München: Geheimes Geldwäschenetzwerk der Mafia aufgedeckt

Über Banken im Raum München sollen rund 70 Millionen Euro verschoben worden sein. Ermittler konnten das Geldwäschentzwerk aufdecken. Die Spur führt nach Italien zu einer berüchtigten Mafia-Organisation.
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Im Rahmen einer Großrazzia gegen die Mafia wurden Mitte April mehrere Personen im Raum München festgenommen.
Im Rahmen einer Großrazzia gegen die Mafia wurden Mitte April mehrere Personen im Raum München festgenommen. © dpa/Alex Talash

München - Deutsche und italienische Fahnder haben offenbar ein millionenschweres mutmaßliches Geldwäschenetzwerk im Raum München aufgedeckt.

Über drei Banken sollen über Jahre hinweg rund 70 Millionen Euro an Schwarzgeld verschoben worden sein.

Banken in München: Italienisch-deutsches Mafia-Netz aufgedeckt

Italienische und deutsche Geschäftsleute stehen im Verdacht, illegale Gewinne aus Geschäften mit Metallschrott zwischen 2016 und 2021 über diese Banken geschleust zu haben.

Allein an einem Tag, so berichtete der BR am Dienstag, sollen bei einer der Banken rund 900.000 Euro abgehoben worden sein. Im Zentrum des Falls steht laut ARD ein italienischer Geschäftsmann. Maurizio R. soll der Chef einer kriminellen Gruppierung gewesen sein.

Staatsanwaltschaft München: Mehrere Festnahmen in Deutschland und Italien

Ermittler der Staatsanwaltschaft Mailand gehen davon aus, dass das Geld zum Großteil aus illegalen Aktivitäten stammt. Mitte Februar ließen sie R. und 13 mutmaßliche Komplizen im Rahmen des Verfahrens "Black Steel" in Italien und in Deutschland verhaften.

An den Ermittlungen sind auch die Staatsanwaltschaft München I und das Bundeskriminalamt beteiligt. Die Staatsanwaltschaft München macht wegen "derzeit laufender Ermittlungen keine Angaben".

Einer der größten Geldwäsche-Skandale in der Geschichte Deutschlands

Laut Fahndern handelt es sich um einen der größten Fälle von Geldwäsche über Bargeldabhebungen, der in Deutschland mit aufgedeckt wurde, so die Recherchen des ARD-Politikmagazins "report München" zusammen mit dem MDR, dem ARD-Studio in Rom und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

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Mafia-Netzwerk: Krumme Geldwäsche-Geschäfte mit Eisenschrott 

Demnach soll die Gruppe Eisenschrott auf dem Schwarzmarkt gekauft und als angeblich aufbereitetes Altmetall weiterverkauft haben.

Die Gewinne aus diesen mutmaßlich kriminellen Geschäften sollen dann über ein weit verzweigtes Firmenkonstrukt auf Konten bei drei Banken im Großraum München gelandet sein. Zudem sollen Gelder durch Geschäfte gewaschen worden sein, die nur auf dem Papier existiert haben sollen.

Die Spur führt zur kalabrischen 'Ndrangheta...

Das Geld wurde dann später in verschiedenen Tranchen bei zwei Münchner Banken abgehoben. Die Millionen wurden offenbar anschließend nach Italien geschafft, wo sich die Spur des Geldes verliert. Nach Angaben der ARD gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass es in dem Fall Spuren zur kalabrischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta geben soll.

Erst Anfang Mai gab es unter dem Decknamen "Eureka" eine europaweite Razzia gegen zwei Clans der 'Ndrangheta, bei der auch in München Verdächtige festgenommen wurden. Zehn Objekte, Privatwohnungen, Geschäftsräume, darunter auch drei Autopflegecenter in Stadt und Landkreis wurden durchsucht.

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  • Der wahre tscharlie am 17.05.2023 17:54 Uhr / Bewertung:

    Nicht nur "Report München", auch "frontal" hat gestern über Geldwäsche in Deutschland berichtet.
    Deutschland ist einfach ein Geldwäsche-Paradies. Das wissen alle.
    Alleine die FIU ist mit der Bearbeitung der Fälle überfordert und kommt nicht mehr hinterher.
    Angeblich werden in Deutschland jährlich 100 Milliarden gewaschen.

    Aber ALLE Politiker weigern sich, voran die Finanzminister, eine Geldobergrenze in D einzuführen. Fast alle Länder um uns herum habe sowas.
    Zitat Aiwanger: „Bargeldobergrenze ist die Vorstufe zur Bargeldabschaffung!“ Was für ein Nonsens.

    Die Enkeltrick-Betrügereien würden garnicht funktionieren, wenn man z.B. nur 2000 Euro am Schalter abheben könnte.
    Aber die Finazminister wissen auch, dass das gewaschene Geld seit Jahrzehnten zum Teil im Wirtschaftskreislauf steckt.
    Die Banken sind verpflichtet Verdachtsfälle zu melden. Wenn aber FIU überlastet ist, ist alles für die Katz. Aber nach Lindners gestriegen Aussagen, interessiert ihn das Thema nicht wirklich.

  • DerKleinePirat am 18.05.2023 08:54 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Als ich gelesen habe "70 Mio über Jahre (...) einen der größten Fälle von Geldwäsche" hab ich mir nur gedacht: wenn DAS einer der größten Fälle ist/war... - läuft wohl EINIGES falsch bei der Aufdeckung / Verfolgung solcher Straftaten...

  • Der wahre tscharlie am 18.05.2023 14:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von DerKleinePirat

    Zu dem Thema Geldwäsche gehören ja die "goldenen Pässe" die die russischen Oligarchen erhielten, wenn sie ein paar Millionen auf deren Banken schafften. Keiner fragte danach, woher das Geld kam, oder wie es erwirtschaftet wurde. Die Pässe sind inzwischen abgeschafft.

    Der entscheidende Punkt ist aber, dass diese Leute durch die Pässe automatisch EU-Bürger wurden, sich in der EU frei bewegen können und Immobilien oder was auch immer kaufen können.
    Dadurch wird die Spur von Geld, dass eventuell illegal, z.B. durch Drogen ect. erwirtschaftet wurde, verwischt.
    D.h. für mich, Banken und Politik haben nur ein begrenztes Interesse daran, die Geldwäsche zu bekämpfen.
    Und ich bin der Überzeugung, dieser Schrotthändler ist nur die Spitze eines Eisberges.

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