Das Kraftwerk auf dem Balkon: Münchner sollen eigenen Strom erzeugen

Eine Initiative will Münchner überzeugen, selbst Strom zu erzeugen - mit Solarplatten. Bis zu 100 Kilowattstunden Strom lassen sich so produzieren.
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So kann ein Balkonkraftwerk aussehen.
So kann ein Balkonkraftwerk aussehen. © pv Plug

München. Peter aus Harlaching startet seine Waschmaschine und seine Geschirrspülmaschine um die Mittagszeit, weil er dann für den Strom nichts bezahlen muss - zumindest, wenn die Sonne scheint. Seit einem Jahr stehen auf Peters Balkon nicht nur Gartenmöbel, sondern auch zwei Solarpaneele, ein kleines "Balkonkraftwerk". Als "Held der Energiewende" beschreibt Peter seine Geschichte auf der Homepage der Initiative "München Solar 2030". Gegründet hat diese der Münchner Gitarrenlehrer Bernd Bötel (52).

Einzige Voraussetzung: Eine Außensteckdose

Gemeinsam mit 14 anderen Ehrenamtlichen will er Menschen davon überzeugen, auf ihren Balkonen selbst Strom zu erzeugen - als Beitrag zur Energiewende und seit Neustem auch, um unabhängig zu werden von russischem Gas. Dafür geben sie regelmäßig Workshops.

Denn auch Mieter können auf ihrem Balkon Photovoltaikanlagen aufstellen. Einzige Voraussetzung ist eine Außensteckdose, erklärt Bötel. Außerdem sollte man dem Vermieter und dem Netzbetreiber, also etwa den Stadtwerken, Bescheid sagen.

Schätzung: 100 Kilowattstunden Strom pro Jahr

Doch wie viel Energie kann man so tatsächlich erzeugen? Erlaubt sind Balkonkraftwerke mit einer Leistung von bis zu 600 Watt. Darüber hinaus ist die Genehmigung komplexer.

Bötel schätzt, dass man auf einem Münchner Balkon im Jahr etwa 100 Kilowattstunden Strom erzeugen kann. Zum Vergleich: Ein sparsamer Kühlschrank ohne Gefrierteil verbraucht zwischen 50 und 70 Kilowattstunden Strom im Jahr.

Bei Stromausfall: Solarplatte keine Alternative

Sollte allerdings in München der Strom komplett ausfallen, kann man sich nicht darauf verlassen, dass man mit den Solarplatten auf dem Balkon weit kommt. Zum einen, weil eigentlich nicht vorgesehen ist, dass Haushalte den Strom speichern. Ein paar Tüftler aus seiner Initiative haben es zwar geschafft, Speicher zu bauen, erzählt Bötel.

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Aber normalerweise fließt der Strom, der nicht sofort verwendet wird, ins Netz. Eine Vergütung bekommt man dafür nicht. Außerdem benötigt man einen sogenannten Wechselrichter, der Strom richtig einstellt, dass man ihn verwenden kann. Doch dieses Gerät funktioniert nur, wenn im Netz Spannung ist. Bei einem Totalausfall würde er also nicht laufen.

Die Anschaffungskosten, die zwischen 300 und 1.000 Euro liegen, amortisieren sich nach vier bis acht Jahren, schätzt Bötel. "Und bei den teuren Strompreisen, eher früher."

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6 Kommentare
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  • gast100 am 16.03.2022 19:34 Uhr / Bewertung:

    Ich wäre schon froh wenn ich selber den Strom für den PC und Fernseher erzeugen könnte.

  • Wolfling am 16.03.2022 14:57 Uhr / Bewertung:

    Keine Ahnung, wie er mit max. 600 Watt seine Waschmaschine betreibt. Hat die keinen Schleudergang ?
    Ansonsten werden nur Stromverbraucher subventioniert (E-Autos) und nicht Stromerzeuger wie man hier sehen kann. So ist das nur eine Spielerei. Für eine Energiewende muß der Staat erst einmal die Infrastruktur bereitstellen (Stromtrassen, Speicher, Normen, Gesetze) und sich nicht auf Kartelle verlassen.

  • doket am 17.03.2022 08:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wolfling

    Meine Waschmaschine wäscht ca. 3,5 Stunden und hat dabei einen Stromverbrauch von weniger als 1kWh. Offensichtlich nimmt die Maschine in nur relativ wenig Zeit eines Waschvorgangs die volle Leistung auf. Und wenn das der Fall ist, hängt der Haushalt ja noch am öffentlichen Stromnetz und kann von dort den zusätzlichen Strom beziehen. Muss der mit dem Balkonkraftwerk ja auch bei bewölkten Himmel tun. Aber ein guter Teil des verbrauchten Stroms kann eben selbst erzeugt werden.

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