Fix: Das Kohle-Heizkraftwerk im Münchner Norden läuft doch weiter
Das Heizkraftwerk im Norden von München wird noch mindestens ein Jahr länger als geplant Kohle verbrennen. So hat es der Stadtrat gestern beschlossen. Eigentlich war vorgesehen, dass das Kraftwerk in diesem Winter auf Gas umgestellt wird. Damit hätte München seine CO2-Emissionen laut den Stadtwerken erheblich reduzieren können.
Doch daraus wird nichts. Die Stadtwerke mahnten bereits vergangene Woche, dass durch den Krieg in der Ukraine voraussichtlich nicht genug Gas vorhanden ist, um das Kraftwerk abzuschalten. Die Stadtwerke empfahlen deshalb, dass das Kraftwerk frühestens im Winter 2023 umgestellt wird. Doch auch wenn München weiter Kohle verbrennt, bleibt die Stadt zumindest noch ein paar Monate von Russland abhängig.
Hälfte der Kohle für das HKW Nord kommt aus Russland
Laut SWM-Geschäftsführer Helge-Uve Braun kommt die Kohle momentan etwa zur Hälfte aus den USA und zur anderen Hälfte aus Russland. Sofort auf diese Kohle zu verzichten, sei gar nicht möglich, so Braun. Das habe technische Gründe. "Denn Steinkohle ist nicht gleich Steinkohle." Das Kraftwerk müsse erst darauf eingestellt werden.
Die Stadtwerke suchen nach Ersatz - etwa in Südafrika, Kanada oder Australien. Notwendig sei das auch, weil Russland inzwischen immer weniger Kohle liefere, so Braun. Er ist aber zuversichtlich, dass sich die russische Kohle ersetzen lässt. Kohle aus Kolumbien, wo es heißt, dass beim Abbau die Menschenrechte verletzt werden, komme nicht in Frage.
Rot-Grün im Rathaus fordert schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien
Darauf hatten Grüne und SPD gedrängt. Die Koalition fordert gleichzeitig einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien in München. Denn zwar werben die Stadtwerke damit, dass sie inzwischen 90 Prozent des Münchner Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien generieren. Autark ist die Stadt deshalb aber noch lange nicht: Denn das meiste davon wird durch Windparks in der Nordsee oder Solarfelder in Spanien generiert. Nur etwa sechs Prozent des Ökostroms produzieren die Stadtwerke in regionalen Anlagen.
Vor allem bei der Photovoltaik sei das Potenzial groß, sagt Grünen-Stadträtin Mona Fuchs. Zu dem Schluss kommt auch das Hamburg Institut, das München bei der Energiewende berät. Mit rund 1710 Sonnenscheinstunden im Jahr sei München eine der sonnenreichsten Städte der Bundesrepublik, schreibt das Institut in einem Bericht.
Grüne fordern mehr Solar-Anlagen auf Münchens Dächern
In einer Analyse gehen die Experten davon aus, dass es (sofern sich die politischen Rahmenbedingungen im Bund verbessern) langfristig möglich ist, ein Viertel des Stromverbrauchs aus Dach-Solar-Anlagen zu erzeugen. Doch davon ist München noch weit entfernt. Mona Fuchs von den Grünen sagt: "Gegenwärtig liegt die installierte Leistung bei gut 80 Megawatt peak, möglich sind aber 1,5 Gigawatt peak." Also: fast 20 mal so viel.
Um den Ausbau zu beschleunigen, fordern Grüne und SPD deshalb, dass eine Liste mit freien städtischen Flächen vorgelegt werden muss. Zur Not soll der Stadtrat die Installation einer PV-Anlage etwa bei seinen Tochterunternehmen erzwingen dürfen. Denn in ganz München ist das Potenzial auf den Dachflächen laut Fuchs nur zu fünf Prozent ausgeschöpft.
So sollen Windkraft und Geothermie forciert werden
Auch die Windkraft wollen Grüne und SPD ausbauen. Sie fordern die Stadtwerke auf, zu prüfen, wo Anlagen gebaut werden könnten. Beide Parteien schlagen dafür Forst Kasten und Flächen "Am Moosgrund" vor. Bereits im vergangenen Sommer forderte die CSU mehr Windkraftanlagen in Münchner Wäldern. Damals waren die Stadtwerke skeptisch. Aus ihrer Sicht eignen sich nur die Standorte Freimann und Fröttmaning - und da stehen bereits Anlagen. Zusammen erzeugen sie Wind für knapp 3.600 Haushalte.
Außerdem wollen Grüne und SPD den Ausbau der Geothermie schneller vorantreiben. So sollen die Stadtwerke den Neubau der Geothermieanlage am Standort Michaelibad von sechs auf acht Bohrungen und den bestehenden Standort Kirchstockach um bis zu vier zusätzliche Bohrungen erweitern, heißt es in dem Antrag.
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