Luitpoldpark in München: Ein Zeltlager für 1.500 Protestler gegen die IAA
München - Anders als der karge, steinige Boden der Theresienwiese von 2021 ist der neue Standort im Schwabinger Luitpoldpark ein Idyll. Große Buchen und Kastanien, saftig-grünes Gras. Junge Menschen in Latzhosen und Shorts tragen Kisten in Zelte, bauen eine Outdoor-Küche auf oder sitzen unter der Zirkuszeltplane im Schatten. Sie planen und besprechen, was es noch zu tun gibt, bevor heute alle Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist sind.
Das Camp im Luitpoldpark ist in dieser Woche eine Art Basislager der Protestaktionen. 1.500 Menschen wollen die Internationale Automobilmesse IAA in dieser Woche stören. So hoch schätzen die Veranstalter die Anzahl der Teilnehmer im Protestcamp. Wenn von Dienstag an das Programm in der Messe und an zentralen Plätzen im Stadtgebiet beginnt, haben sie Protestaktionen und Demonstrationen vorbereitet.
Klimacamp im Luitpoldpark: Das Ziel ist eine "sozial gerechte Verkehrswende"
Mit dem Camp, das sie "Mobilitätswende-Camp" nennen, wollen sie zeigen, dass sie nicht einverstanden sind: "Es ist eine riesige Werbeaktion für die Profitinteressen von Auto-Konzernen. Und die Stadt überlässt ihnen den öffentlichen Raum als Bühne", sagt Lou Schmitz von der Gruppe "No Future for IAA".
Die IAA, sagt Lou Schmitz, sei in ihren Augen nicht die Ursache oder der größter Treiber der Klimakrise, aber ein Symbol, wie staatliche Entscheidungsträger die Interessen von Großkonzernen trotz fortschreitender Extremwetter und Klimaschäden vorziehen.

Beteiligt am Camp sind neben "No Future for IAA" auch die bundesweite Initiative, "Sand im Getriebe" und "SmashIAA". Das gemeinsame Ziel sei "eine sozial gerechte Verkehrswende, weg vom Individualverkehr, der auch mit Elektroautos unnötig Rohstoffe und Energie frisst", sagt Luise Weil von "Sand im Getriebe".
IAA-Proteste in München: Für ein Sonntag ist eine "Großdemo" bis in die Innenstadt geplant
Die Politik lebe immer noch ein "Weiter so", wo es längst einen Kurswechsel bräuchte. "Die IAA ist ein Fest der Zerstörung, während wir mit 180 km/h in die Klimakrise rauschen. Zum Abschluss der IAA ist am Sonntag ein als "Großdemo" angekündigter Protestzug geplant. 40 unterschiedliche Gruppen hätten zu dem Marsch vom Luitpoldpark in die Innenstadt aufgerufen.
Luc Ouali, dunkle lange Locken, und im sonstigen Aktivisten-Alltag Sprecher von Fridays for Future München, führt jetzt durch das Camp. Vorbei an der Küchenstraße, wo das Team von "Knoblauchfahne" aus Augsburg gerade ihre drei Küchenzelte ausstatten. "Für die Aufbau-Helfer und das Orgateam gab es heute Morgen schon Porridge", sagt Mathestudent Felix Siegl (23). Er und sein Team kochen für alle Zeltlagerteilnehmer.

Neben IAA-Protesten gibt es im Luitpoldpark auch Vorträge und weitere Programmpunkte
Vor ihm steht eine Bierbank mit vier Gaskochern und Töpfe, so groß wie Autoreifen. "Wir machen das ehrenamtlich, neben Studium oder Beruf", sagt Siegl. Die Lebensmittel bekämen sie zum Teil von Landwirtschaftsbetrieben gespendet. Der "Schnibbeldienst" aus Teilnehmern hilft bei jeder Mahlzeit bei der Zubereitung.
Gegenüber liegt das rot-gelbe Zirkuszelt. Dort finden die größeren Programmpunkte statt. Die einzelnen Gruppen bespielen jeweils noch fünf weiße Zelte, etwa 20 Quadratmeter groß. Es gibt Vorträge zu Themen, wie Ausbeutung von Arbeitern und Umweltverschmutzung beim Lithiumabbau in Chile bei der Herstellung von E-Fahrzeugen.
Klimacamp in München: Veranstalter betonen, Wiesen und Bäume schützen zu wollen
Oder dazu wie die Klimakrise und der Kapitalismus zusammenhängen. Daneben Workshops zu Proteststrategien, Lesungen, Filmvorführungen und Stationen um Transparente für die Demonstration zu gestalten. Vor Luc Ouali liegt jetzt die Zeltwiese, zehn Iglus in unterschiedlichen Größen sind hier schon aufgespannt. Am Dienstag wird es hier voll, hoffen die Veranstalter. Auch Helfer-Schichten für den Müll und die Toilettenreinigung auf dem Gelände sind organisiert.
"Uns liegt viel daran, dass die Wiese und die Bäume geschützt werden, während des Camps", sagt Tina Turbo, ebenfalls aus dem Camp-Komittee, die den Rundgang begleitet. Ein Anwohner sorgt sich dennoch: "Wenn 1.500 Leute hier zelten, dann sind die Wiesen hier kaputt", sagt der Wirtschaftsprüfer (42). Er wohnt in der angrenzenden Karl-Theodor-Straße. In den 20 Jahren, in denen er hier wohnt, habe er nie erlebt, dass eine Veranstaltung abgesehen von einem Kinderfest im Luitpoldpark stattfinden durfte.
Luc Ouali versteht die Sorge, aber neben dem eigenen Interesse, die Natur zu schützen, hätten die Klimaprotestler auch Auflagen bekommen: etwa die Zelte mit mindestens 1,5 Meter Abstand zu den Bäumen aufzubauen. "Und wir haben in allen Zelten Böden verlegt", sagt Tina Turbo. Das Gras werde zwar gelb, könne sich aber danach recht schnell wieder erholen.
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