"Höchste Zeit": Rathaus-Fraktion will neue U-Bahn-Projekte in München stoppen

In einem Antrag wird diskutiert, den Bau der neuen U-Bahn-Linie in München zu stoppen. Welche Linien wären betroffen, wenn sich der Stadtrat dem anschließt?
Felix Müller
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Eine Münchner U-Bahn.
Eine Münchner U-Bahn. © IMAGO/Sven Simon

München - Eigentlich gibt es im Stadtrat einen gewissen Konsens. Keiner will verantwortlich sein, dass Rot-Grün einst aufhörte, das U-Bahn-Netz weiter auszubauen. Stattdessen hält man neue U-Bahnen für entscheidend, um die Verkehrswende trotz anhaltendem Zuzug umsetzen zu können.

Doch nun werden im Rathaus kritische Stimmen laut. Die Linkspartei beantragte am Dienstag, U-Bahn-Planungen zu stoppen. Konkret nennt die Linke die U5-West von Pasing bis Freiham und erste Vorhaltemaßnahmen, die für einen späteren Bau der U9 (Implerstraße – Esperantoplatz – Hauptbahnhof – Piankotheken – Elisabethplatz – Münchner Freiheit) eingeplant sind.

"Belastet den Haushalt stark": Die Linke fordert, den U-Bahn-Bau in München quasi einzustellen

"Die zahlreichen Tunnel- und Tiefbauprojekte, die der Stadtrat parallel vorantreibt, belasten den Münchner Haushalt stark", heißt es in dem Antrag. Es sei "höchste Zeit, damit aufzuhören. Zumal diese Projekte in den nächsten Jahrzehnten keinerlei Beitrag zur Verkehrswende leisten können". Das Geld könne man ja für Kitas oder Wohnungsbau verwenden, so die Linke.

Ganz gegen jeden U-Bahn-Bau wollen sich die Linken aber nicht stellen. "Einzelne Projekte, wie der Ausbau der U5 bis nach Pasing", so die Linke, seien "noch tragbar". Gleichzeitig aber noch die U5 nach Freiham zu verlängern, die U9 und den BMW-Tunnel zu bauen und die S8 tieferzulegen, das sei doch "mit der finanziellen Situation Münchens nicht vereinbar".

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Eigentlich will die MVG vier Milliarden Euro in neue U-Bahn-Projekte investieren

Mit einem Baubeginn der U9 rechnet die MVG "Anfang der 30er Jahre", hatte es im März diesen Jahres bei einem Ortstermin am Esperantoplatz geheißen. In den 40er Jahren könnten dann die ersten Bahnen rollen. Im Rathaus und bei der MVG erhofft man sich von der neuen Querverbindung eine Entlastung der teils völlig überfüllten heutigen Linien.

MVG-Chef Ingo Wortmann sagte im März: "Die U9 entlastet die U3 und U6 im Innenstadtbereich um bis zu 44 Prozent." In einem weiteren Schritt werde auch der nördliche Abschnitt der U2 um etwa 40 Prozent entlastet, so seine Hoffnung. Von vier Milliarden Euro Gesamtkosten ist die Rede – doch wenn es nach der Linkspartei geht, wird die Planung nun schon früh wieder gestoppt.

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Die U5 soll künftig bis nach Freiham fahren – vielleicht

Die U5 nach Freiham könnte wiederum in etwa 15 Jahren fahren, hat OB Dieter Reiter kürzlich bei einem Vor-Ort-Termin gesagt. Der Stadtrat hat Ende 2022 entschieden, nicht zu warten bis die Förderungen für die Trasse endgültig zugesagt sind, sondern in Freiham zumindest schon mal ein Vorhalte-Bauwerk für den zukünftigen U-Bahnhof zu bauen.

Rund 100 Millionen Euro hat der Stadtrat dafür bewilligt. Das Vorhaltebauwerk ist quasi die Hülle, in die später der U-Bahnhof rein soll. Wenn denn weiter gebaut wird. Über den Antrag der Linkspartei debattiert der Stadtrat voraussichtlich am 5. Dezember.

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28 Kommentare
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  • sircharles am 12.10.2023 10:25 Uhr / Bewertung:

    Verstehe nicht, dass U-bahnen dorthin gebaut werden, wo bereits die S-Bahn hinfährt. Baut lieber in Richtungen, in die keine S-Bahn fährt.

  • freeman am 11.10.2023 12:16 Uhr / Bewertung:

    Das Problem ist: Deutschland kann keine Großprojekte mehr. Egal ob Flughafen Berlin, Hbf Stuttgart, Kölner Oper und Nord-Süd-Stadtbahn, Elbphilharmonie Hamburg – und natürlich Zuhauf Beispiele aus München; die lachhafte Anbindung des Flughafens ist weit über das Land hinaus bekannt.
    Mit dem aktuellen Bau- und Planungsrecht sind diese Projekte schlichtweg nicht mehr zu stemmen. München kann froh um das durch die Olympiade entstandene S/U-Bahn-Netz sein. Viel getan hat sich seitdem nicht mehr, da es schlichtweg nicht geht.

  • tutnixzursache am 11.10.2023 10:01 Uhr / Bewertung:

    "Auch eine U-Bahn-Anbindung von Freiham wäre dort nur eine Konkurrenz zur S-Bahn, eine wirkliche Erschliessungsfunktion kann sie nicht übernehmen. Dafür ist es zu teuer."
    Das war der erste Planungsfehler von Ude's Rot-Grün. Die U5 bis nach Freiham zu verlängern hätte schon viel früher zusammen mit der Planung vom Neubaugebiet beginnen müssen. Das rechnet sich allemal. Immer nur wegen "Kosten" zu lamentieren könnte man jegliche Bautätigkeiten einstellen. Diese Verlängerung könnte also schon in Betrieb gehen - und wäre um einiges günstiger geworden als es jetzt mit jahrelanger Zeitverzögerung wird.

    "Ideal wären Trambahn-Cluster, die von S/U-Bahnhöfen abgehen und die örtliche Versorgung durchführen."
    Trambahnen sind längst nicht so leistungsfähig wie U-Bahnen, unflexibler als Busse und oft genug behindert durch den allgemeinen Verkehr. Und dazu ein Lärmquell für alle, die an einer Tramlinie wohnen - Nachtfahrverbot gibts ja keines.

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