Kampf um die IAA: Macht die Automesse schon wieder den Abflug aus München?

Gespräche laufen – doch mit welcher Stadt? Der Frankfurter Oberbürgermeister will die IAA in seine Stadt zurückholen. In München löst das Gegenwind aus: Wirtschaftsreferent Baumgärtner will um die Messe kämpfen.
Anna-Maria Salmen |
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Bei der IAA ist in diesem Herbst in großen Dimensionen gedacht worden: Am Wittelsbacherplatz etwa konnte man einen Riesen-Porsche bestaunen.Wegen dieser Aufbauten ist die Messe in München umstritten. Aber Frankfurt hätte sie gern zurück.
Bei der IAA ist in diesem Herbst in großen Dimensionen gedacht worden: Am Wittelsbacherplatz etwa konnte man einen Riesen-Porsche bestaunen.Wegen dieser Aufbauten ist die Messe in München umstritten. Aber Frankfurt hätte sie gern zurück. © Martin Schulz/dpa

München - Genau 70 Jahre lang war die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) ein fester Bestandteil des Frankfurter Messekalenders. Umso größer war der Schock für viele in der Mainmetropole, als der Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA), den Umzug der IAA nach München verkündete. Zwei Mal fand die Schau seitdem bereits hier statt, zuletzt Anfang September.

Wenn es nach dem Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) geht, soll damit aber bald wieder Schluss sein. Wie zuerst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, will er die IAA zurück nach Frankfurt holen. Zuspruch bekommt er für dieses Vorhaben vom hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU).

Der Frankfurter OB will die IAA aus München zurückholen

Bei einer Veranstaltung in Frankfurt kündigte Josef diese Woche an, das Gespräch mit dem VDA zu suchen. Nach Angaben seiner Sprecherin habe er dieses Ziel bereits vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister im Mai 2023 geäußert.

Frankfurt habe eine lange Messetradition und sei zudem ein Verkehrsknotenpunkt, so die Sprecherin. Eine Mobilitätsmesse in der Stadt auszurichten, sei demnach sinnvoll. Wenn die Chance sich biete, wolle Josef sie wahrnehmen.

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Der VDA teilt auf AZ-Anfrage mit, aktuell in Gesprächen über die Fortführung der IAA zu sein – dabei bleibt allerdings offen, mit welcher Stadt. Geschäftsführer Jürgen Mindel verweist jedenfalls auf die guten Erfahrungen: "Wir haben dieses Jahr eine erfolgreiche IAA Mobility in München an attraktiven Plätzen in der Innenstadt veranstaltet und mit über 300 Weltpremieren und zahlreichen Neuheiten beeindruckt. Insgesamt haben mehr als 500.000 Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit genutzt, sich über die neuesten Trends und Entwicklungen zu informieren."

Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner : "Wir haben gut abgeliefert"

Eine halbe Million Besucher klingt in der Tat nach einem Erfolg, und doch hat die IAA im Vergleich zu den vergangenen Jahren mit einem Rückgang zu kämpfen: Im Jahr 2015 kamen noch 930.000 Menschen zu der Schau, bei der letzten IAA in Frankfurt vier Jahre später waren es dagegen nur noch 560.000.

Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) ist dennoch stolz auf die diesjährige IAA. Eine halbe Million Besucher, das sei vergleichbar mit den Einwohnern einer ganzen Großstadt.

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Entsprechend gibt Baumgärtner sich zuversichtlich, die Automesse in München halten zu können. Die Äußerungen des Frankfurter Oberbürgermeisters zu einer Rückkehr der IAA sind der Auffassung des Wirtschaftsreferenten nach "ein schöner Wunsch, der allerdings ein Wunsch bleiben wird".

Baumgärtner lobt wie auch VDA-Chef Mindel den Ablauf der diesjährigen IAA: "Von der Stimmung und der Sicherheitslage her ist es super gelaufen. Wir haben in München gut abgeliefert." Insofern sehe er keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die nächste IAA in einer anderen Stadt zu Gast sein könnte.

Wirtschaftsreferent Baumgärtner: "Die IAA hat einen Mehrwert für die Stadt" München

Als selbstverständlich will Baumgärtner den Verbleib der Messe trotzdem nicht sehen. "Wir bemühen uns natürlich weiterhin." Auf dem Erfolg dürfe man sich nicht ausruhen, man müsse vielmehr überprüfen, was gut gelaufen sei und was nicht. So könne man die Veranstaltung weiter verbessern, um eine gute IAA für alle veranstalten zu können, so Baumgärtner.

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Für München habe die IAA eine große Bedeutung, findet der Wirtschaftsreferent. "Sie hat einen irren Mehrwert für die Stadt gebracht." Die vielen Besucher hätten auch die Belegungszahlen von Hotels und Gaststätten in die Höhe getrieben. Baumgärtner ist eigenen Worten zufolge überzeugt davon, dass eine solche Veranstaltung der ganzen Innenstadt nütze und sie belebe. Die IAA sei eines von vielen Instrumenten dafür. "Aber ich kenne bisher kein anderes vergleichbares Format, das so viele Besucher anzieht", so Baumgärtner.

Ob München oder Frankfurt: Proteste gegen die IAA wird es überall geben

Die Euphorie teilt allerdings nicht jeder: Auch heuer kam es vor und während der IAA zu Protesten, die allerdings weitgehend friedlich verliefen. Die Messe stehe "symptomatisch für eine Gesellschaft, die ganz genau um Ursache und Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels weiß – und nicht nur einfach weitermacht, sondern noch einen Gang hochschaltet", teilt das Bündnis "No Future for IAA" mit, das gemeinsam mit weiteren Gruppen zu Demonstrationen aufrief.

Ähnliches ist aber auch schon passiert, als die Messe noch in Frankfurt stattfand. 2019 etwa protestierten zehntausende Fahrradfahrer gegen die IAA. Ob in München oder Frankfurt, die Kritik von Aktivisten wird wohl auch in Zukunft nicht abreißen.

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49 Kommentare
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  • ClimateEmergency am 06.11.2023 03:15 Uhr / Bewertung:

    Lobbyveranstaltung für SUVs aus dem 20.Jhd auf Kosten der Einwohner und eines lebensfreundlichen Klimas.

  • Zuversicht am 05.11.2023 08:38 Uhr / Bewertung:

    Die Stadt ist überflutet von herumliegenden und stehenden Farrädern und Rollern. München entwickelt sich immer mehr zur spiessigen Provinzstadt. Die IAA sollte in München bleiben und gibt der Stadt wenigstens etwas Flair.

  • Knoedel am 04.11.2023 07:24 Uhr / Bewertung:

    Ich bin schon dafür das die Messe in München stattfindet. Es ist ein Wirtschaftszweig mit Zukunft und auch waren Autos sehr stark an unserem Wohlstand der letzten Jahrzehnte beteiligt.
    Wenns nur darum geht das zu viele Menschen München besuchen, dann sollte man eher das jährlich stattfindende Oktoberfest in Frage stellen. Auch 30 Fussballspiele vor voller Hütte bringen die Massen zusätzlich nach München. Da sollte man mal Prioritäten setzen.
    Alternativ auf Pferde und den ICE zu setzen bringt uns nicht weiter.

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