Serie

Läden schließen, andere eröffnen neu: Großer Wechsel in der Münchner Innenstadt

Leer stehende Ladenflächen: Neue Zahlen zeigen, wo das Problem in Deutschland besonders groß ist – und wo nicht.
Hüseyin Ince
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
24  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Münchner Fußgängerzone – fast komplett leer. (Archivbild)
Die Münchner Fußgängerzone – fast komplett leer. (Archivbild) © imago/Wolfgang Maria Weber

München - In München sind derzeit laut einer Studie 1,6 Millionen Quadratmeter Gewerbefläche unvermietet. Viele Innenstädte Deutschlands sehen recht trist aus. Leere Geschäftsflächen reihen sich aneinander. Metropolen wie München sind da die Ausnahme. Hier ist die Innenstadt nach der Corona-Pandemie wieder ziemlich gut besucht. Das zeigen auch die aktuellen Erhebungen von Passantenzahlen.

Dennoch hat es viele Wechsel gegeben, vor allem in der Pandemie zwischen 2020 und 2022. Sogar eine Münchner Apotheke gab auf, nämlich die Centrum Apotheke von Herbert Hoyer in der Neuhauser Straße. Allein in der Sendlinger Straße haben seit 2020 insgesamt 31 Geschäfte geschlossen und andere eröffneten neu.

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe.
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Zentrum von München sehr verändert. Viele Geschäfte mussten schließen, neue Läden haben eröffnet – und manche stehen seit Monaten oder gar Jahren leer. Die AZ zeigt Ihnen in einer neuen Serie den Wandel der Einkaufsmeilen in der Innenstadt und erklärt die Hintergründe. © imago / AZ

Deutschlandweit liegt München im Ranking der meisten Leerstandflächen auf Platz 3

Und es stehen stadtweit offenbar ziemlich viele Gewerbeimmobilien ohne Nachfolger leer, laut einer neuen Studie von "localyzer". Gemäß der deutschlandweiten Erhebung ist München auf Tabellenplatz drei mit einer Laden-Leerstandsfläche von 1,6 Millionen Quadratmetern. Ordnet man das ein, um sich die Flächengröße vorzustellen, sind das in etwa 300 Fußballfelder.

20.123 Gewerbeimmobilien-Inserate (München: 2.207) auf Immowelt untersuchte localyzer dafür und glich das mit der Anzahl der registrierten Unternehmen im öffentlich zugänglichen Handelsregister ab. München hat hier demnach 71.894 registrierte Unternehmen. So entstand die deutschlandweite Laden-Leerstandstabelle. Spitzenreiter ist demnach Berlin, mit einer Fläche von 3.789.247 Quadratmetern Laden-Leerstand. Auf Platz zwei dieser Tabelle folgt Hamburg, mit einem Quadratmeter-Leerstand von 2.629.213 Quadratmetern.

Lesen Sie auch

"In der Innenstadt ein Leerstand zwischen fünf und zehn Prozent"

Während Corona gaben so einige Gewerbetreibende auf, auch in München, vor allem wegen der fehlenden Laufkundschaft – auch bei der Centrum Apotheke war das so. Das schaffte Gelegenheiten und machte den Weg frei für Branchenriesen wie Lego, der im Herzen Münchens den größten deutschen Flagship-Store eröffnete. 557 Quadratmeter und zwei Etagen hat der Laden.

"Leer stehen derzeit Großflächen wie Kaufhof oder die Dauerbaustelle Alte Akademie", sagt Wolfgang Fischer vom Verband der Innenstadt-Einzelhändler Citypartner. Andererseits sei eine Gewerbe-Großfläche wie der frühere Jeans Kaltenbach wieder fast vollständig vermietet.

Die Alte Akademie soll in neuem Glanz erstrahlen, doch es gibt Bauverzögerungen.
Die Alte Akademie soll in neuem Glanz erstrahlen, doch es gibt Bauverzögerungen. © Daniel von Loeper

Etwa 500.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche hat die Münchner Innenstadt laut Fischer. Über die ganze Stadt sind es laut Statista etwa 2,2 Millionen Quadratmeter Einzelhandelsfläche. "Durch eine hohe Dynamik und durch die freien Großflächen haben wir in der Innenstadt einen Leerstand, der sich zwischen fünf und zehn Prozent bewegt", sagt Fischer.

Kritikpunkt: Studie unterscheidet nicht zwischen Einzelhandels- und allgemeinen Ladenflächen

Er kann sich "keinen richtigen Reim aus der localyzer-Studie machen" und zieht eine Trennlinie: "Man muss, glaube ich, ganz klar unterscheiden zwischen Einzelhandelsflächen und allgemeinen Ladenflächen", sagt Fischer, dessen Verband ja aus Einzelhändlern besteht. Banal gesagt sei zum Beispiel ein Burger-Laden keine Einzelhandelsfläche. In der localyzer-Untersuchung werden aber alle Gewerbeimmobilien herangezogen, das erklärt die andere Zahlenbasis.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Nun ist die Größe der Stadt nicht immer gleich. Auch die Anzahl der Unternehmen wächst und schrumpft in der Regel parallel dazu. Gleicht man die Zahl der Unternehmen mit der Leerstandsquote ab, ist München in der Leerstandstabelle auf Platz zehn. Entscheidend ist bei dieser Einordnung die leere Ladefläche pro registriertem Unternehmen in Quadratmetern. In München beträgt dieser Wert 22,7 Quadratmeter.

Der Erste in der Tabelle hat demnach am wenigsten Leerstand. Und das ist Wuppertal. Nur 1,4 Quadratmeter Leerstand pro Laden wurden hier gemessen. Wuppertal boomt quasi, kaum eine Ladenfläche ist zu mieten. Auf dem letzten Platz (Rang 20) der Auswertung liegt die fränkische Hauptstadt Nürnberg. 16.458 Unternehmen sind hier registriert. Und pro Unternehmen beträgt die Leerstandsfläche 85,3 Quadratmeter. Ziemlich viel frei also. Wer sich überlegt, demnächst ein Radlgeschäft zu eröffnen, dürfte also in Nürnberg günstig wegkommen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
24 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • BingoMuc am 12.11.2023 08:45 Uhr / Bewertung:

    Als ich neu nach München kam, das war vor 40 J., da war ich jeden SA in der Innenstadt, habe die neuesten CDs bei Karstadt gekauft und mich mit Freunden im Franziskaner getroffen. Irgendwann hat das seinen Reiz verloren, und CD und Karstadt sind auch verschwunden. Bleibt das Treffen mit Freunden.. und dazu brauche ich nicht in die City. Ob die Neu Münchner von Kaufinteresse/Sendlinger etc Str angezogen werden, keine Ahnung, denke der Viktualienmarkt zieht an und die Maximilianstraße mit den schônen Autos. Da bin ich wieder beim Auto… vielleicht ist es doch nicht soooo unwichtig

  • Geradeaus-Denker am 11.11.2023 12:13 Uhr / Bewertung:

    Der Umbruch ist doch klar und wird noch einige Zeit dauern. Schmerzhaft aber unvermeidbar.
    Bis vor Corona war die Innenstadt eine gut ausbalancierte Mischung aus Shopping und Essen. Die Verhältnisse haben sich geändert. Geschopt wird mehr im Internet. (Derzeit etwa 15 %) und das wird noch mehr werden. Gegessen wird weniger, weil es einfach zu teuer geworden ist. Ich gehe auch weniger, obwohl ich es mir leisten könnte. Einfach weil die Qualität oft miserabel geworden ist.
    Es werden wider mehr Büros in die Innenstadt kommen. Die Entwicklung hat ja schon begonnen. Und die Händler werden sich was einfallen lassen müssen, damit sie den Menschen ein attraktiveres Einkaufserlebnis bieten als Internetshops.

  • MUC0 am 10.11.2023 19:05 Uhr / Bewertung:

    Was heißt den heute Besitzer, der letzte Chef halt.
    Macht in Münchnern einen Laden auf und werdet reich,
    oder früher oder zu später zu.

    Man kann es auch einfacher,
    aber man müßte immer Geld oder Unterkunft und Lebensmittel die mir Menschen ohne Ausgleich des Work und Balance überlassen leben. -Rudern, nicht Beten oder so ähnlich , hatte einer mal gesagt.- Das wäre vieileicht auch mal eine Therapie die wieder zu Leben erweckt wird.-
    Spötter sollten ein Kaufhaus kaufen, dann bekommen die alle Gegenstände gleich viel billiger.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.