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Klimaprotest in und um München: Aktivisten kleben am Stachus und blockieren Autobahnen

Diesmal ist die Versammlung am Stachus angemeldet. Doch die Autobahn-Aktionen der Gruppierung "Letzte Generation" überraschen Pendler und Polizei.
Hüseyin Ince
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Auf der A9, Höhe Allianz Arena sind am Montagmorgen mehrere Klimaaktivisten auf eine Schilderbrücke geklettert.
Auf der A9, Höhe Allianz Arena sind am Montagmorgen mehrere Klimaaktivisten auf eine Schilderbrücke geklettert. © Thomas Gaulke

München - Die Klimaaktivisten der Vereinigung "Letzte Generation" haben am Montagmorgen – wie angekündigt – erneut den Verkehr blockiert.

Doch nicht nur am Stachus legten sie ihn stundenlang lahm – hauptsächlich Richtung Norden ging dort zwischen 8 Uhr und etwa 11 Uhr gar nichts mehr, weil sich zehn Aktivisten mit einer Hand auf die Fahrbahn geklebt hatten, auf Höhe des Taxistands.

Klimaaktivisten kleben auf der Fahrbahn am Stachus - und auf der Autobahn

Mit Aktionen auf der Autobahn überraschten die Aktivisten diesmal Polizei und Pendler. Zuletzt war spekuliert worden, ob die Stachus-Ankündigung eine Finte sein könnte und überhaupt nicht stattfindet, um an anderer Stelle mit einer größeren Blockade Aufmerksamkeit zu erregen.

Es kam zu kilometerlangen Staus und Verspätungen für Pendler

Am Ende stimmte das nicht ganz. Die Stachus-Aktion fand statt, sie klebten sich fest – aber eben auch parallel dazu auf der Autobahn. Ein Ablenkungsmanöver könnte es also dennoch gewesen sein.

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Laut Polizei-Pressechef Andreas Franken wurden auf der A9 im Norden Münchens an vier Schilderbrücken Aktivisten gesichtet, an drei Schildern stadteinwärts und an einem Schild stadtauswärts, alles etwa auf Höhe der Windkraftanlage an der Allianz Arena. Gegen sie wird laut Mitteilung der Polizei wegen des Verdachts des Hausfriedensbruches und Verkehrsordnungswidrigkeiten ermittelt.

Polizist zu Aktivistin: "Hinter die Leitplanke jetzt, ansonsten gibt's was!" 

Sie klebten sich an die Schilder. Der Verkehr musste laut Polizei abgeleitet werden. In der Berufsverkehrszeit hat das in etwa den Effekt einer Totalsperre. Es kam zu kilometerlangen Staus und Verspätungen für Pendler.

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Auch auf der A96 sind die Aktivisten auf die Straße gegangen. Polizisten waren jedoch schnell zur Stelle. Auf Twitter ist in einem aktuellen Video von "Letzte Generation" zu sehen, wie Judith Beadle sich mit Bannern alleine mitten auf die Autobahn setzt. Sekunden später rauscht ein Polizeiauto an.

Ein Beamter steigt aus, hastet zu Beadle, packt sie am Kragen und schleift sie sitzend quer über die Fahrbahn zur Leitplanke. Danach schreit er sie an: "Hinter die Leitplanke jetzt, ansonsten gibt's was!" Und: "Do rüber! Des is a polizeiliche Anweisung!"

Beadle war zuletzt drei Wochen in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim eingesperrt, Präventivhaft gemäß Polizeiaufgabengesetz, wegen einer ähnlichen Aktion. Sie nehme in Kauf, dass sie wieder eingesperrt werde, um weiter gegen den Klimakollaps zu protestieren, sagte sie in einem Twitter-Statement zuvor.

Beim Protest am Stachus war die Polizei informiert und mit rund 100 Beamten im Einsatz

Auf der A96 musste die Fahrbahn laut Polizei nicht gesperrt werden. Hier habe es laut Pressechef Franken gereicht, die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu reduzieren. Zu größeren Staus sei es nicht gekommen.

Zahlreiche Polizeistreifen mussten daraufhin ausrücken...
Zahlreiche Polizeistreifen mussten daraufhin ausrücken... © Thomas Gaulke

Beim Protest am Stachus war die Polizei informiert und mit rund 100 Beamten im Einsatz. Noch am Sonntag hatte Pressechef Franken angekündigt, verhindern zu wollen, dass sich Klimaaktivisten wie vorausgesagt am Stachus festzukleben versuchen. Am Ende passierte nichts. Der Grund, warum die Polizei nicht einschritt, war hauptsächlich das Kreisverwaltungsreferat (KVR).

...und den Verkehr regeln.
...und den Verkehr regeln. © Thomas Gaulke

Durch die Protest-Ankündigung der Aktivisten am Freitag prüfte das KVR nämlich gezwungenermaßen, ob bei der Versammlung unabsehbare Gefahren oder Risiken bestehen, die zur Folge hätten, dass die Aktion untersagt werden müsste.

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Die Prüfung im Falle des Stachus ergab offenbar, dass die Versammlung stattfinden könne – aber unter Auflagen. Die lauteten gemäß der Polizei: Die Aktivisten dürfen sich nicht auf die Straße kleben und etwa zehn Minuten lang die Fahrbahn besetzen. Danach könne der Protest auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen weitergehen.

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Die Aktivisten hielten sich zwar nicht an diese Auflagen. Doch die Polizei zeigte sich "versammlungsfreundlich", wie es Franken formuliert.
Denn sobald eine Versammlung angezeigt sei, stünden keine Straftaten mehr im Raum, sondern lediglich Ordnungswidrigkeiten, nämlich Verstöße gegen die Auflagen des KVR. Das sei der Grund, weshalb bei den Aktivisten am Stachus kein Präventivgewahrsam in Frage komme.

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Beim nicht angezeigten Protest auf den Autobahnen ist es anders. Hier geht die Polizei von möglichen Straftaten aus, weil die Aktionen nicht angezeigt waren. Gegen vier Aktivisten hat die Polizei daher beim Amtsgericht München Gewahrsam beantragt. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, entschieden die zuständigen Richter jedoch, "dass die Gewahrsammaßnahmen nicht fortgesetzt werden. Die betroffenen Personen wurden entlassen".

Am Abend gab es nach Angaben der Polizei weitere Folgeaktionen am Stachus: Wie ein Polizeisprecher der AZ bestätigte, konnte man gegen 16 Uhr und 18 Uhr das Kleben als solches verhindern, gegen 20.15 Uhr klebten sich dann erneut drei Aktivisten "praktisch aneinander", es sei aber zu keinen nennenswerten Behinderungen gekommen.

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105 Kommentare
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  • Dr.Brem am 06.12.2022 21:19 Uhr / Bewertung:

    Wasserwerfer ……. Dann ist gleich Ruhe !
    Da die Herrschaften offensichtlich keiner geregelten Tätigkeit nachgehen , wird einem bewusst , wen der gemeine Steuerzahler so alimentiert ! Es reicht !!

  • Der wahre tscharlie am 06.12.2022 15:33 Uhr / Bewertung:

    Hier ein paar Zitate - manche Foristen müssen jetzt tapfer sein- aus der "taz" von 2020:

    "Wie Klima- und Corona-Verleugnung zusammenhängen, ist jetzt zum ersten Mal dokumentiert worden. Die US-Rechercheplattform „Desmogblog.com“ hat in einem „COVIDeniers Report“ zusammengestellt, wie Argumentationsmuster, Akteure, Finanziers und politische Absichten bei Klima- und Corona-Skeptikern vor allem in den USA Hand in Hand arbeiten.( .....) „Desmog“ ist eine Plattform, die seit 2006 Verbindungen der Klima-“Skeptiker“ zu Energiekonzernen und konservativen Geldgebern recherchiert und deren Taktiken und Falschmeldungen entlarvt. ( ....) "Auch die deutsche Webseite „klimafakten.de“ hat gerade eine neue Grafik zu den Methoden der Leugner erstellt: Sie beschreibt darin die fünf üblichen Strategien namens “PLURV“: Pseudo-Experten, Logikfehler, unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei und Verschwörungsmythen."

  • Der wahre tscharlie am 06.12.2022 15:21 Uhr / Bewertung:

    Wenn ich mir hier die Kommentare so durchlese, komm ich zu einem Schluß.
    Es werden dieselben Argumente oder Narrative wie bei der Corona-Pandemie benutzt.
    Speziell die Weltbevölkerung, die zu hoch, und somit "Schuld" am Klimawandel ist. Die war ja auch während der Pandemie schon "schuld" an Corona.

    Dann das "Staatsversagen", das hier postuliert wird. Bei Corona betraf es die Einschränkungen, hier trifft es speziell die Klimaktivist*innen.
    Dazu kommt, dass so einige Foristen, die gg. die Einschränkungen "Freiheit, Freiheit" und Corona leugneten, dieselben sind, die jetzt das Klima leugnen. Unabhängig davon, dass von den Klimaleugnern die Wisschenschaft angezweifelt wird, so wie bei Corona die Wissenschaft angezweifelt wurde.

    Schon vor über 1 Jahr stellte ich die These auf, dass diese Leute sich aufs Klima stürzen werden, wenn Corona vorbei ist.
    Und diese Bestätigung sehe in den Inhalten diverser Kommentare.

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