"Krebsgeschwür": Warum Anwohner in der Maxvorstadt sauer auf die IAA in München sind

An den Open Spaces auf der IAA in München wächst Kritik. Anwohner in der Maxvorstadt fühlen sich eingesperrt, auch die Staus stören sie.
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"Die IAA breitet sich in München aus wie ein Krebsgeschwür", sagt SPDler Felix Lang. Auch der Köningsplatz ist Teil der Messe.
"Die IAA breitet sich in München aus wie ein Krebsgeschwür", sagt SPDler Felix Lang. Auch der Köningsplatz ist Teil der Messe. © Bernd Wackerbauer

Maxvorstadt — Normalerweise radelt sie jeden Tag in den Englischen Garten, normalerweise kauft sie immer auf dem Viktualienmarkt ein, erzählt Edith Klauß, 67 Jahre alt.

Aber das geht gerade nicht mehr, sagt sie. Wegen der IAA mit ihren Open Spaces. "Die gesamte Innenstadt ist dicht", sagt Klauß. Marienplatz, Königsplatz, Residenz, Ludwigstraße — auf den schönsten Plätzen der Stadt "kann man nichts anderes machen, nur Autos anschauen."

Ludwigstraße gesperrt: IAA in München sorgt für Staus

Klauß lebt in der Maxvorstadt — und alle ihre Bekannten regen sich genauso auf, sagt sie. Tatsächlich ist Klauß nicht die Einzige, die sich über die IAA beklagt. Das weiß auch Felix Lang, Chef der SPD im Bezirksausschuss Maxvorstadt. Mehrere Bürger beklagten sich in Briefen über Staus. Wegen der IAA ist die Ludwigstraße gesperrt, der Verkehr wird über die Amalien- und Theresienstraße geleitet.

Beide Straßen seien ohnehin bedingt durch Baustellen und Schanigärten "absolute Nadelöhre", schreibt einer. "Bitte erklären Sie mir, wie zwei kleine Einbahnstraßen den Verkehr auffangen sollen?", fragt er und antwortet selbst: "Richtig, sie können es nicht."

Automesse IAA: "Breitet sich in München aus wie ein Krebsgeschwür"

Ein anderer schreibt: "Wir Anwohner bleiben auf der Strecke und sind förmlich eingesperrt. Es ist nicht möglich, mit dem Auto nötige Besorgungen zu machen bzw. meiner hilfsbedürftigen Mutter am anderen Ende der Stadt Unterstützung zu Teil werden zu lassen. Es besteht keine Möglichkeit, in Richtung Osten oder Süden zu fahren." Auch Bilder von Rettungsfahrzeugen, die nicht durch den Stau in der Schellingstraße kamen, haben Anwohner angehängt.

Felix Lang kann die Verärgerung nachvollziehen. Er findet selbst: "Die IAA breitet sich in München aus, wie ein Krebsgeschwür." Denn verglichen mit 2021 nehme sie noch mehr Raum in München ein. Fühlt sich Lang gehört von seiner SPD im Münchner Stadtrat und seinem OB, der die IAA für ein Erfolgsmodell hält? Würde aus der Stadtratsfraktion jemand in der Maxvorstadt wohnen, würde das Urteil vielleicht anders ausfallen, glaubt Lang.

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Die Glyptothek am Königsplatz hat wegen der IAA deutlich weniger Besucher

Nicht nur für die Anwohner hat die IAA Folgen. Auch der Chef der Glyptothek am Königsplatz Florian Knauß erzählt, dass "erkennbar weniger Besucher" den Weg in sein Museum finden würden. Finanzielle Einbußen seien die Folge. Auch die Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt Svenja Jarchow (Grüne) nennt die Einschränkungen "massiv". Sie fordert weiterhin, dass die IAA 2025 zurück auf die Messe solle. "Es ist doch Schade, dass dort für normale Menschen gar kein Angebot gemacht wird." Schließlich kostet ein Tagesticket 175 Euro.

Der Wiesn, der Bauma — allem kann man aus dem Weg gehen, nur der IAA nicht, sagt Anwohnerin Edith Klauß. Ein "Ausverkauf der Stadt" sei das. Tatsächlich verschenkt die Stadt ihre Flächen praktisch: Die IAA muss nur eine Sondernutzungsgebühr von 30 Cent pro Quadratmeter bezahlen. Für die IAA ein gutes Geschäft. Die stellt für die Plätze nämlich zwischen 180 und 505 Euro pro Quadratmeter in Rechnung.

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34 Kommentare
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  • am 09.09.2023 12:51 Uhr / Bewertung:

    immer ich traurig
    Schlimmeres Übel für die Anwohner ist die Wiesn. Ganze 2 Wochen, heuer plus Feiertag. In Gärten, vor allem Ostseite der Theresienwiese wird ständig gekackt. Viele Anwohner fahren in den Urlaub, um den Lärm, Geschrei, Gestank durch Kacke und Kotze usw. zu entgehen.
    Hin und wieder gab bei uns auch Strassensperrungen (Wärmeleitungen, Fernwärme, Internet), auch für längere Zeit. So mussten wir auch bestmöglichen Weg nehmen. Zu Fuss etwas leichter, für Auto umständlicher. Gab vllt. ein lautes Mürren, Geschimpfe, aber Jammern wie die Maxvorstädter.

  • insider am 09.09.2023 11:35 Uhr / Bewertung:

    München hat meines Erachtens eine der besten ÖPNV-Systeme deutschlandweit. Gerade in der Innenstadt kann man mit U- und S-Bahn jeden Punkt der Stadt erreichen ohne lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Ich kann daher den Unmut der Bürger zum größten Teil nicht verstehen.

  • Kohlestrom Kolumbien am 09.09.2023 10:24 Uhr / Bewertung:

    Sehr geehrter Herr Lang, Sie jammern und klagen auf Sozenart gegen 1 Woche Einschränkungen. Ihre Sozen und Terror Grünen im Stadtrat legen den Bürger Münchens einen ganzen Sommer lang diese verfluchten Sommerstraßen, Begegnungsräume und weitergehenden Grüne verpackten Blödsinn vor die Tür. Der Bürger wird nicht gefragt, nicht beteiligt sondern friss oder stirb.

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