Der erste Tag der IAA in München: Grüne Insel zwischen der Auto-Show

Die Automesse IAA hat sich in der Innenstadt von München ausgebreitet. Aber diesmal nicht auf dem Odeonsplatz: Der Platz ist reserviert für alternative Mobilität.
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Die "Stadtoase" von Landeshauptstadt und Umweltministerium setzt einen Kontrast zu glänzenden Motorhauben und riesigen Flachbildschirmen der Autohersteller. Vor der Feldherrnhalle geht es um umweltfreundliche Mobilität und Klimaschutz.
Die "Stadtoase" von Landeshauptstadt und Umweltministerium setzt einen Kontrast zu glänzenden Motorhauben und riesigen Flachbildschirmen der Autohersteller. Vor der Feldherrnhalle geht es um umweltfreundliche Mobilität und Klimaschutz. © Daniel von Loeper

München - Dort wo bei der ersten Münchner IAA vor zwei Jahren Mercedes ein gigantisches LED-Netz gespannt hatte, erheben sich drei hölzerne Pusteblumen und eine kompakte Bühne. Auf dem Odeonsplatz ist alles eine Nummer kleiner, hölzerner und mit Bäumen im Topf und Pflanzen begrünt.

Diesmal hat die Stadt den Platz vor der Feldherrnhalle nicht der Automesse überlassen, dafür aber einen großen Teil der Ludwigstraße. Die Landeshauptstadt und das Umweltministerium haben jetzt ihre eigene Ausstellungsfläche. Deren "Stadtoase" steht im Kontrast zu den mächtigen Ständen der Fahrzeughersteller.

IAA in München gestartet: Ausstellungsflächen stellen Fahrradfahren und Klimaschutz in den Mittelpunkt

Eine Ausstellungsfläche, die das Fahrradfahren und Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt. Auf der Bühne spielen dreimal am Tag lokale Musiker. Fernsehkoch Alfred Fahr kocht Outdoor mit saisonalem Gemüse vor. Und bei der Upcycling-Station können Besucher Armbänder und Schlüsselanhänger aus alten Fahrradreifen knüpfen. Aber wen interessiert das, während woanders Sportwagen und Autos mit Luxusinterieur ausgestellt werden?

Gegen 11 Uhr, die Stadtoase hat seit einer Stunde geöffnet, sind die Liegestühle vor der Bühne noch verwaist. Der akkurat gerechte Sand im Sandkasten mit Tipi-Dach ist unberührt. Einzelne Besucher schlendern über den Platz oder machen beim Langsam-Fahr-Wettbewerb mit. Wer schafft es mit dem Fahrrad langsamer ins Ziel, ohne umzufallen?

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Nicht alle Besucher kommen wegen der IAA in München

Der Rekordhalter mit 36 Sekunden ist Willi Strack aus Düren . Der 73-Jährige ist mit seiner Frau zu Besuch in München. Nicht wegen der IAA. Sie besuchen Sohn und Enkel, mit dem Zug "Ne, Autos finden wir nicht so spannend", sagt Strack. Aber die "netten Stände" hier hätten sie "angelockt".

Nur wenige Meter entfernt, sind die Flächen von Cupra im Residenzhof und BMW auf dem Opernplatz gut besucht. Das Sicherheitspersonal schleust die Besucher durch Absperrgitter zum Eingang. Die richtig großen SUVs, so scheint es, hat der Hersteller nicht in die Innenstadt gebracht. Obwohl sich diese anhaltend gut verkaufen. Dafür neueste Technik und Elektroantriebe.

Odeonsplatz in München: Das IAA-Publikum kommt nur selten zur Fahrradwaschanlage

Auf der Residenzstraße verstopfen derweil IAA-Besucher die Fahrbahn. Passierende Radfahrer versuchen, ihnen im Slalom auszuweichen, geben aber nacheinander auf. Gertrud L. (44) und ihr Sohn schieben an der Residenz vorbei. Dass die IAA an so prominenten Münchner Plätzen stattfindet, sieht sie kritisch: "Ich finde das unpassend und das falsche Signal in Zeiten der Klimakrise und dem hohen Ressourcenverbrauch." Zu einer grün-roten Stadtregierung passe das nicht, sagt sie.

Zurück auf dem Odeonsplatz füllt er sich langsam mit Besuchern. An einem der Stände wird sogar Schlange gestanden. In einer länglichen Plexiglasbox rotieren zwei blaue Lappenbürsten, Wasser sprüht von den Seiten.

Christopher Ströbel hievt ein Rad nach dem anderen in die Waschanlage.
Christopher Ströbel hievt ein Rad nach dem anderen in die Waschanlage. © Daniel von Loeper

Christopher Ströbel bedient die Fahrradwaschanlage von "Clean your bike", die Besucher kostenlos testen können. "Wir waschen auch die Kette und Bremsen", sagt der 33-Jährige. Die Reiniger bestünden rein aus natürlichen Inhaltsstoffen. Aber die Schmiere und das Kettenöl? Die würden mit Sieb und Wanne aufgefangen und entsorgt.

Frank Endres war der erste an diesem Dienstag. Er präsentiert sein schwarzes Mountainbike mit den gelben Felgen. "Es glänzt jetzt ganz aggressiv." Das könnte man direkt wieder ins Schaufenster stellen, sagt er. Andere, die zufällig vorbeiradeln und nicht in Eile sind, nehmen gleich das volle Programm mit: Waschen, Polieren und den Radlcheck nebenan. Die beauftragten Mechaniker des Mobilitätsreferats ölen Ketten, stellen Bremsen ein und prüfen den Reifendruck.

Es glänzt wieder: Frank Endres nach dem Besuch in der Fahrradwaschstraße.
Es glänzt wieder: Frank Endres nach dem Besuch in der Fahrradwaschstraße. © Daniel von Loeper

Manchen Radfahrer macht das glücklich. Aber das Kern-IAA-Publikum, das man an Hemden oder Schildchen um den Hals erkennt, biegt selten ab zu den Ständen, die eher für eine Abkehr vom Auto stehen.

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  • ClimateEmergency am 06.09.2023 13:06 Uhr / Bewertung:

    "Der Platz ist reserviert für alternative Mobilität."
    🤡

  • Newi83 am 06.09.2023 11:10 Uhr / Bewertung:

    Liebe Leute lasst doch das Wischi Waschi Larifari grüne Getue und handelt täglich in der Realität. Was kann man von der LHM, Umwelt und Verkehrsministerium erwarten? Eigentlich nichts. Was also sollen Pusteblumen und Sandkasten mit Tipizelt in Verbindung mit der IAA?

  • Kohlestrom Kolumbien am 06.09.2023 10:28 Uhr / Bewertung:

    Selig sind die geistig armen, denn ihnen gehört das Himmelreich.

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