Harte Regeln auf Wertstoffhöfen in München
München - Noch brauchbare Fernseher, Handys, Waschmaschinen abzweigen und heimlich privat verscherbeln? Das dürfte für Mitarbeiter auf den zwölf städtischen Wertstoffhöfen künftig schwer werden.
Denn aus dem Hehlerei-Skandal vom Frühjahr (AZ berichtete) hat die Stadt Konsequenzen gezogen. Damals war bei einer Razzia aufgeflogen, dass etliche Mitarbeiter sich im Job mit Hilfe von Hehlerbanden selbst bedient haben.
Einige ließen sich auch schmieren und nahmen dafür verbotene Sperrmüllgroßmengen oder Sondermüll ab. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen 32 Leute wegen Korruption und „bandenmäßiger Hehlerei“ – 28 waren städtische Angestellte.
Vieren hat die Stadt gekündigt, bei sieben sind Auflösungsverträge unterschrieben. Weitere sieben sind noch von der Arbeit freigestellt, bis ihre Rolle restlos geklärt ist.
Heute nun stellt Kommunalreferent Axel Markwardt, der auch Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWM) ist, im Stadtrat vor, was sich auf den Wertstoffhöfen ändert.
Namensschilder
Anonym mauscheln? Geht nicht mehr: Alle 117 Mitarbeiter müssen bereits seit Juli während ihrer Dienstzeit Namensschilder tragen.
Videoüberwachung
Der Chef schaut mit: An den beiden großen „Wertstoffhöfen Plus“ an der Lindbergh- (Freimann) und Mühlangerstraße (Aubing) hängen schon je sieben Kameras, die rund um die Uhr die Vorgänge auf dem Gelände und bei der Zu- und Ausfahrt überwachen. Bis Ende 2015 werden auch an den anderen zehn Höfen je fünf bis sieben Videokameras stehen.
„So haben wir bei eventuellen Vorfällen eine beweiskräftige Dokumentation“, erklärt Markwardt. In den Gebäuden selbst gibt’s keine Kameras.
Rotation im Job
Wer häufig den Betriebshof wechseln muss, tut sich schwerer, bandenmäßiges Abzweigen zu organisieren. Bislang wurden die Mitarbeiter etwa alle drei bis fünf Jahre an einem anderen Wertstoffhof der Stadt versetzt. Künftig will Markwardt noch schneller rotieren lassen: Auf jedem Wertstoffhof müssen dann zwei der rund sieben Mitarbeiter für ein halbes Jahr auf einen anderen Hof wechseln.
Registrierte Schlüssel
Auf- und zusperren – und keiner weiß, wer’s war? Geht nicht mehr. Bis Ende 2015 bekommt jeder Wertstoffhof eine zentral überwachte elektronische Schließanlage für alle Zugänge zum Gelände, zu den Personal- und Nebengebäuden und Trödelhallen. Die Schlüssel sind auf Personen registriert.
Verdeckte Test-Anlieferung
Dies ist der heikelste Punkt auf Markwardts Agenda: Der Kommunalreferent möchte stichprobenartig „Lockvögel“ auf die Wertstoffhöfe schicken, die etwa versuchen, mehr Sperrmüll als die zulässige PKW-Ladung abzuladen. „Die Lockvögel dürfen von sich aus kein Bestechungsgeld ins Spiel bringen, melden aber, falls für eine Gefälligkeit Geld verlangt würde, schlecht beraten oder nicht vorschriftsmäßig gehandelt wird“, sagt AWM-Sprecherin Bettina Volger. „Wir wollen damit unsere Mitarbeiter nicht in Versuchung bringen. Eine Kultur des Vertrauens ist uns wichtig.“
Wie diese Lockvogel-Aktionen konkret aussehen sollen, das wollen Werkleitung und der Personalrat noch genauer aushandeln.
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