IT-Panne bei Lufthansa trifft Münchner Flughafen: Betroffene berichten
Frankfurt/Main - "Eigentlich wollten wir morgen schon am Strand unter Palmen liegen", sagt Larissa Eitel (22), während sie mit ihrer Freundin Susanne Handschigl (25) in der Schlange des Lufthansa Service Centers am Münchner Flughafen steht. Die beiden haben Großes vor: Abenteuer- und Strandurlaub in Kenia. Über München sollte es zunächst nach Frankfurt gehen, von Frankfurt dann nach Mombasa, der zweitgrößten Stadt von Kenia, die direkt am Indischen Ozean liegt.
Doch diesen Plänen hat das Chaos am Münchner Flughafen erst einmal einen gewaltigen Strich durch Rechnung gemacht. "Aktuell wissen wir nicht mal, ob wir nach Frankfurt kommen. Und ob wir am Abend dann von Frankfurt nach Mombasa kommen, wissen wir erst recht nicht", sagt Susanne, die etwas skeptischer ist als ihre Freundin Larissa.
Bagger durchtrennt Kabel: Ursache für Lufthansa-Chaos
Die Ursache für das Lufthansa-Chaos liegt in Frankfurt: Die Probleme wurden nach Unternehmensangaben durch Bauarbeiten an einer S-Bahn-Strecke in Frankfurt ausgelöst. Dabei wurden der Deutschen Telekom zufolge bereits am Dienstag vier Glasfaserkabel von einem Bagger durchtrennt. Seit dem Morgen waren in Frankfurt die Computersysteme der Lufthansa unter anderem für das Einsteigen nicht mehr betriebsbereit.
Warum die Störung erst zeitversetzt eintrat, war zunächst offen. Laut Telekom wurden zwei betroffene Kabel über Nacht in Stand gesetzt.
Am Flughafen München: Einige Flüge nach Frankfurt sind ausgefallen
Am Frankfurter Flughafen fielen bis zum Mittag 230 von 1.000 geplanten Flügen aus. In München sprach die Lufthansa-Group am Mittwoch von "Einschränkungen im Betriebsablauf und vereinzelten Flugausfällen". Konkret seien etwa am Vormittag einige Flüge nach Frankfurt ausgefallen, so eine Sprecherin der Lufthansa. Ansonsten sei es hier nur bei vereinzelten Flügen zu Verspätungen gekommen.

In der Lufthansa-Zentrale am Frankfurter Flughafen kam ein Krisenstab zusammen. Die Flugsicherung sperrte Frankfurt für Landungen. Kurz darauf sagte die Lufthansa ihre sämtlichen Starts in Frankfurt ab. Am frühen Nachmittag wurde der Frankfurter Flughafen für Landungen wieder freigegeben. Der Betrieb sollte sich am frühen Abend stabilisieren.
Das Chaos lichtet sich nach und nach
In München bilden sich teils lange Schlangen vor den Schaltern – erst ab Mittag beruhigt sich die Lage wieder etwas. Um 13 Uhr verkündet eine Lufthansa-Mitarbeiterin froh: "Die IT-Systeme laufen wieder." Und tatsächlich: Das Chaos lichtet sich nach und nach.
Auch wenn die Wartezeiten lang sind, ein wütender Mob hat sich am Lufthansa Service Center glücklicherweise nicht gebildet. Zehn bis 20 Leute stehen in der Schlange und warten darauf, dass ihr Ticket an der Reihe ist. Manche warten auf den Sitzbänken.
Nach Phuket an den Strand – daraus wird erstmal nichts
Und manche nehmen‘s mit Humor: "So mache ich das mein ganzes Leben schon – es hilft ja nix", sagt Jürgen Höchtel (52), der eigentlich von Salzburg nach Phuket in Thailand fliegen wollte. Weil der Flug aber – aus anderen Gründen – storniert wurde, setzte er sich ins Auto, um einen Alternativflug von München aus zu nehmen.
In München angekommen, dann das nächste Chaos. "Spannend wird auch sein, wie viel ich am Ende für mein Parkticket zahlen muss", sagt Höchtel. "Ich hab das Auto hier im Parkhaus stehen." Vierzehn Tage wollte er im Urlaub sein – das könnte in der Tat teuer werden.
Wütender Reisender: "Ich warte jetzt seit vier Stunden"
Doch aller Lockerheit zum Trotz: Ein paar richtig Unzufriedene gibt es auch. Ein junger Mann mit Baseballcap steht etwas abseits der Schlange. Er ist selbst in der IT-Branche und sagt in Anspielung auf die IT-Probleme resigniert: "Ich frage mich, wie die ein Weltkonzern sein wollen und dann nicht mal ein Back-up erstellen." Er kommt aus Lissabon und hätte über München eigentlich nach Köln fliegen sollen. Der Flug wurde storniert – jetzt wartet er darauf, wie er anderweitig weiterkommt: "Was mich am meisten ärgert, ist, wie mit mir umgegangen wird: Ich warte jetzt seit vier Stunden darauf, dass jemand mit mir spricht. Das hier ist der dritte Schalter, zu dem man mich schickt. Dass mein Flug ausfällt, habe ich per SMS erfahren – das war’s."
Ob der junge Mann noch nach Köln gekommen ist, konnte nicht geklärt werden. Für’s Erste hatte sich die Lage am Nachmittag normalisiert. Aufatmen – bis das nächste Chaos droht.
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