Frühlingsfest und Wiesn in München: Ukraine-Krieg stimmt OB Dieter Reiter skeptisch
München - Spaß haben, Bier trinken und für einige Stunden dem Alltag entfliehen, während in der Partnerstadt die Raketen einschlagen und Menschen um ihr Leben bangen. Für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist das nur schwer miteinander zu vereinbaren.
Das Frühlingsfest, das eigentlich am 22. April auf der Theresienwiese starten soll, steht wegen des weiter andauernden Kriegs in der Ukraine und der schrecklichen Lage in Kiew nun doch auf der Kippe. "Ich persönlich kann mir nur schwer vorstellen eines (das Frühlingsfest, d. Red.) zu besuchen, fröhlich zu sein, Bier zu trinken, Karussell zu fahren, wenn gleichzeitig in der Ukraine Krieg herrscht und täglich Menschen sterben", sagte Reiter am Mittwoch im Interview mit "Gong 96.3".
Zuvor hatte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko per Liveschalte im Münchner Stadtrat gesprochen und von der katastrophalen Situation vor Ort berichtet. Klitschko zufolge werde der russische Angriffskrieg, gestartet von Machthaber Wladimir Putin, noch mehrere Monate andauern. "Der Veranstalter wird das sicher auch berücksichtigen und wir werden, wenn der Krieg andauert, uns kurz vor Beginn unterhalten müssen, ob das Frühlingsfest Sinn macht und angemessen ist", erklärte Reiter weiter.
Der Veranstalter, die Veranstaltungsgesellschaft der Münchner Schausteller, äußerte sich auf AZ-Nachfrage erst vor wenigen Tagen zuversichtlich. Unter anderem wurde das Hygienekonzept bereits eingereicht. "Wir denken positiv und agieren dann, wenn wir mehr wissen. Auf alle Fälle sind wir flexibel und freuen uns", sagte Veranstaltungsleiterin Yvonne Heckl der AZ.
Die neuesten Aussagen Reiters deuten nun aber darauf hin, dass ein Frühlingsfest 2022 in München immer unwahrscheinlicher wird.
Auch beim Oktoberfest ist Reiter skeptisch
Probleme sieht der OB auch bei den Planungen fürs Oktoberfest, das nach zweijähriger Corona-Abstinenz heuer eigentlich wieder stattfinden soll. Eine Entscheidung, ob das größte Volksfest der Welt stattfindet oder nicht, muss Reiter spätestens im Mai fällen – dann startet der Aufbau für die Wiesn. "Ich muss schon schauen, was in dieser Welt passiert und es gibt dann auch übergeordnete Gründe, die noch wichtiger sind, als ein Volksfest abzuhalten", sagte Reiter am Mittwoch in Bezug aufs Oktoberfest.
Der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) sagte hingegen der Deutschen Presse-Agentur, das Oktoberfest sei ein bayerisches Kulturfest. Dieses abzusagen lasse Kremlchef Putin "genau das Ziel erreichen, das er haben will: Dass unsere westliche Kultur beeinträchtigt wird", sagte Baumgärtner. "Ich glaube, dass niemand den Ukraine-Krieg vergisst. Es ist aber Zeit, den Menschen eine Perspektive und Freude zu geben."
