Lehrer diskriminieren Schüler: Neuer Bericht nennt konkrete Zahlen für München
München - Diskriminierung und rechter Hass sind die beiden Problemfelder, auf die ein städtischer Bericht zum ersten Mal ein Schlaglicht wirft. Seit Mitte Februar des vergangenen Jahres gibt es für solche Vorfälle eine eigene Anlaufstelle, auf Beschluss des Münchner Stadtrats – der Bericht stellt nun erstmals die gesammelten Fälle bis Februar 2023 dar.
So viele rassistische Vorfälle gibt es an Münchner Schulen
Und die lassen aufhorchen: Insgesamt 55 Meldungen sind innerhalb eines Jahres eingegangen, darunter 31 Diskriminierungen und 27 menschenfeindliche und rechte Vorfälle. Hier sind auch Mehrfachnennungen einberechnet, etwa wenn eine Person Äußerungen getätigt hat, die teilweise rassistisch und teilweise homophob waren. Ein Drittel dieser 55 Fälle war auch strafrechtlich relevant.
Zu einem großen Teil geht es dabei um rassistische und diskriminierende Äußerungen. Bei einem Drittel sind es rassistische Inhalte, die verbreitet wurden. Das sind zum Beispiel Schmierereien (sieben Fälle), Flugblätter und Flyer (vier Fälle, jeweils verschwörungsideologische Inhalte) und auch das Zeigen des Hitlergrußes (acht Fälle).
In rund der Hälfte aller Vorfälle sind Schülerinnen oder Schüler die Täter, in fast einem Drittel (27 Prozent) der Fälle sind es Lehrerinnen oder Lehrer.
Schulleiterin: "Wichtig, dass Realität abgebildet wird"
"Man muss sich erst daran gewöhnen, dass man die Fachstelle in Anspruch nimmt und Vorfälle meldet", sagt Monika Monat. Sie ist Schulleiterin der Münchner Berufsschule für Medizinische Fachangestellte, mit rund 2.100 Schülerinnen und Schülern. "Aber ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Man bekommt sofort eine Antwort und wird gut beraten. Das sind ja oft keine Standardfälle."
Eine solche Meldestelle für rassistische und diskriminierende Vorfälle ist bayernweit einzigartig. Der Bedarf aber offenbar groß: Sogar aus anderen bayerischen Städten wollten Schulen solche Vorfälle melden, wie dem Bericht zu entnehmen ist.
Zum ersten Mal gibt es nun diese handfesten Zahlen aus München. Das sei wichtig, findet Monat, "damit die Realität an Münchner Schulen abgebildet wird. Und dass man entsprechende Unterstützungsmaßnahmen ergreifen kann. Das Thema darf nicht unter den Teppich gekehrt werden."
Auch Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie, resümiert: "Die 55 eingegangenen Meldungen zeigen, dass rechte, rassistische, antisemitische und andere menschenfeindliche Vorfälle an Münchner Schulen keine vermeintlichen Einzelfälle sind. Sie sind eine massive Belastung für unmittelbar Betroffene und eine große Herausforderung für die gesamte Schulfamilie."
Bericht zu Rassismus an Schulen: Dunkelfeld ist groß
Dennoch ist klar, dass dieser Bericht nicht die gesamte Realität an Münchner Schulen abbilden kann. Es gehe um eine "Aufhellung des Dunkelfelds", wie es im Bericht heißt, die auch davon abhängt, wie groß die Meldebereitschaft an den verschiedenen Schulen ist. Es sei auch davon auszugehen, dass bestehende Machtverhältnisse teilweise Schülerinnen und Schüler daran hindern, ihre Lehrer bei diskriminierenden oder rassistischen Vorfällen zu melden.
Mit der Einrichtung der Meldestelle und der Veröffentlichung dieses jährlichen Berichts ist aber ein erster Schritt getan, um Rassismus an Schulen zu begegnen – und es damit auch zu erleichtern, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Menschenfeindliche und rechte Vorfälle und Fälle von Diskriminierung können telefonisch (233-92642), per E-Mail oder über ein Online-Formular auch anonym gemeldet werden. Der ganze Bericht ist hier auf der Webseite der Stadt abrufbar.
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