Black Friday mit Rabattschlacht in München: Welche Geschäfte bewusst nicht mitmachen – und warum
München - In der Innenstadt herrscht derzeit Ausnahmezustand. Fast an allen Schaufensterscheiben der Geschäfte hängen schwarze oder rote Plakate, "Black Week", "Black Friday" und verschiedene Prozentzahlen stehen darauf – die alljährliche Rabattschlacht im November hat wieder begonnen.

Überall in München: Was ist der Black Friday überhaupt?
Der Black Friday kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten von Amerika, am vierten Donnerstag im November wird dort Thanksgiving gefeiert. Der Freitag danach ist seit Langem sehr umsatzstark, weil der Tag für Weihnachtseinkäufe genutzt wird. Inzwischen ist der Brückentag für Rabattaktionen in den Geschäften bekannt – dadurch soll das Weihnachtsgeschäft angekurbelt werden. Warum der Schnäppchen-Freitag "Black Friday" getauft wurde, ist nicht ganz klar. Eine Theorie besagt, dass die Händler die großen Menschenmassen vor ihren Geschäften als schwarze Masse wahrnehmen. Auch die "schwarzen Zahlen", die die Geschäfte durch den hohen Umsatz schreiben, werden als Erklärung für den Namen angeführt.

Welche Geschäfte in München nicht mitmachen – und warum
Inzwischen hat sich der Black Friday auch in Deutschland etabliert. Außerdem hat sich der Schnäppchen-Tag zu einer ganzen Schnäppchen-Woche entwickelt, der "Black Week". Rabattaktionen gibt es auch in München zur Zeit an jeder Ecke – aber es gibt auch Läden, die bewusst gar nicht oder nur beschränkt teilnehmen: das Kosmetik-Unternehmen "Naturkosmetik München" ("nkm") etwa. "Rabatte? Nein danke!" hieß es 2021 auf der Facebook-Seite des Münchner Unternehmens. Black Friday-Angebote gab es damals bei Naturkosmetik München nicht, stattdessen wurden 10 Prozent der Einnahmen an die Organisation "Ärzte gegen Tierversuche" gespendet. "Faire Preise, achtsamer Konsum und soziales Engagement sind uns wichtiger als Rabattschlachten", teilte das Unternehmen damals mit.

Inzwischen hat Naturkosmetik München seine Strategie allerdings doch ein bisschen verändert: "Wir sind immer noch komplett gegen Rabattschlachten", sagt Lisa Gut, eine Sprecherin des Unternehmens, der AZ. Sie erklärt, dass man durch ständige Rabattaktionen den Kunden kommunizieren würde, dass die Produkte generell viel zu teuer seien. "Von unserer Kundschaft kam aber der Wunsch, dass man irgendeine Art von Vorteil anbietet", sagt Gut. Daher werde es dieses Jahr ein paar Tage lang eine kleine Aktion mit 10 Prozent Rabatt geben. "Wir wollen unseren Kunden eine Freude bereiten, aber gleichzeitig unseren Unternehmenswerten treu bleiben", erklärt Gut.
Letztes Jahr führte das Münchner Kosmetikunternehmen ein nahezu müllfreies Mehrwegsystem für die Flaschen ein, in die es seine Produkte abfüllt, weil es Wert auf Nachhaltigkeit legt. Im Sinne der Achtsamkeit nutzt Naturkosmetik München den Black Friday nicht nur für die kleine Rabattaktion, sondern auch, um die Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken: "Zehn Prozent des gesamten Umsatzes werden wir an die Lebenshilfe Ostallgäu Kaufbeuren spenden", sagt Gut.
Naturkosmetik München ist nicht das einzige Geschäft in München, das die Rabattschlacht boykottiert. In den Filialen des Lebensmittelhändlers "Vom Fass" setzt man grundsätzlich auf klimafreundlichen Konsum durch Kreislaufwirtschaft. Kunden können sich hier Öle und Essige aus Tonkrügen auch in mitgebrachte Flaschen abfüllen lassen.
"Der Black Friday verleitet zu Spontankäufen und überflüssigen Neuanschaffungen"
Das Unternehmen kritisiert, dass sich Verbraucher durch Aktionstage wie den Black Friday immer wieder zu Spontankäufen und überflüssigen Neuanschaffungen verleiten lassen. "Das führt nicht nur zu mehr Verpackungsmüll und steigenden Emissionen durch den Transport, sondern auch zu einer steigenden Verschwendung wertvoller Ressourcen – was Klimakrise und Artensterben zusätzlich befeuert", teilt "Vom Fass" mit.

Als "Gegenentwurf zum vorweihnachtlichen Hyperkonsum" hat das Unternehmen daher wie schon im letzten Jahr eine eigene Sonderaktion ins Leben gerufen: die sogenannten "Refill Days". Für jede Wiederbefüllung im Aktionszeitraum vom 20. bis zum 27. November 2023 spendet das Feinkostunternehmen einen Euro an die gemeinnützigen Organisationen PREDA und ForTomorrow.
Auch andere Unternehmen setzen bewusst ein Zeichen gegen den Black Friday, etwa das Schreibwaren-Unternehmen Rössler: "Wir bei Rössler sagen bewusst NEIN zur Black Week und JA zu einem verantwortungsvollen Konsumgedanken", teilt das Unternehmen mit. Seit Generationen würden sie als Papier-Manufaktur nachhaltig handeln und deshalb den Zeitraum der Black Week nutzen, um der Natur etwas zurückzugeben. Vom 20. bis zum 27. November spendet Rössler daher 20 Prozent des Bestellwerts ihrer Kunden an Plant-my-tree zur Pflanzung neuer Bäume in Deutschland.
"Wir haben den Eindruck, dass die Teilnahme am Black Friday nachlässt"
Dass manche Geschäfte an der alljährlichen Rabattschlacht nicht mehr teilnehmen, könnte der Anfang eines neuen Trends sein: Wolfgang Fischer von City Partner, der Vereinigung der Unternehmen der Münchner Innenstadt, sagt auf AZ-Anfrage: "Wir haben deutschlandweit subjektiv den Eindruck, dass es ein bisschen nachlässt." Rabattschlachten seien ökonomisch für die Händler nicht zielführend. Außerdem liege der Black Friday von der Zeit her für die Branche unglücklich, da die Mehrheit zu dieser Zeit die Jahresumsätze generiere. Es scheint also durchaus möglich zu sein, dass in den kommenden Jahren weniger Schaufenster in der Münchner Innenstadt im November mit schwarzen und roten Plakaten beklebt sind.
AZ-Serie: Münchens Innenstadt im Wandel
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe.