Deutschlandticket wird teurer: Für wen sich jetzt der Umstieg aufs MVV-Abo lohnt

Das Deutschlandticket wird teurer - zu teuer für manche Münchner? Wer künftig mit einem MVV-Abo günstiger wegkommt als mit einem Deutschlandticket.
Guido Verstegen
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Das Deutschlandticket kostet vom kommenden Jahr an 58 Euro pro Monat. Deutschlandweit nutzen es derzeit rund 13 Millionen Menschen. (Fotomontage)
Das Deutschlandticket kostet vom kommenden Jahr an 58 Euro pro Monat. Deutschlandweit nutzen es derzeit rund 13 Millionen Menschen. (Fotomontage) © imago/Christian Ohde

München - Das Deutschlandticket wird ab 1. Januar 2025 teurer, kostet statt 49 Euro zukünftig 58 Euro. Steigen in der Landeshauptstadt jetzt vermehrt Kunden auf Abos des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) um? "Ja, das ist möglich, aber wohl nur in geringem Maße", teilt MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch auf AZ-Anfrage mit.   

Deutschlandticket wird teurer: Lohnt sich jetzt ein Umstieg auf ein MVV-Abo? 

"Das Deutschlandticket gilt ja deutschlandweit und ist für die meisten Nutzer immer noch günstiger. Auch viel günstiger als Autofahren. Aber selbst, wenn welche umsteigen, ist es doch okay, da sie ja im System bleiben. Es ist unwahrscheinlich, dass wegen neun Euro mehr Menschen nun viele wieder Auto fahren – dafür ist ÖPNV weiterhin zu günstig."

Deutschlandticket wird teurer: Wo die Münchner beim MVV günstiger wegkommen

Klar ist: Die Münchner rechnen sicher schon fleißig und haben dabei bereits im Hinterkopf, dass ja auch der MVV seine Preise zum 1. Januar 2025 anhebt. Und siehe da: Es gibt MVV-Ticket-Segmente, in denen man künftig billiger wegkommt. Das gilt zum Beispiel für die IsarCard 65 (Vergünstigung für alle ab 65 Jahren), bei der das in der M-Zone einen Euro ausmacht oder auch für das um fünf Prozent ermäßigte IsarCard-Jobticket, das ab Anfang nächsten Jahres 54,15 Euro kostet. Und auch für diejenigen, die das MVV-Angebot eher unregelmäßig nutzen, bewegt sich was: Eine Fahrt von München nach Starnberg sind vier Streifen zu zukünftig 1,78 Euro, erst nach acht Fahrten liegt der Kunde mit 56,96 Euro im Bereich des Deutschlandticket-Preises.

Fahrgastverband "Pro Bahn" kritisiert Deutschlandticket-Entscheidung: "Keine Planungssicherheit"

"Wer wenig Geld hat und wirklich jeden Cent umdrehen muss, für den ist es schon hart, dass das Deutschlandticket jetzt 58 Euro kostet", sagt Andreas Barth vom Fahrgastverband "Pro Bahn" im Gespräch mit der AZ. Das betreffe vor allem Familien: "Die rechnen jetzt, weil Personen ab sechs Jahren ja den vollen Preis fürs Deutschlandticket zahlen müssen." Barth kritisiert in erster Linie, dass mit der Entscheidung der Länder "keine Planungssicherheit" geschaffen worden sei, weil ja kein Zeitraum festgelegt worden sei, wie lang die Regelung gelte: "Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht." 

Bernd Rosenbusch ist seit 2018 Geschäftsführer der MVV GmbH.
Bernd Rosenbusch ist seit 2018 Geschäftsführer der MVV GmbH. © Marcus Schlaf/MVV

MVV-Geschäftsführer Rosenbusch: "Mobilität der Zukunft" im Fokus behalten

MVV-Geschäftsführer Rosenbusch bezeichnet das Ganze als einen "guten Kompromiss". Nun müsse das Ticket aber dauerhaft gesichert werden, "über die nächsten fünf bis zehn Jahre", nun stehe es ja nur bis Ende 2025. "Und Bund und Länder müssen sich insgesamt über die Mobilität der Zukunft und damit auch den ÖPNV mit seiner Finanzierung Gedanken machen. Die ewige Aussage bleibt: Ohne Busanbindung brauche ich kein Deutschlandticket."

"Aktion Münchner Fahrgäste": "Was nutzt ein günstiges Ticket, wenn die Infrastruktur marode ist?"

Stefan Hofmeir von der "Aktion Münchner Fahrgäste" erkennt in der Erhöhung des Preises für das Deutschlandticket "den guten Willen", den Bürger nicht über Gebühr zu belasten. Er hofft allerdings, dass der Gesetzgeber nun auch den entsprechenden Steuerfreibetrag anhebe, da liege die Obergrenze des variablen Anteils bei 50 Euro. Und er sagt zur AZ: "Was nutzt ein günstiges Ticket, wenn die Infrastruktur marode ist?" Auch Hofmeir geht von nur "kleinen Wanderbewegungen" hin zum MVV aus: "Es wird nicht den Todesstoß für das Deutschlandticket geben."

Deutschlandticket: MVV will Mobilität mithilfe anonymer Smartphone-Daten transparent machen

Beim MVV gehen laut Rosenbusch übrigens keine zusätzlichen Anrufe oder Beschwerden im Zusammenhang mit dem Deutschlandticket oder zum Thema Erhöhung der MVV-Tarife ein: "Ehrlicherweise war der ÖPNV vor dem Deutschlandticket ja deutlich teurer, da alle Tarife in Deutschland, nicht nur im MVV, viel höher waren, da die Zuschüsse von Bund und Ländern ja fehlten und der ÖPNV finanziert werden musste." Rosenbusch geht davon aus, dass abgesehen von "leichten Verschiebungen" alles beim Alten bleibt: "Die Festlegung des Preises schafft zudem Sicherheit."

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Über Nutzung, Finanzierung und Zukunft des Deutschlandtickets wird immer wieder diskutiert, die konkrete Datenlage ist allerdings ein knappes Jahr nach der Einführung überschaubar. "Um die Diskussion mit Fakten zu stützen", will der MVV für drei Monate die Daten der Deutschlandticket-Kunden aus der MVV-App anonym auswerten und untersuchen, wo, wie häufig und mit welchen Verkehrsmitteln das Deutschlandticket genutzt werde: "Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig, die Daten bleiben anonym und streng geschützt."

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12 Kommentare
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  • MartinMartin am 25.09.2024 12:14 Uhr / Bewertung:

    Das Kündigen des einen Abos und Neu-Abschließen eines anderen Abos wird vermutlich wieder derart aufwendig, dass Personen über 65 Jahre, evt. ohne Internet/Email/Textverarbeitungsprogramm, ein Vielfaches an Zeit reinstecken, als dass es etwas bringt.
    Oder man steht am Bahn- und/oder MVG-Schalter wieder frustriert in einer riesigen Schlange...
    Außer man rechnet mit einen Stundenlohn von 0,00 Euro.

  • AK1 am 25.09.2024 19:52 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von MartinMartin

    Warum sollte das jetzt aufwendiger werden? Nebenbei: wer heute ein Deutschlandticket hat, war vor 1 1/2 Jahren noch in der Lage, sein nicht mehr gebrauchtes MVV-Abo zu kündigen.

  • MartinMartin am 25.09.2024 12:11 Uhr / Bewertung:

    Das Beispiel München -> Starnberg ist etwas irreführend.
    Man wird ja nicht München -> Starnberg fahren und dann dort bleiben,
    sondern auch wieder zurückfahren.
    Dann sind es bereits 4 Hin- und Rückfahrten, also 8 Einzelfahrten a 4 Streifen, die dann mit den Angaben, 4 Fahrten * 2 (hin+zurück) * 4 Streifen * 1,78 Euro/Streifen = 56,96 Euro ergeben.

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