München-Freiham: 2038 hält hier die U-Bahn – vielleicht
Freiham - Das größte Neubaugebiet Europas liegt im Münchner Westen: In Freiham sollen über 25.000 Menschen wohnen. Und während bis vor kurzem Freiham eine Ansammlung von Möbelhäusern und Baumärkten war, bekommt man nun einen Eindruck, wie das neue Viertel wächst.
Fehler, die das Rathaus in anderen Neubaugebieten machte, will es in Freiham vermeiden. Es sollen nicht als Erstes Menschen hinziehen und dann Schulen und der ÖPNV geschaffen werden – sondern umgekehrt. So erklärt es Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD): "Wir wollen beweisen, dass wir mitdenken beim Planen."
München-Freiham: Hier hält in 15 Jahren die U5
Um das zu zeigen, lud Reiter gestern auf einen Acker an der Stadtgrenze in der Nähe der Autobahn ein. Im Hintergrund: Kräne und Gerüste, Freiham im Rohzustand. Hier auf dem Acker entsteht einmal der U-Bahnhof Freiham Zentrum, erreichbar mit der U5. Bis es so weit ist, könnten zwar noch mindestens 15 Jahre vergehen, schätzt der OB. Doch bereits jetzt beginnen die Vorbereitungen.
Das liegt nicht daran, dass der Bau einer U-Bahnlinie so komplex wäre. Dafür rechnet Reiter mit sechs bis acht Jahren. Problematischer sind die komplexen Genehmigungsprozesse, die langen Planungen - und die Frage, ob München überhaupt genug Geld für die U-Bahn-Verlängerung bekommt. Reiter rechnet mit Kosten von "vielen Milliarden". Konkreter weiß er das nicht – und es ist ihm offensichtlich auch gar nicht so wichtig. Denn alleine kann sich die Stadt das ohnehin nicht leisten, sagt er. München ist auf Zuschüsse von Bund und Freistaat angewiesen. Nur, ob die überhaupt fließen, ist bis jetzt unklar.
Das Vorhaltebauwerk am künftigen U-Bahnhof soll später die Arbeiten leichter machen
Doch die Stadt entschied im Dezember 2022, nicht zu warten und in Freiham zumindest ein Vorhalte-Bauwerk für den zukünftigen U-Bahnhof zu bauen. Rund 100 Millionen Euro hat der Stadtrat dafür bewilligt. Das Vorhaltebauwerk ist quasi die Hülle, in die später der U-Bahnhof rein soll.
Vorstellen darf man sich das nicht wie einen Bunker unter der Erde. Denn erst einmal werden nur die Wände und der Betondeckel eingezogen. Die Erde wird später rausgeholt und auch der Boden wird noch nicht eingezogen. So erklärt es Alexander Kressierer, der im Baureferat die Hauptabteilung für Ingenieurbau stellvertretend leitet.
U-Bahn bis nach Freiham: Stadt München will sich in der Planung beweisen
Der Vorteil: Die Stadt kann das Vorhaltebauwerk jetzt auf einem freien Feld errichten. Die Arbeiten, die später folgen, finden im Untergrund statt. Wenn also in Freiham Menschen wohnen, sollen die nicht gestört werden. Auch Bäume müssten dann keine gefällt und Straßen auch nicht aufgerissen werden, sagt Kressierer.
Momentan steht auf dem Acker schon ein über 20 Meter hoher Bohrer. Aber nicht für die eigentliche Baustelle, die beginnt erst nächstes Jahr. Jetzt macht die Stadt Voruntersuchungen. Sie will wissen, welche Belastungen die Pfähle, die sie später in den Boden rammt, aushalten. Müsste eine Stadt mit 100 U-Bahnstationen nicht eh wissen, wie man die baut? Theoretisch ja.
Aber zum einen gibt es neue EU-Normen, zum anderen will die Stadt möglichst effizient bauen. "Durch die neuen Berechnungen wird verhindert, dass wir zu viel Stahl und zu viel Beton in den Boden bringen", sagt Florian Schnabl, der stellvertretende Leiter des Baureferats.
Wann hält in München-Freiham eine U-Bahn? Das ist unklar
Fertig soll das Vorhaltebauwerk 2027 sein. Dann beginnt der Wohnungsbau rund um den späteren Bahnhof. Ob die ersten Bewohner von dort aus dann gleich nach Einzug in die Innenstadt kommen? Wahrscheinlich nicht. Die Stadt baut gerade die U5 erstmal bis Pasing aus, mit den Haltestellen Willibaldstraße, Am Knie und Pasing.
Für die weitere Strecke mit den Stationen Westkreuz, Radolfzeller Straße, Riesenburgstraße und Freiham-Zentrum hat noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren begonnen. Baubeginn soll frühestens 2029 sein. Dass zwangsläufig alle Freihamer aber einmal ein Auto brauchen werden, glaubt Reiter trotzdem nicht. Es gebe schließlich noch zwei S-Bahn-Stationen in dem neuen Stadtteil.
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