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"Das ist anachronistisch": Welcher Trend jetzt in den Einkaufsmeilen in München zu beobachten ist

Eher unbekannte Fahrzeughersteller haben Showrooms in der Münchner Innenstadt eröffnet und verfolgen damit offenbar ein klares Ziel.
Julia Wohlgeschaffen
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Der Showroom des Fahrzeugherstellers Fisker in der Kaufingerstraße.
Der Showroom des Fahrzeugherstellers Fisker in der Kaufingerstraße. © jw

München - Hunderte Fußgänger streifen durch die Münchner Einkaufsmeilen, werfen einen Blick in die Schaufenster, betreten ein Geschäft, spontan oder gezielt, und erholen sich in Cafés vom Einkaufsbummel. Ein gewöhnliches Bild in einer Innenstadt. Weniger gewöhnlich sind die neuen Läden, die in die Theatiner- und die Kaufingerstraße eingezogen sind.

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe.
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe. © imago / AZ

In der Innenstadt von München: Autos ersetzen Gastro, Mode und Kosmetik in der Einkaufsmeile

Ein flüchtiger Blick reicht womöglich nicht, um zu erkennen, was hier verkauft wird. Auch die Namen "Lotus", "Genesis" und "Fisker", die über den Eingangstüren zu lesen sind, dürften den Münchnern nicht weiterhelfen – es sind keine deutschen Unternehmen, die sich hier ausgebreitet haben. Erst beim Herantreten an die sogenannten "Showrooms" können Fußgänger die Autos erkennen, die mitten auf der Ladenfläche parken.

Am Odeonsplatz ist der britische Sportwagenhersteller Lotus da eingezogen, wo früher die San Francisco Coffee Company war. Im ehemaligen Esprit-Laden in der Theatinerstraße präsentiert nun Genesis seine Fahrzeuge, die koreanische Luxus-Automarke gehört zu Hyundai. Ganz neu ist in der Kaufingerstraße der amerikanische Elektrofahrzeug-Hersteller Fisker in den ehemaligen Räumlichkeiten von Douglas.

Der Showroom des Fahrzeugherstellers Fisker in der Kaufingerstraße.
Der Showroom des Fahrzeugherstellers Fisker in der Kaufingerstraße. © jw

Gastronomie, Modegeschäft, Parfümerie - weg, ersetzt durch Fahrzeughersteller, die ihre Autos mitten in einer Fußgängerzone präsentieren. Ob sich hier die richtige Klientel findet? Wolfgang Fischer von City Partner, der Vereinigung der Unternehmen der Münchner Innenstadt, schmunzelt, als die AZ ihn nach seiner Einschätzung zu den Showrooms fragt. "Das ist ein bisschen anachronistisch. Erst die Autos verbannen und sie dann wieder in die Fußgängerzonen zurückholen", sagt Fischer. 

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Warum es die Showrooms in den Einkaufsstraßen in München gibt

Welches Ziel die Fahrzeughersteller mit ihren Showrooms verfolgen? Genesis schreibt auf seiner Website: "Ebenso wichtig wie das unverwechselbare Design und die eindrucksvolle Leistung unserer Fahrzeuge, ist für uns Ihre Kauferfahrung. Erleben Sie von Anfang an unseren unübertroffenen Kundenservice und genießen Sie eine völlig neue Art, ein Premiumfahrzeug zu erwerben." Ob damit gemeint ist, dass Interessenten zu Fuß kommen, um ihr neues Auto zu begutachten, bleibt offen.

Das "Genesis Studio" in der Theatinerstraße.
Das "Genesis Studio" in der Theatinerstraße. © jw

Das Unternehmen verspricht in seinem Studio eine "entspannte und anregende Atmosphäre". Hier sollen Interessenten die Modelle entdecken können und sich inspirieren lassen. "Oder gönnen Sie sich eine Pause vom Treiben der Stadt in unserer eleganten Lounge", heißt es weiter auf der Website. Auch Kaffee gibt es für die Kunden.

Rund 250 Meter weiter, bei Lotus, klingt das Konzept ähnlich. Kunden könnten in diesem Showroom mit Experten sprechen, sich  Modellneuheiten ansehen und  innovative Technologien hautnah erleben, die "neue Dimensionen in puncto Leistung und Luxus eröffnen", steht auf der Website des Unternehmens.  "Das ist weitaus mehr als nur ein Showroom. Das ist eine Lotus Erlebniswelt, in der Sie in unsere legendäre Vergangenheit und unsere wegweisende Zukunft eintauchen können." 

Der Showroom des Autoherstellers Lotus am Odeonsplatz.
Der Showroom des Autoherstellers Lotus am Odeonsplatz.

"Die Fahrzeug-Hersteller klemmen sich an die gigantische Passanten-Frequenz"

Wolfgang Fischer liefert eine andere Erklärung für die neue Entwicklung in der Innenstadt. Überwiegend seien es eher unbekannte Elektro-Automobil-Hersteller aus dem asiatischen Raum, die ihre Showrooms in den Fußgängerzonen eröffnet haben. Über die zentralen Münchner Einkaufsmeilen sagt er: "Das sind die frequenzstärksten Einkaufsstraßen der gesamten Republik. Deshalb wollen die Fahrzeughersteller da hin – die sind unbekannt."

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Der Werbewert eines solchen Showrooms sei hoch, man generiere unfassbare Aufmerksamkeit. "Diese Showrooms haben selbst keine Magnetfunktion, profitieren aber von der hohen Passantenfrequenz, die andere schaffen", sagt Fischer. "Wenn sie sich weiter ausbreiten, wird es schwierig für die Passantenfrequenz." Weniger Leute in den Münchner Fußgängerzonen – wegen Autos? Auch das wäre eine neue Entwicklung in der sich stark verändernden Münchner Innenstadt. 


AZ-Serie: Münchens Innenstadt im Wandel

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe.

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48 Kommentare
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  • UlrichStein am 05.12.2023 14:44 Uhr / Bewertung:

    Soso, ein Einkaufserlebnis. Für mich gehört beim Autokauf eine Probefahrt zum Erlebnis zwingend dazu. Nicht so einfach in der Fußgängerzone.

  • MUC0 am 04.12.2023 11:59 Uhr / Bewertung:

    Hier wurde nach USA Vorbild das Motorama Anfang der 1970 als Automobil-Showroom errichtet,
    da wäre es jetzt nicht so kalt und weiß wie draußen, keiner wollte da aber mehr hin.
    Zu den Feldherren wollen immer noch viele, wenn da die Autozeit rum ist kommt Porzelan oder Altgoldankauf oder sonst was, es ändert sich nicht nur das Datum, warten wir das ab!

  • Witwe Bolte am 04.12.2023 09:06 Uhr / Bewertung:

    Kann man auch eine Probefahrt machen in der Fussgängerzone?
    Oder muss ich den Luxusschlitten ohne Selbsttest kaufen, wie die Katze im Sack?
    Zum Raus- u. Reinfahren in den Showroom halt einfach die Schaufensterscheibe aus- u. wieder einbauen.
    Ganz einfach. Oder die Blechkiste hochkant raus- und wieder reintragen. 🤣
    Wo ein Wille, da ein Weg.

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