Kindergarten, Tramhäusl und ein paar Villen: Das sind Münchens neue Denkmäler
München - Über 900 Seiten umfasst die Liste der Denkmäler in München aktuell. Darin enthalten sind allerdings nicht nur Gebäude, sondern beispielsweise auch Bodendenkmäler. Regelmäßig kommen neue Objekte hinzu. Zur Entscheidung, ob Denkmal oder nicht Denkmal, braucht es freilich weit mehr als eine schöne Fassade.
Welche Eigenschaften ein Haus besitzen muss, um Baudenkmal zu sein, ist im Bayerischen Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) definiert. "Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt", heißt es dort. Erfüllt ein Gebäude also diese Kriterien, ist es ein Denkmal, unabhängig davon, ob es in die Denkmalliste eingetragen ist.
Neue Denkmäler in München: Wie die Experten sie untersuchen
Zuständig für die Prüfung der Kriterien, also die Frage Denkmal oder nicht, ist das bayerische Landesamt für Denkmalschutz. Ist das der Fall, folgt der Eintrag in die Denkmalliste. Anschließend wir die jeweilige Kommune informiert und kann Korrekturen oder Einwände vorbringen.
Eine Denkmalprüfung kann aus verschiedenen Schritten bestehen, erklärt das Landesamt. Jedes Verfahren ist jedoch anders, und muss nicht all die folgenden Schritte enthalten.
Zunächst werden Hinweise über ein Objekt und seine bauliche Umgebung gesammelt, auch Literatur- und Archivrecherchen gehören freilich dazu. Oft erfolgt auch eine Begehung des Hauses, bei der Daten und Informationen gesammelt werden. Etwa Baualter, Baugeschichte und Umfang des historischen Baubestandes. Bauforscher untersuchen technische Details wie die Konstruktion eines Hauses, mit wissenschaftlichen Analysen, wie etwa der Dendrochronologie, mit der das Baualter eines Hauses durch Holzproben genau bestimmt werden kann.
Münchner Denkmalliste wird laufend aktuell gehalten
Die Denkmalliste ist das Verzeichnis aller bekannten Bau- und Bodendenkmäler. Doch auch Objekte, die nicht in der Denkmalliste verzeichnet sind, können Denkmäler sein.
Die Liste hat auch nachrichtlichen Charakter. Gibt es zu einem Denkmal neue Erkenntnisse, werden die in die Denkmalliste eingearbeitet. Einsehbar ist all das untergeoportal.bayern.de/denkmalatlas.
Denkmalwürdiger Kindergarten in der Herrnstraße
In der Altstadt, in der Herrnstraße 19 und 19a, finden sich zwei eher schlichte Bauten, die für Denkmalschützer aber dennoch interessant sind: das Pädagogische Institut und ein angegliederter Kindergarten. Letzterer, ein erdgeschossiger Riegelbau mit flachem Satteldach, ist gut zu erkennen an den verspielten Mosaiken von Eugène Max Cordier im 50er-Jahre-Stil über den Türen.

Das Pädagogische Institut, ist ein kubischer, vier- bzw. fünfgeschossiger Bau über quadratischem Grundriss mit klassizierendem Portal und Eingang mit Relief sowie zum Gebäudeinnenhof hin flachgeneigten Pultdach. Der mittig angelegte, ebenfalls quadratische Innenhof ist mit einem Natursteinbelag aus hellen Platten und dunklen Steinen so belegt, dass sich ein geometrisches Bodenmuster aus Kassetten und Kreiselementen ergibt. Die quadratischen Kippflügelfenster geben der straßenseitigen Fassade eine rhythmische Gliederung, die Fenster an der Fassade zur Marienstraße sind mit Fensterschürzen mit hellen Mosaiksteinchen unterfangen.

Zur Hoffassade finden sich dagegen unterschiedliche Fensterformen und Fenstergrößen mit zum Teil typisch für die 1950er Jahre filigranen Metallbrüstungen auf. Die beiden Gebäude entstanden 1958/59 nach einem Entwurf des Architekten Lois Knittelberger (1905-1981), 1960 wurden sie eingeweiht. Zu der Zeit war die Stadt München mit der dort angebotenen individuellen Bildungsberatung bildungspolitisch wegweisend.
Das Pädagogische Institut wurde ursprünglich 1952 als Pädagogische Arbeitsstätte e.V. gegründet und war die bundesweit erste Einrichtung dieser Art. Nachdem der ursprüngliche Standort des Instituts in der Sophienstraße zu eng geworden war, entschloss sich die Stadt, auf dem Grund der städtischen Handelsschule in der Herrnstraße 19 dieses neue Institutsgebäude zu bauen. Mit dieser Institution setzte sie Maßstäbe für die Bildungspolitik in der Nachkriegszeit. Hierfür ist das Gebäude ein sprechendes Zeugnis.
Die Villa des Erfinders
In Thalkirchen, an der Münchner Straße 22, findet sich eine Villa mit wechselvoller Entstehungsgeschichte, die nicht nur die sich verändernden Wohn- und Lebensvorstellungen veranschaulicht, sondern auch den sozialen Aufstieg ihres Besitzers. Schon vor 1858 ist an der Stelle ein querrechteckiges Wohnhaus in einer parkähnlichen Anlage nachgewiesen, doch seit mindestens 1885 kann der Ingenieur und Erfinder Hugo Helberger (1867-1934) als Eigentümer der Villa genannt werden.

Helberger war Pionier auf dem Gebiet der elektrischen Wärmewirkung und gründete 1893 die erste Spezialfabrik zur Herstellung "elektrischer Heiz- und Kochapparate". Er hielt etwa 40 kaiserliche bzw. deutsche Reichspatente. Das Laboratorium befand sich auf seinem Anwesen Münchner Straße 22. Seit 1901 ist die Villa als zweigeschossiges, längliches Satteldachgebäude mit weit auskragendem Mittelrisalit (ein Gebäudeteil, der aus der Gebäudefront hervorspringt) und Zwerchgiebel mit hohen Sockeln nachzuweisen.
Charakteristisch: ihre rundbogig abgeschlossenen Sprossenfenster mit Holzklappläden mit einer Querlattung. Helberger ließ in diesen Jahren den Architekten Max Langheinrich einiges am Gebäude verändern, etwa eine große Veranda mit Stützpfosten, einen teilüberdachten Balkon und zwei säulengerahmte Zierbalkone anbauen. Außerdem zwei barockisierende Okulifenster ergänzen und das Haus um ein Geschoss aufstocken.
1914 ließ er das Gebäude vom Architekten Carl Jäger um einen L-förmigen Anbau erweitern. 1946 lässt Helbergers Witwe Anna die offene Veranda schließen, um ein weiteres Zimmer mit Kamin zu schaffen. Heute präsentiert sich die Villa mit Walmdach und drei Geschossen mit erhöhtem Sockel. Das Gebäude hat an der Hauptfassade zur Straße noch den Mittelrisalit mit Zwerchhaus und an der Südostseite die vermauerte Veranda mit Terrasse mit abgerundeter auskragender Balkonbodenplatte.
Wo einst die Trambahn klingelte
Auch die Nachkriegsmoderne ist denkmalwürdig, wie das ehemalige Trambahngebäude an der Waldfriedhofstraße 200. Der Pavillonbau mit flachem überstehendem Walmdach, offenen Warteräumen, Läden, Bedürfnisanstalt und Bedienstetenräumen stammt von 1950. Die Tramstrecke wurde 1993 mit Verlängerung der U6 zum Klinikum Großhadern endgültig stillgelegt.

Das Landhaus nahe dem Stadtwald
Eingeschossiger Putzbau mit hohem Walmdach, zwerchhausartigen Gauben, breitem Standerker über segmentbogigem Grundriss und polygonaler Glasveranda mit Zeltdach, in Heimatstilformen", so ist das Landhaus an der Forstenrieder Allee 250 von 1922 beschrieben. Auch die Toranlage von 1925 ist ein Denkmal.

Wohnen um 1900 in Haidhausen
Das Mietshaus in der Balanstraße 31 hat der Zimmermeister Alois Hatzl 1900 entworfen. Es ist ein Zeugnis der Wohnkultur dieser Zeit. Durch die hochwertige Ausstattung im Inneren, wie reiche Stuckierung zwischen Spätbarock und Neo-Rokoko, hat es auch künstlerische Bedeutung.

Der viergeschossige Mansarddachbau mit Erker und Zwerchhaus bildet eine bauliche Gruppe mit dem Haus Nr. 33. Die Fassaden mit den markanten baulichen Details des geschweiften, halbrund abgeschlossenen Zwerchhauses und des asymmetrischen Erkers sind nahezu spiegelbildliche Pendants.
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