Mahnmal gegen Missbrauch in der Münchner Frauenkirche: Betroffene üben Kritik

Ein Mahnmal in der Münchner Frauenkirche gegen Missbrauch stößt auf Kritik bei einigen Betroffenen. Sie sprechen von einem "Ablenkungsmanöver".
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In der Münchner Frauenkirche soll das Mahnmal enthüllt werden. (Archivbild)
In der Münchner Frauenkirche soll das Mahnmal enthüllt werden. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa

München - Vor der geplanten Enthüllung eines Mahnmals gegen sexuellen Missbrauch kritisieren Betroffene die Aktion des Münchner Erzbistums. Die ehemalige Sprecherin des Münchner Betroffenenbeirats, Agnes Wich, sprach von einem "Ablenkungsmanöver". 

Ex-Sprecherin des Münchner Betroffenenbeirats fordert "schonungslose Aufarbeitung" von der Kirche 

"Prinzipiell begrüße ich eine Erinnerungskultur für die Vielzahl der sexuellen Missbräuche in der katholischen Kirche", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Ein Mahnmal sollte jedoch erst, wie allgemein üblich, installiert werden, wenn die Verantwortlichen dieser Kirche sich den nach wie vor immer noch zu bewältigenden Themen und Anliegen der vielen Missbrauchsopfer wie angemessene Entschädigungszahlungen, schonungslose Aufarbeitung, Aufhebung der Verjährungsfristen bedingungslos stellen."

Kunstwerk "Heart" war schon beim Papst

Das Mahnmal, ein 60 Zentimeter hohes Kunstwerk mit dem Titel "Heart", sollte am Sonntagabend von Kardinal Reinhard Marx und dem Vorsitzenden des Betroffenenbeirats der Diözese, Richard Kick, in der Münchner Frauenkirche enthüllt werden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Bis Ostern soll es am Altar und anschließend dauerhaft auf einer Stele in der Krypta stehen. Eine Ausfertigung des Werks des Münchner Künstlers Michael Pendry hatten Betroffene auch schon 2023 bei ihrer Radpilgerreise zu Papst Franziskus in den Vatikan dabei. 

"Für die Erzdiözese ist das von Betroffenen gestaltete und verantwortete Mahnmal ein wichtiger Baustein in der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch, aber sicherlich kein Schlusspunkt: Aufarbeitung und Prävention sind und bleiben für die Erzdiözese eine der wichtigen und zentralen Aufgaben, die weiter zusammen mit den Betroffenen verfolgt werden", teilte das Bistum auf Anfrage mit. Die Erzdiözese habe das Projekt finanziell unterstützt und an dem von den Betroffenen gewünscht Ort im Liebfrauendom ermöglicht. 

Priester befürchtet Missverständnisse

Doch auch die Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" sieht die Aktion von Beirat und Erzbistum kritisch. Ein Mahnmal gegen Missbrauch solle "die Verantwortung der Institution für das Leid der Betroffenen benennen", sagte Sprecher Matthias Katsch. "Das sehe ich in dem konkreten Kunstwerk nicht repräsentiert." Außerdem bemängelt er, dass über den Beirat hinaus keine weiteren Betroffenen in die Aktion einbezogen worden seien. "So ist bei der Aktion leider eine Chance versäumt worden."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Der Priester Wolfgang Rothe, Mitglied im Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz, sagte, er halte es "grundsätzlich für richtig und wichtig, das Leid der Betroffenen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen." Die Errichtung eines Mahnmals könne ein Zeichen dafür sein – "aber auch leicht missverstanden werden. Es könnte nämlich der Eindruck entstehen, die Kirche betrachte die zugrunde liegende Problematik als geklärt und behoben".

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.