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Galeria meldet Insolvenz an: Benko-Beben in München geht weiter

Das Signa-Desaster reißt die Warenhauskette mit: Am Dienstag meldet Galeria Karstadt Kaufhof beim Amtsgericht in Essen Insolvenz an. Auch der Standort München wäre betroffen.
Nina Job
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Die Galeria-Filiale am Marienplatz in München.
Die Galeria-Filiale am Marienplatz in München. © IMAGO / Wolfgang Maria Weber

München - Es sind bittere Nachrichten für die rund 12.000 Galeria-Mitarbeiter. Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstag in Essen mit.

Das ist die dritte Insolvenz innerhalb von fünf Jahren. "Ehrlicherweise war dieses Szenario absehbar", so ein Manager zur AZ. "Wir zahlen viel zu hohe Mieten. Und Zahlungen, die uns die Signa zugesagt hatte, werden offensichtlich nicht mehr kommen."

Galeria meldet Insolvenz an: Benko hatte Warenhauskette vor rund zehn Jahren übernommen

2018 hatte Immobilieninvestor René Benko die Warenhauskette übernommen, vier Jahre später fusionierten Karstadt und Galeria Kaufhof. Kritiker warfen dem Milliardär aus Österreich immer wieder vor, ihm sei es bei der Übernahme vor allem um die Immobilien gegangen.

Derzeit gehören nach AZ-Informationen noch mindestens 18 Kaufhaus-Immobilien zu seinem bröckelnden Signa-Konzern. In München waren dies zuletzt Hertie/Karstadt an der Schützenstraße (der 2023 geschlossen wurde) und das Gebäude am Rotkreuzplatz. Galeria ist an allen Standorten Mieter.

René Benko übernahm die Warenhauskette 2014.
René Benko übernahm die Warenhauskette 2014. © picture alliance/dpa/APA

Firma von René Benko erhöhte die Mieten: Warenhäuser geraten in finanzielle Turbulenzen

Nachdem Benko übernommen hatte, erhöhte seine Signa die Mieten stark. Wie erst jetzt bekannt wurde, mussten kurz vor Silvester mehrere Objektgesellschaften von Kaufhof- und Karstadt-Immobilien Insolvenzanträge stellen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Galeria-Häuser ihre Mieten nicht mehr gezahlt haben bzw. nicht mehr zahlen konnten. Rechtsanwalt Torsten Martini aus Berlin wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter für sieben Immobilien-Gesellschaften in Nürnberg, Würzburg, Aachen, Heidelberg, Heilbronn, Mainz und Wismar bestellt.

Der Rotkreuzplatz war nicht dabei. Obwohl die Miete dort besonders hoch sein soll: Wie der Galeria-Manager sagt, muss (oder musste) Galeria 18 Prozent seines Umsatzes Miete an die Signa zahlen. In Schwabing seien es zwölf, im OEZ acht Prozent. "Das macht bis zu eine Million Euro mehr aus im Betriebsjahr", so der Insider.

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"Befreien uns aus den Fängen der Signa": Galeria-Boss versucht's mit Optimismus

Wie die "NZZ" berichtete, soll Galeria bereits im November – als die Signa Holding Insolvenz anmeldete – überschuldet und damit ebenfalls insolvent gewesen sein. Durch eine "Notgeschäftsführung" setzte man offenbar auf Zeit. Hauptgrund für die offenbar bevorstehende dritte Galeria-Insolvenz innerhalb von drei Jahren: Viel Geld, das im Zuge des letzten Sanierungsplans von der Signa an Galeria gezahlt werden sollte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht fließen. Im Februar wären die ersten 50 von insgesamt 200 Millionen Euro fällig geworden.

Der Wirtschaftsprofessor Gerrit Heinemann glaubt nicht daran, dass sich für Galeria ein Käufer findet: "Der Knochen ist nicht nur abgenagt und ausgelutscht, er ist auch dreimal ausgekocht." Der Galeria-Manager hingegen hat noch Hoffnung: "Eine Insolvenz ist auch eine Chance. Wir befreien uns aus den Fängen der Signa und den viel zu hohen Mieten. Wir ziehen das durch bis zum letzten Tag. Wobei ich nicht glaube, dass es mittelfristig einen letzten Tag geben wird. Wir geben nicht auf – auch wenn die Situation besch... ist."

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  • Optimist99 am 09.01.2024 20:36 Uhr / Bewertung:

    „Von den horrenden Mieten, die Arcandor für die Karstadt-Häuser bezahlen muss, profitierten offenbar nur wenige Wohlhabende. Wie der Spiegel gestern (Anm.: 2009!!!!) berichtete, waren an dem Fonds der Bank Sal Oppenheim und des Projektentwicklers Josef Esch zu Beginn unter anderem die Kunstsammlerin Claudia Oetker, Bofrost-Gründer Josef Boquoi und Maxdata-Gründer Holger Lampatz beteiligt. Mit von der Partie seien auch Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff gewesen, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Untreueverdachts ermittelt, sowie dessen Gattin Cornelie.
    Middelhoff hatte die Karstadt-Immobilien unter seiner Ägide als Arcandor-Chef verkauft und zurückmieten lassen. Laut Spiegel betrug die Garantiemiete in München etwa 23,2 % vom Umsatz und in Leipzig 19,6 %. Branchenexperten sehen zehn % des Umsatzes bereits als grenzwertig an.“
    Benko kann also nichts dafür; hat bestimmt nur die bestehenden Mietverträge übernommen grinsen Unsere Entscheider über Subventionen lernen offensichtlich nichts.

  • Normalist am 09.01.2024 13:24 Uhr / Bewertung:

    Hier würde ich mir von den ewigen Grün-Roten Gesundbetern wie MucKelchen, Tscharlie & Co Antworten wünschen

  • Kangaroo am 09.01.2024 12:43 Uhr / Bewertung:

    Es ist das übliche. Unter kräftiger Mithilfe unserer rot-grünen Rathaus-Chaostruppe konnte sich Benko(Signa) die Warenhausgruppe Galeria Kaufhof günstig unter den Nagel reißen. Die ehemaligen Mitarbeiter müssen sehen wie sie über die Runden kommen, während die Verursacher weiter im Luxus leben.

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