"Für Fahrgäste spielend einfach": So funktioniert das neue MVV-Ticketsystem
München - Wie viele Streifen muss ich stempeln? Lohnt es sich schon, eine Tageskarte zu kaufen? Über solche Fragen müssen sich die Münchner bei einer Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ab sofort nicht mehr den Kopf zerbrechen. Denn ein neues Ticketsystem findet automatisch die günstigste Fahrkarte für die gewählte Strecke. Damit soll das Reisen vor allem für Gelegenheitsnutzer deutlich komfortabler werden.
Am Montag haben Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann und MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch das neues Ticketsystem "MVVswipe" im Verkehrsministerium in München vorgestellt. Es sei der Start einer revolutionären Neuheit, wie Verkehrsminister Bernreiter sagte.

MVV stellt neues Ticketsystem für München vor: Das Pilotprojekt konnte überzeugen
Drei Jahre lang, bis Dezember 2023, hat der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) gemeinsam mit der S-Bahn, der BRB, der MVG und Landeshauptstadt und Freistaat das Pilotprojekt „Swipe+Ride“ (Deutsch „Wische und fahre“) durchgeführt und das neuartige Ticketsystem getestet. 12.000 Testpersonen haben an dem Versuch teilgenommen.
Die Reaktionen: überzeugend. Die Marktforschung, die das Projekt begleitete, hat von rund 96 Prozent der Teilnehmer eine positive Rückmeldung bekommen. Danach sei allen Projektbeteiligten klar gewesen, dass diese einfache Art des Öffentlich-Fahrens in den Regelbetrieb überführt werden soll.
Über eine europaweite Ausschreibung suchten sie einen geeigneten Hersteller für das gewünschte System – und erteilten Ende April dem Münchner Unternehmen Mentz GmbH den Zuschlag.
Das neue System ist bereits im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) im Einsatz
Mentz betreibt bereits etwa das vergleichbare System des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). "Die Hintergrundprozesse sind komplex, aber für Fahrgäste ist es spielend einfach, den ÖPNV bequem zu nutzen", sagt Geschäftsführer Christoph Mentz. Seit Montag können Fahrgäste dieses System nun auch in München nutzen.
MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch, der das System schon persönlich getestet hat, erklärt, wie’s funktioniert: Fahrgäste registrieren sich zunächst in der "MVV-" oder in der "MVGO-App". Beim Einsteigen checken Fahrgäste per Smartphone-App ein, das geht mit einem einfachen Wischen über den Bildschirm. Nach der Fahrt checken sie auf dieselbe Weise wieder aus.
Die App berechnet automatisch den günstigsten Fahrpreis
Die App berechnet nach der Fahrt automatisch den günstigsten Fahrpreis, am Tagesende erhält der Nutzer eine Rechnung. Der Höchstpreis, der dabei nicht überschritten wird, ist der einer MVV-Tageskarte. Für eine Person im Bereich der Zone M liegt dieser bei 9,20 Euro. Die Bezahlung erfolgt über die hinterlegte Zahlweise, etwa per Kreditkartenzahlung.

Eine Besonderheit des Systems liege in der unkomplizierten Mitnahme von weiteren Fahrgästen. Mit wenigen Klicks könne man weitere Personen hinzufügen. "MVVswipe macht den Umstieg auf die Öffentlichen deutlich einfacher", so Rosenbusch. Mit dieser einfachen und flexiblen Möglichkeit des digitalen Fahrkartenkaufs werde die Nutzung des ÖPNV noch attraktiver. Sie mache es den Menschen noch einfacher, ihr Auto in Zukunft stehenzulassen.
Werden die Fahrkarten-Automaten nun abgeschafft?
Laut MVG-Chef Ingo Wortmann sind seit der Einführung des Deutschlandtickets einige Fahrgäste auf den Ticketkauf am Handy umgestiegen: Der Trend geht weg von der gedruckten Fahrkarte. Ob die Ticketautomaten also bald abgeschafft werden?
Vorerst nicht. Es gebe, so Wortmann, noch immer eine hohe Stückzahl verkaufter Tickets an den Automaten. "Wir werden uns überlegen müssen, wie wir mit der älteren Generation umgehen", gibt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu bedenken.
Den nächsten Schritt sieht Verkehrsminister Bernreiter nun darin, das System in ganz Bayern einzuführen. Jetzt gilt es aber zunächst, die Bewährungsprobe in München zu bestehen.
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