Drastische Erhöhung: Strompreis-Schock für München
München - Es ist die zweite schlechte Nachricht für viele Münchner innerhalb von wenigen Wochen. Erst Mitte Oktober hatten die Stadtwerke angekündigt, zum Jahreswechsel ihre Gaspreise fast zu verdoppeln (AZ berichtete).
Grundversorgung: SWM verdoppelt den Strompreis
Nun hat der kommunale Versorger mitgeteilt, auch die Strompreise ab 1. Januar 2023 drastisch anzuheben. Kunden werden für ihren Strom dann mehr als doppelt so viel Geld hinlegen müssen als bislang.
Exemplarisch zeigen die Stadtwerke die Preiserhöhungen anhand des Preises für die Grundversorgung. Das ist der Standardtarif, auf den alle Haushaltskunden Anspruch haben. In München wird die Grundversorgung durch die Stadtwerke sichergestellt.
Ab Januar zahlt der Münchner Durchschnittshaushalt mit diesem Tarif (berechnet mit zwei Personen und einem Verbrauch von 2500 kWh im Jahr) 139,64 Euro pro Monat. Bislang sind es 62,71 Euro. Dieser Preis gilt seit 1. Juli dieses Jahres.
Stadtwerke verschicken Info-Briefe an ihre Kunden
Betrachtet man die Erhöhung des Grundpreises in den vergangen fünf Jahren, wird deutlich, wie krass die Strompreise in der jüngsten Vergangenheit gestiegen sind: im Vergleich zum Februar 2017 um 122,7 Prozent.
Wer einen anderen Tarif hat, muss ebenfalls mit drastischen Preissprüngen rechnen, die Stadtwerke verschicken in Kürze an all ihre Kunden einen entsprechenden Informationsbrief.
Steigende Energiekosten: Was ist mit der Strompreisbremse?
In diesem werden die Stadtwerke-Kunden auch gebeten, selbstständig ihren Abschlag zu erhöhen, um Nachzahlungen zu vermeiden. Das geht auch online unter swm.de/abschlag.
Etwas Entlastung könnte diesen Winter kommen: Die Bundesregierung plant eine Strompreisbremse. Haushalten soll ein Grundkontingent von 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs für einen Brutto-Preis von 40 Cent je Kilowattstunde bereitgestellt werden. Erst der Verbrauch darüber hinaus soll dann mit den Marktpreisen berechnet werden. Das soll ab 1. Januar gelten, sofern der Bundestag zustimmt.
Zur Mitfinanzierung der Strompreisbremse sollen "Zufallsgewinne" von Unternehmen auf dem Strommarkt rückwirkend ab 1. September abgeschöpft werden. Das betrifft etwa Produzenten von Ökostrom aus Wind und Sonne, die zuletzt von hohen Preisen an der Börse profitiert haben. Hintergrund sind stark gestiegene Gaspreise und der Mechanismus zur Preisbildung auf dem Strommarkt.
Strompreisbremse: Ein Rechenbeispiel
Stadtwerke-Chef Florian Bieberbach verspricht: "Wir werden die Strompreisbremse der Bundesregierung sofort weitergeben, wenn sie in Kraft tritt." Außerdem werde man die Strompreise auch selbstverständlich wieder senken, sobald der Energiemarkt dazu einen Spielraum gebe.
Doch was würde die Strompreisbremse für den Einzelnen bringen? Ein Beispiel: Ein Zwei-Personen-Haushalt mit 2.500 kWh Jahresverbrauch würde für 80 Prozent seines Verbrauchs die subventionierten 40 Cent zahlen. Das wären 2.000 kWh vergünstigter Strom.
Für die restlichen 500 kWh fällt der normale Preis an, also 67 Cent pro kWh, plus der Messpreis, also der Betrag, der verbrauchsunabhängige Kosten deckt. Unterm Strich spart der Zwei-Personen-Haushalt durch die Strompreisbremse gut 400 Euro. Die jährliche Stromrechnung liegt so aber immer noch bei fast 1.300 Euro - und damit deutlich über den knapp 800 Euro, die 2017 noch pro Jahr für den Haushalt angefallen sind.
AZ-Tipps: So können Sie im Alltag Strom sparen
Passiv kochen: Wenn beispielsweise Nudeln zwei Minuten kochen - Herd ausschalten und Deckel fest auf den Topf. Die Pasta wird trotzdem in der vorgesehenen Zeit gar.
Wasser vorher im Wasserkocher fürs Kochen erhitzen: Das Vorheizen des Ofens ist oft nicht nötig. Auflauf, Pizza und Kuchen können direkt rein - es verlängern sich nur Gar- und Backzeiten etwas.
Beim Zubereiten mit Umluft statt Ober- und Unterhitze wird eine geringere Temperatur benötigt. Man kann die Rezeptvorgaben um etwa 20 bis 30 Grad senken, das spart etwa 20 Prozent Energie.
Nutzen Sie die Restwärme des Backofens zum Fertiggaren. Das ist laut Verbraucherzentrale bis zu 15 Minuten lang möglich, nachdem Sie den Ofen schon ausgeschaltet haben.
Kühler waschen: Kochwäsche braucht man in aller Regel nicht mehr. Waschmittel und Geräte sind so gut, dass sie auch bei niedrigen Temperaturen von 30 oder 40 Grad den üblichen Dreck packen. Aus hygienischen Gründen ist das heiße Waschen in den meisten Fällen längst nicht mehr nötig.
So kostet eine Waschladung (in einer maximal acht Jahre alten Maschine) mit durchschnittlichen Stromkosten von 80 Cent je Kilowattstunde:
- 90 Grad = 1,22 Euro
- 60 Grad = 76 Cent
- 40 Grad = 40 Cent
- 30 Grad = 24 Cent
Eco- oder Öko-Einstellung neuerer Maschinen nutzen. Das spart laut "co2online" bis zu 33 Euro pro Jahr.
Energiesparende Geräte: Eine Umrüstung macht Sinn, weil neue Geräte deutlich weniger verbrauchen. Ein neuer Kühlschrank der besten Energieeffizienzklasse kann bei einem Preis von 80 Cent pro kWh bis zu 100 Euro Stromkosten einsparen. Die Stadtwerke rechnen vor, dass ein neuer LED-Fernseher bei gleicher Größe nur ein Zehntel dessen verbraucht, was ein Plasmafernseher der ersten Generation beansprucht.
Gefrierfach abtauen: Schon eine Vereisungsdicke von fünf Millimetern erhöht den Stromverbrauch laut SWM um etwa 30 Prozent.
Mikrowelle: Nur für kleine Mengen und nicht zum Auftauen nutzen.
Steckerleisten nutzen: So lassen sich gleich mehrere Geräte (wie TV, Rechner, Drucker, Musikanlage), die im Stand-by-Modus noch Strom fressen, abschalten. Laut Verbraucherzentrale saugt ein Desktop-PC mit Tower etwa für 35 Euro Strom jährlich, ein Laptop gerade mal zehn Euro.
LED-Lampen nutzen: Sie enthalten kein Quecksilber, sind sofort hell, haben eine Lebensdauer bis 50.000 Stunden und sparen laut SWM mehr Strom als Energiesparlampen.
WLAN abschalten: Nachts können Sie Ihren Router so programmieren, dass er nicht ständig funkt und Strom verbraucht. Den Stecker ziehen lohnt sich bei Reisen.