CSU will Windräder im Wald: Stadtwerke zurückhaltend

Zwei Windanlagen gibt es bisher in München. Die CSU will fünfmal so viele errichten - zum Beispiel in den städtischen Wäldern. Was die Grünen davon halten, was die Stadtwerke meinen.
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Wird es in München bald weitere Windräder geben? (Archivbild)
Wird es in München bald weitere Windräder geben? (Archivbild) © SWM/Nick Franck

München - Trudering, Starnberg, Hohenbrunn und Sendling haben etwas gemeinsam: Überall dort bewirtschaftet die Stadt München Wald. Und überall dort könnten in Zukunft zwischen den Bäumen auch Windräder in die Luft ragen.

CSU will mehr Windkraftanlagen - die Grünen freuen sich

Denn die CSU fordert, dass die Stadt mehr Windkraftanlagen baut – entlang der Autobahnen zum Beispiel, aber auch in den städtischen Wäldern. Und die Grünen, die die größte Fraktion im Münchner Stadtrat bilden, sind von dieser Idee angetan.

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Momentan betreiben die Stadtwerke zwei Windräder, beide stehen im Münchner Norden. Die eine Anlage auf dem Fröttmaninger Berg ging schon vor über 20 Jahren in Betrieb. Das andere Windrad kam Ende 2020 dazu. Zusammen können sie etwa 3.600 Haushalte mit Ökostrom versorgen.

CSU will mehr Windkrafträder: Wo sollen sie stehen?

Die CSU findet allerdings, dass die Stadtwerke in und um München noch mehr Windräder betreiben sollten. Manuel Pretzl, der Chef der CSU-Fraktion, sieht Potenzial für mindestens zehn Windkraftanlagen. Dies genauer zu überprüfen, sei Job der Stadtwerke, sagt er.

Stehen könnten die Anlagen zum Beispiel entlang der Autobahnen im Osten und im Westen der Stadt. Auch das Messegelände schlägt die CSU vor – und die städtischen Wälder.

Grüne Fuchs: "Windkraft im Wald kann auch ohne Rodung funktionieren"

Die Stadt bewirtschaftet etwa 5.000 Hektar Wald. Um dort Windkraftanlagen zu errichten, müssten nicht viele Bäume fallen, glaubt Pretzl. Schließlich durchkreuzen schon heute Wege den Wald. Auch Lichtungen könnten sich eignen.

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Mona Fuchs, die sich bei den Grünen im Stadtrat vor allem um den Klimaschutz kümmert, sieht das ähnlich: "Grundsätzlich kann Windkraft im Wald auch ohne Rodung funktionieren."

Sie begrüße den Vorstoß der CSU, betont aber auch, dass es gerade an der Politik der Christsozialen liege, dass der Ausbau der Windkraft in Bayern so stockt: Grund dafür ist die sogenannte 10H-Regel: Diese besagt, dass Windräder zehnmal so weit von der nächsten Wohnbebauung entfernt stehen müssen, wie sie hoch sind.

Windkraft in städtischen Wäldern? Stadtwerke zurückhaltend

Künftig soll es Ausnahmen geben. Das hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor kurzem angekündigt. Für die Münchner CSU ist das ein Anlass zur Hoffnung, dass bald mehr Windkraft in und um die Stadt möglich wird.

Die Stadtwerke reagieren allerdings verhalten. Nur die beiden bereits bestehenden Standorte seien wirtschaftlich geeignet, antworten sie auf Anfrage der AZ. Außerdem schreibt die Pressestelle: Wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, seien die Stadtwerke "nach wie vor sehr interessiert daran, den regionalen Ausbau der Ökostromerzeugung voranzubringen".

CSU setzt zudem auf Photovoltaikanlagen

Jedoch habe die 10H-Regelung der CSU-Landesregierung diese Bemühungen nahezu unmöglich gemacht. Einfacher war der Ausbau der Windkraft im Ausland: Zum Beispiel betreiben die Stadtwerke Anlagen in Norwegen und Polen. Der Strom, der dort erzeugt wird, reicht für Hunderttausende Haushalte.

Windkraft ist jedoch nicht die einzige erneuerbare Energiequelle, auf die die CSU setzt: Auch mehr Photovoltaikanlagen auf Lärmschutzwänden, Parkplätzen und Einhausungen sollte die Stadt errichten, fordert Pretzl. Denn die Anlagen auf Dächern zu installieren, sei nicht einfach: Zu oft seien die Eigentümer nicht einverstanden gewesen. Auch der Denkmalschutz behindere den Ausbau.

Dass die Solarinitiativen in der Vergangenheit oft nicht von "Erfolg gekrönt" gewesen seien, geben auch die Stadtwerke zu. Trotzdem halten sie an dem Ausbau fest: Geplant sei, nicht nur auf Dächern mehr Anlagen zu errichten, sondern auch im Umland Flächen zu pachten.

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37 Kommentare
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  • Tonio am 06.08.2021 11:12 Uhr / Bewertung:

    Windkraft macht die Stromerzeugung teuer. Deutschland liegt an der Spitze der durchschnittlichen Strompreise in Europa. Das liegt zum einen an dem hohen Flächenbedarf tausender Windräder und den damit verbundenen hohen Pachtkosten, die auf den Verbraucher abgewälzt werden, aber auch an der großen Volatilität der Energiegewinnung bei Windkraft. Konventionelle Kraftwerke (zumeist Gas- und Kohlekraftwerke) müssen ständig betriebsbereit sein und bei Bedarf vom Standby- in den Volllastbetrieb wechseln, eben um Versorgungsengpässe zu verhindern. Dies alles macht Ökostrom so teuer. Wegen der schlechten Planbarkeit von Windkraft entstehen oft Überkapazitäten an Strom oder auch Versorgungslücken. Eine Überproduktion an Strom muss häufig an der Strombörse verramscht werden.

  • Leserin am 06.08.2021 08:29 Uhr / Bewertung:

    Regiert die CSU nicht in Berlin mit? Wie wäre es z. B. einer Änderung des WohneigentumGesetzes, damit die Eigentümer gemeinsam einen Kre auahmen können, um eine Solaranlane zu finanzieren? So wie das heute geregelt macht das niemand. Wir hätten da 2000 qm Flachdach anzubieten.

  • Tonio am 05.08.2021 12:51 Uhr / Bewertung:

    Energiegewinnung ist wichtig, aber kontraproduktiv, wenn sie genau das zerstört was eigentlich zu schützen wäre, die Natur! Der weitere und verstärkte Ausbau mit Windrädern ist eine Katastrophe für unsere Natur und wird sich über kurz oder lang als energiepolitische Sackgasse erweisen.

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