesäulen angeht: die werden bereits umgelegt. SWM verlangt 59ct (AC) bzw. 79ct (DC). Das ist teurer als an den Autobahn-Raststätten (Ionity-Säulen).

    Und die Stadt blockiert nun seit fast FÜNF Jahren den Aufbau von günstigeren Alternativen mit Ausrede "Ausschreibungsverfahren"... - DAS ist die eigentliche Ironie.

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