Halbzeit beim 9-Euro-Ticket: MVG-Bilanz vorwiegend positiv
München - Die positive Nachricht zu Beginn: Seit dem 9-Euro-Ticket gibt es praktisch keine Schwarzfahrer mehr. Gleichzeitig wurden in München fast 1,2 Millionen Tickets verkauft. Ansonsten fällt die Halbzeitbilanz der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zu der Fahrkarte, die die Bürger entlasten und gleichzeitig für den öffentlichen Nahverkehr begeistern sollte, eher gemischt aus.
MVG-Preise müssten durch hohe Energiekosten eigentlich steigen
MVG-Chef Ingo Wortmann ist deshalb dagegen, das 9-Euro-Ticket fortzuführen. Alleine in München fehlen laut seiner Aussage Einnahmen von bis zu 63 Millionen Euro. Dieses Geld bekommt die MVG zurück.
Trotzdem klingt Wortmann besorgt: Eigentlich müssten ihm zufolge Ende des Jahres angesichts der gestiegenen Energiekosten die ÖPNV-Tickets um eine „zweistellige Prozentzahl“ teurer werden. Genauer wollte sich Wortmann nicht festlegen. Denn gerade befinde er sich in Verhandlungen mit den Geldgebern, also mit der Stadt München und dem Freistaat.
Ingo Wortmann: 69-Euro-Ticket wäre eine Option
Eine zu hohe Preiserhöhung wolle er den Kunden nicht zumuten, so Wortmann. Doch mehr als neun Euro sollte ein Monatsticket aus seiner Sicht in jedem Fall kosten. Er plädiert für ein 69-Euro-Ticket, mit dem man in ganz Deutschland mit Regionalzügen fahren können soll. Denn alleine der Preis ist laut einer Befragung, die der Verband deutscher Verkehrsunternehmen und die Deutsche Bahn durchführten, ohnehin nicht entscheidend.
Fahrgastzahlen weiterhin niedriger als vor der Pandemie
Denn zwar sitzen laut der MVG in Bussen, Tram- und U-Bahnen etwa zehn Prozent mehr Menschen als vor der Einführung des neuen Tarifs. Allerdings war der ÖPNV in München vor der Pandemie deutlich voller: Noch immer fehlen zehn Prozent der Fahrgäste. Bloß an Sonntagen liegen die Fahrgastzahlen höher als in Zeiten, in denen bei Corona noch alle an ein Bier aus Mexiko dachten.
Vor allem seien die Menschen durch das neue Ticket in ihrer Freizeit in ein öffentliches Verkehrsmittel gestiegen – nicht aber für den Weg zur Arbeit, schildert Sinaida Cordes, die Leiterin der Mobilitätsentwicklung bei der MVG.
Grund, ein Ticket zu kaufen, sei für 70 Prozent der Nutzer der geringe Preis gewesen. Doch für mehr als ein Drittel der Befragten war das kein Argument. Sie fuhren weiterhin nicht mit dem ÖPNV – weil sie das Angebot für zu schlecht halten.