Stadt setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus – und für jüdisches Leben in München

Jüdisches Leben in München soll sichtbarer werden. Mit mehr Bildung will die Stadt außerdem Antisemitismus entgegenwirken. Der Bund gibt neue Mittel für die Synagoge in der Reichenbachstraße.
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Eingang der Hauptsynagoge Ohel Jakob am St. Jakobs Platz in München, Bayern, Deutschland, Europa *** Entrance the Main synagogue Ohel Jakob on St Jacques Place in Munich, Bavaria, Germany, Europe Copyright: imageBROKER/Dirkxv.xMallinckrodt ibxdvm10260450.jpg Bitte beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen des deutschen Urheberrechtes hinsichtlich der Namensnennung des Fotografen im direkten Umfeld der Veröffentlichung
Eingang der Hauptsynagoge Ohel Jakob am St. Jakobs Platz in München, Bayern, Deutschland, Europa *** Entrance the Main synagogue Ohel Jakob on St Jacques Place in Munich, Bavaria, Germany, Europe Copyright: imageBROKER/Dirkxv.xMallinckrodt ibxdvm10260450.jpg Bitte beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen des deutschen Urheberrechtes hinsichtlich der Namensnennung des Fotografen im direkten Umfeld der Veröffentlichung © IMAGO/imageBROKER/Dirk v. Mallinckrodt (www.imago-images.de)

München - Antisemitismus ist eine weltweite Bedrohung – auch München ist davor nicht gefeit. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, haben die Stadtratsfraktionen von Grüne/Rosa Liste, SPD/Volt, CSU/FW und FDP/BP angestoßen,  antisemitismuskritische Bildungsangebote auszubauen. Dies umfasst sowohl Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, als auch im außerschulischen Bereich der Jugendarbeit und in der Erwachsenenbildung.

Der Verwaltungs- und Personalausschuss hat in der vergangenen Woche den entsprechenden Beschluss gefasst. Laut dem wird etwa der Europäischen Janusz-Korczak-Akademie, die sich in der außerschulischen Jugendarbeit engagiert,  ab dem kommenden Haushaltsjahr 2025 jährlich einen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro gewährt. Die Münchner Volkshochschule wird, gemeinsam mit der Fachstelle für Demokratie, im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus jährlich eine entsprechende Veranstaltung anbieten. 

"Der Anstieg antisemitischer Vorfälle beunruhigt uns sehr"

Um ein weiteres Zeichen zu setzen, will die Stadt zudem künftig zu einem geeigneten jüdischen Feiertag  künftig einige ihrer Fassaden anstrahlen. Stadträtin Micky Wenngatz (SPD) erklärt: "So setzen wir ein sichtbares Zeichen: Wir stehen gemeinsam ein für jüdisches Leben, denn jüdisches Leben gehört seit jeher zu München.“

Nicht zuletzt wird die Stadt gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Anschlags der Hamas vom 7. Oktober ausrichten.  „Die Zunahme antisemitischer Bedrohungen vor allem nach dem 7. Oktober ist eine erschreckende Tendenz. Antisemitismus sowie Hass auf jüdische Menschen und Israel sind eine tödliche Bedrohung", sagt Grünen-Fraktionschefin Mona Fuchs. Dies gelte natürlich insbesondere für jene, die angegriffen werden. Aber auch "für unsere Gesellschaft im Ganzen", wie das jüngste Terrorattentat vom 5. September in erschreckender Weise aufgezeigt habe. "Wir stellen uns gemeinsam und fraktionsübergreifend gegen diesen Hass und stellen klar: Jüdisches Leben in München muss sicher und präsent sein!", betont Fuchs. Deswegen sei es wichtig, "dass wir als Stadt gemeinsam der Opfer des antisemitischen Massakers vom 7. Oktober gedenken - und "der weiteren Verbreitung von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.“

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CSU-Stadtrat Leo Agerer betont: „Nie wieder ist jetzt – diesen Satz mit Leben zu füllen, ist für uns historische und demokratische Pflicht. Der Anstieg antisemitischer Vorfälle und Straftaten beunruhigt uns sehr. Insbesondere die Verdreifachung der Fälle an Münchner Schulen vom Jahr 2022 auf 2023 ist ein Alarmzeichen. Umso wichtiger ist die parteiübergreifende Zusammenarbeit aller demokratischen Fraktionen.“ 

Die Zahlen in Bayern sprechen eine deutliche Sprache: 2023 haben antisemitische Vorfälle in Bayern im Vergleich zum Vorjahr 73 Prozent zugenommen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern, RIAS zählte 733 davon. Auffallend ist, dass fast die Hälfte nach dem 7. Oktober dokumentiert worden sind. Vor allem israelbezogener Antisemitismus hat seitdem zugenommen: 70 Prozent der Vorfälle zeichneten sich auch dadurch aus. So sind 87 Versammlungen von RIAS dokumentiert worden, auf denen israelbezogener Antisemitismus geäußert wurde. Ein Jahr zuvor, 2022, zählte RIAS 25 derartiger Versammlungen.

Da ist es ein ebenso wirkungsvolles Zeichen, dass der Bund in dieser Woche beschlossen hat, 780.000 Euro Fördermittel  aus dem Programm KulturInvest für die Generalsanierung der Synagoge in der Reichenbachstraße zu geben.  

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„Ich freue mich außerordentlich, dass der Bund dieses extrem wichtige Projekt in meinem Betreuungswahlkreis München West/Mitte unterstützt“, sagt der Münchner Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff (SPD). „Gerade jetzt, da antisemitische Vorurteile leider wieder Hochkonjunktur haben, ist das Ausdruck der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in München und ein starkes Zeichen, dass jüdisches Leben in unserer Stadt einen festen Platz hat.“

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