München: Diese Geschäfte mussten 2024 schließen
München - Die Wirtschaft in Deutschland kriselt, das bekam man in diesem Jahr auch in München zu spüren. Zahlreiche Geschäfte, die teilweise schon viele Jahrzehnte in der Landeshauptstadt ansässig waren, mussten in 2024 für immer ihre Türen schließen. Die AZ blickt mit einem wehmütigen Auge zurück auf sieben davon.
"C&A" in der Kaufingerstraße

72 Jahre war der Modehändler C&A in der Kaufingerstraße beheimatet. 2024 kam dann das Aus. Ein kleiner Trost bei der Geschichte. So ganz müssen die Münchner und die Touristen nicht auf das Modegeschäft verzichten. Mitte November fand die Eröffnung der neuen C&A-Filiale in der Neuhauser Straße statt. Zwar immer noch die größte in Deutschland, aber doch kleiner als die alt-bekannte aus der Kaufingerstraße.
"Sport Scheck" in der Neuhauser Straße

Die Nachricht schlug Mitte März bei den rund 120 Sport-Scheck-Mitarbeitern ein wie eine Bombe. Zum 15. Juni soll die Filiale in der Neuhauser Straße geschlossen werden. Dabei sah kurz zuvor noch alles gut aus. Cisalfa, der größte Sportartikelhändler in Italien, wollte das insolvente Münchner Traditionsunternehmen übernehmen. Zwar blieb die Handelskette und die Marke Sport Scheck am Leben, das Stammhaus in der Münchner Fußgängerzone musste aber nach 78 Jahren schließen, ebenso ein Outlet Store in Unterhaching.
"Harald's Brotladen" in Giesing

32 Jahre lang, seit 1992, konnte man in "Harald's Brotladen" an der Winterstraße 15 frischgebackenes Brot, Semmeln oder andere knusprige Leckereien kaufen. Doch nach über drei Jahrzehnten ist damit Schluss. Am 23. November musste David Heiser, der die Bäckerei zehn Jahre zuvor übernommen hatte, seinen Laden schließen – das älteste Geschäft in der Winterstraße war Geschichte. "Leider Gottes muss ich die Reißleine ziehen", so Heiser zur AZ. Für die beliebte Bäckerei wurden am Ende die finanziellen Belastungen zu groß.
"Milchladen" in Altschwabing
1963 eröffnete in der Kaulbachstraße 54 der "Milchladen" seine Türen. 61 Jahre lange konnte man in dem niedlichen kleinen Tante-Emma-Laden fast alles kaufe, was man zum täglichen Leben brauchte – egal ob Kaugummi, edle Pralinen oder eine Fertigpulvermischung für Kaiserschmarrn.
In den sechs Jahrzehnten erfreute sich der Laden, über dessen Fenster und Tür in großen Lettern das Wort "Milch" zu lesen war, bei Münchnern großer Beliebtheit und erlangte in all den Jahren in Schwabing Kult-Status. Doch Ende Oktober 2024 war plötzlich, ohne große Ankündigung, Schluss mit dem "Milchladen".

Die betagte Ladengründerin und achtfache Mutter Anna Brauner, auf die das Geschäft lief und die in der Wohnung hintendran wohnte, war gestorben. In den letzten Jahren standen zwei ihrer Töchter noch im Milchladen, ein Sohn half beim Einkauf. Doch nun wollte die Familie nicht mehr und seit April ist der kleine Tante-Emma-Laden nun Geschichte.
"Les enfants" in der Pacellistraße
Das Jahr 2024 wird Rysia Kreisberger (82) und ihrem Mann Avram (88) sicherlich nicht in bester Erinnerung bleiben. Fast 50 Jahre lang verkaufte das Paar in ihrem "Les enfants" Kindermoden. Dreimal sind sie in dem halben Jahrhundert mit ihrem Laden umgezogen, aber immer innerhalb der Neuen Maxburg geblieben. Zuletzt konnte man ihr Geschäft an der Pacellistraße 5 finden. Doch im März 2024 war damit Schluss. Der Mietvertrag wurde nicht mehr verlängert, wohl auch dem fortgeschrittenen Alter des Paares geschuldet, wie es gegenüber der AZ zugibt.

Was bleibt, sind Erinnerungen an prominente Kunden wie Karel Gott, Karl-Heinz Rummenigge und der – nun – Ex-Ehefrau von Thomas Gottschalk. Und von denen können Rysia und Avram Kreisberger nun ihren neun Enkeln erzählen, für die sie nun wesentlich mehr Zeit haben.
"Antiquariat Hofmann" in der Gabelsbergerstraße
Wenn sich hinter einem die Türen des "Antiquariat Hofmann" schlossen, dann fühlte es sich an, als wäre man in einer anderen Zeit gelandet. Der Verkehrslärm der Gabelsbergerstraße war kaum noch zu hören und der Geruch von altem Papier umwehte die Nase. Mehr als 50 Jahre lang war Hofmanns Antiquariat eine Anlaufstelle für alle, die etwas Besonderes suchten, ein Paradies für Buchliebhaber. Regale, die bis an die Decke reichten, waren gefüllt mit unzähligen Büchern. Rund 20.000 Stück müssen es sein, erzählte Inhaberin Gudrun Hofmann, als die AZ zu Besuch war.

1972 war es, als ihr literaturbegeisterter Mann aus einem alten Schreibwarengeschäft ein Antiquariat erschuf. Anfangs wurden im vorderen Teil noch Stifte und Notizbücher verkauft, lediglich im hinteren Bereich gab es bereits Bücher. Schließlich entschied sich der Ehemann von Gudrun Hofmann dazu, sich ganz dem Buchhandel zu widmen. Sein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte war dabei sicherlich hilfreich.
Als ihr Mann 2016 starb, hat Gudrun Hofmann das Antiquariat übernommen. "Ich habe es nicht übers Herz gebracht, aufzuhören", sagte sie der AZ. Doch Anfang Juni 2024 war es dann doch soweit, nach einem halben Jahrhundert schloss das "Antiquariat Hofmann" zum allerletzten Mal die Ladentür.
"Hut Breiter" am Isartor
Wer am Anfang des Jahres durch die Passage am Isartor flanierte, dem wird sich ein ungewöhnlicher Anblick geboten haben. Dort, wo seit 1972 Hüte und Kappen verkauft wurden, ist durch das Schaufenster nur noch eine leergeräumte Ladenfläche zu sehen. Nur noch der Schriftzug "Breiter" zeugt noch davon, dass dort einst eine Münchner Institution zuhause war. Statt qualitativ hochwertiger und handgefertiger Hüten wird dort künftig ein süd-indischer Supermarkt seine Waren anbieten.

1930 erwarb Firmengründer Adalbert Breiter seinen Laden am Isartor. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört, jahrelang musste man mit einem Behelfsbau zurechtkommen. 1972 wurde dann das Gebäude gebaut, in dem "Hut Breiter" über 50 Jahre zu finden war. Hohe Sanierungskosten im sechsstelligen Bereich und eine veränderte Ausrichtung der Passage führten schlussendlich zur Schließung. "Es ist nicht mehr die Destination für Mode und Shopping", so Geschäftsführer Alexander Breiter (37) zur AZ. Auch die Dauerbaustelle auf der Zweibrückstraße und die ständigen Sperrungen der S-Bahn-Stammstrecke waren nicht verkaufsförderlich.
Zwar ist die Filiale im Breiterhof seit Anfang des Jahres Geschichte, die übrigen Geschäfte des Hutmachers bleiben aber bestehen. So können die Mitarbeiter vom Isartor weiterhin im Unternehmen beschäftigt werden.
"Roeckl" im Rathaus

1839, also vor 185 Jahren, wurde das alte Münchner Familienunternehmen "Roeckl" gegründet. In den fast zwei Jahrhunderten des Bestehens gehörten Handschuhe, Handtaschen, Schals und Gürtel zum Kerngeschäft der Firma.
Vier Filialen betrieb das Unternehmen "Roeckl" in München, seit Mai 2024 sind es nur noch zwei. Die beiden Geschäften im Münchner Rathaus und um die Ecke in der Maffeistraße gibt es nicht mehr.
Im Frühjahr gab es in den zwei Filialen einen großen Räumungsverkauf. Trotz von der Stadt subventionierten Miete sollte sich der Laden im Rathaus nicht mehr rechnen. An den beiden übrigen Filialen in der Theatinerstraße und im Ruffinihaus am Rindermarkt will "Roeckl" vorerst festhalten.