"Irgendwann ist auch mal gut": Jérôme Boateng spricht bei Prozess in München
München - Der Prozess von Ex-Bayern-Profi Jérôme Boateng gegen seine Ex-Partnerin und Mutter zweier gemeinsamer Kinder ist immer auch eine Geschichte um die Darstellung in der Öffentlichkeit.
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Darum sitzt an diesem fünften Verhandlungstag am Münchner Landgericht im Saal B275 (voll belegt, stickig) auch in der ersten Reihe vor der Pressebank ein PR-Berater Boatengs, ein sehr gut gekleideter, älterer Herr, der sich immer wieder zu den Pressevertretern umdreht, vorab eine schriftliche Version des Plädoyers der Verteidigung anbietet und auch mal laut ausatmet, wenn ihm eine Aussage der Staatsanwältin nicht gefällt.
Darum erwähnen auch sowohl der Verteidiger von Boateng in seinem heutigen Plädoyer als auch die Staatsanwältin und die Anwältin der Nebenklage, dass die hohe Aufmerksamkeit und die mediale Schlammschlacht der letzten Monate und Jahre sich auch auf das Urteil auswirken müsse – zugunsten von Boateng, findet der Verteidiger. Anders sieht das die Vertreterin der Nebenklage, die Boateng vorwirft, seine eigenen Kinder für seine Verteidigungsstrategie missbraucht zu haben.

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Sie ist es auch, die in ihrem Plädoyer darauf hinweist, dass Boateng den PR-Berater Thomas Knipp engagiert habe, der zum Beispiel im vergangenen Jahr die Band Rammstein vertreten hatte, als Vorwürfe gegen deren Sänger Till Lindemann laut wurden. Knipp habe fleißig die Verhandlungspausen ausgenutzt, um falsche Informationen zu verbreiten und Boatengs Ex-Partnerin in der Öffentlichkeit zu diskreditieren, so die Anwältin der Nebenklage.
Für den Vorfall bei Boateng, um den es eigentlich ging, nämlich einen Streit im Urlaub am Abend des 19. Juli 2018, forderte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer eine Geldstrafe von 160 Tagessätzen a je 7.000 Euro, also insgesamt 1,12 Millionen Euro. Sie sieht den Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung als erwiesen an. Es sei auch keine Notwehr von Boateng gewesen. Vielmehr habe Boateng seine Ex-Freundin im Streit erst mit einem Windlicht und einer gefüllten Kühltasche beworfen und ihr danach mit der Faust ein blaues Auge und weitere Schläge verpasst.
Von einem "stoßartigen Zurückdrängen mit einer gewissen Erheblichkeit" sprach wiederum Boatengs Verteidiger in seinem Plädoyer. Es sei ein "Wegstoßen mit dem rechten Handballen" gewesen, das die Verletzung am Auge verursacht habe. Außerdem führte der Verteidiger an, dass es zu dem angeblich geworfenen Windlicht und der Kühltasche widersprüchliche Aussagen gegeben habe. Er forderte das Gericht auf, Boateng lediglich wegen fahrlässiger Körperverletzung zu verurteilen, mit einer "moderaten Geldstrafe".
Staatsanwältin fordert Millionen-Geldstrafe, Boateng entschuldigt sich
Zum Schluss ergriff Boateng selber das Wort. Er bedankte sich beim Gericht, dass "endlich ein Gesamtbild genommen wurde von dem Vorfall". Es habe in der Vergangenheit in seinem privaten Umfeld mehrere Personen gegeben, "denen es darum ging, finanzielle Vorteile durch mich zu gewinnen", so Boateng. Er habe sich nicht als Opfer dargestellt und schon mehrmals beschrieben, dass er Fehler gemacht habe. "Irgendwann ist auch mal gut", sagte Boateng. "Jetzt möchte ich mich einfach nur entschuldigen, in erster Linie bei meinen Kindern."
Ein Urteil wollte die vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich am Freitag noch nicht verkünden, das wird am kommenden Freitag, 19. Juli, um 11 Uhr der Fall sein. Also genau sechs Jahre nach dem Vorfall.