Galeria meldet Insolvenz an: Benko-Beben in München geht weiter
München - Es sind bittere Nachrichten für die rund 12.000 Galeria-Mitarbeiter. Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstag in Essen mit.
Das ist die dritte Insolvenz innerhalb von fünf Jahren. "Ehrlicherweise war dieses Szenario absehbar", so ein Manager zur AZ. "Wir zahlen viel zu hohe Mieten. Und Zahlungen, die uns die Signa zugesagt hatte, werden offensichtlich nicht mehr kommen."
Galeria meldet Insolvenz an: Benko hatte Warenhauskette vor rund zehn Jahren übernommen
2018 hatte Immobilieninvestor René Benko die Warenhauskette übernommen, vier Jahre später fusionierten Karstadt und Galeria Kaufhof. Kritiker warfen dem Milliardär aus Österreich immer wieder vor, ihm sei es bei der Übernahme vor allem um die Immobilien gegangen.
Derzeit gehören nach AZ-Informationen noch mindestens 18 Kaufhaus-Immobilien zu seinem bröckelnden Signa-Konzern. In München waren dies zuletzt Hertie/Karstadt an der Schützenstraße (der 2023 geschlossen wurde) und das Gebäude am Rotkreuzplatz. Galeria ist an allen Standorten Mieter.

Firma von René Benko erhöhte die Mieten: Warenhäuser geraten in finanzielle Turbulenzen
Nachdem Benko übernommen hatte, erhöhte seine Signa die Mieten stark. Wie erst jetzt bekannt wurde, mussten kurz vor Silvester mehrere Objektgesellschaften von Kaufhof- und Karstadt-Immobilien Insolvenzanträge stellen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Galeria-Häuser ihre Mieten nicht mehr gezahlt haben bzw. nicht mehr zahlen konnten. Rechtsanwalt Torsten Martini aus Berlin wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter für sieben Immobilien-Gesellschaften in Nürnberg, Würzburg, Aachen, Heidelberg, Heilbronn, Mainz und Wismar bestellt.
Der Rotkreuzplatz war nicht dabei. Obwohl die Miete dort besonders hoch sein soll: Wie der Galeria-Manager sagt, muss (oder musste) Galeria 18 Prozent seines Umsatzes Miete an die Signa zahlen. In Schwabing seien es zwölf, im OEZ acht Prozent. "Das macht bis zu eine Million Euro mehr aus im Betriebsjahr", so der Insider.
"Befreien uns aus den Fängen der Signa": Galeria-Boss versucht's mit Optimismus
Wie die "NZZ" berichtete, soll Galeria bereits im November – als die Signa Holding Insolvenz anmeldete – überschuldet und damit ebenfalls insolvent gewesen sein. Durch eine "Notgeschäftsführung" setzte man offenbar auf Zeit. Hauptgrund für die offenbar bevorstehende dritte Galeria-Insolvenz innerhalb von drei Jahren: Viel Geld, das im Zuge des letzten Sanierungsplans von der Signa an Galeria gezahlt werden sollte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht fließen. Im Februar wären die ersten 50 von insgesamt 200 Millionen Euro fällig geworden.
Der Wirtschaftsprofessor Gerrit Heinemann glaubt nicht daran, dass sich für Galeria ein Käufer findet: "Der Knochen ist nicht nur abgenagt und ausgelutscht, er ist auch dreimal ausgekocht." Der Galeria-Manager hingegen hat noch Hoffnung: "Eine Insolvenz ist auch eine Chance. Wir befreien uns aus den Fängen der Signa und den viel zu hohen Mieten. Wir ziehen das durch bis zum letzten Tag. Wobei ich nicht glaube, dass es mittelfristig einen letzten Tag geben wird. Wir geben nicht auf – auch wenn die Situation besch... ist."