Corona-Zahlenchaos "nicht akzeptabel": OB Reiter attackiert Parteifreundin
München - Seit Tagen oder gar schon einigen Wochen sind die Corona-Zahlen in München deutlich verzerrt – sowohl bei den gemeldeten Neuinfektionen als auch bei der festgestellten Sieben-Tage-Inzidenz des Robert Koch-Instituts (RKI).
Da die Corona-Zahlen immer weiter steigen und das Meldeaufkommen "nicht mehr mit den städtischen Kräften zu bewältigen ist", unterstützen Kräfte der Bundeswehr die Stadt nun bei der Nachverfolgung der Kontakte – das hatte das Gesundheitsreferat am Montag mitgeteilt.
Nun hat sich auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zur Thematik geäußert – und das recht deutlich. Die Kontaktnachverfolgung und die daraus folgende Unterbrechung der Infektionsketten gehöre nach wie vor zu einem der wichtigen Instrumente im Kampf gegen die Corona-Pandemie.
"Insofern ist es für mich nicht akzeptabel, dass dies derzeit nicht zuverlässig gelingt und unser Gesundheitsamt das Infektionsgeschehen in München nicht tagesaktuell darstellen kann", wird Reiter in einer Mitteilung von Dienstag zitiert. Deutliche Kritik am Gesundheitsreferat und der Vorsitzenden Beatrix Zurek, einer Parteifreundin Reiters.
Der OB habe die Verwaltung - aufgrund der bekannten Problematik der Meldeverzögerungen - deshalb bereits vor Wochen dazu aufgefordert, "alles zu tun, um auch bei den extrem hohen Infektionszahlen eine zeitnahe Kontaktnachverfolgung sicherzustellen". Durch die Unterstützung der Bundeswehr hofft Reiter, dass die gemeldeten Zahlen das Infektionsgeschehen schon bald deutlich genauer abbilden.
Ebenfalls am Dienstag hat die Stadtratsfraktion der FDP/Bayernpartei eine Anfrage gestellt, in der sie unter anderem wissen möchte, wie es zu einem solchen Verzug der Meldungen über einen längeren Zeitraum kommen konnte und kann. Außerdem stellt die Fraktion OB Reiter die Frage, welche Auswirkungen der Meldungsverzug auf die Umsetzung der aktuell geltenden Corona-Maßnahmen hat.
Impf-Appell von OB Reiter
Mit seiner Kritik am Gesundheitsreferat verband Reiter auch gleichzeitig einen dringenden Impf-Appell an die Bevölkerung: "Solange sich nicht deutlich mehr Menschen gegen Corona impfen lassen, so lange wird sich die Situation in unseren Krankenhäusern nicht entspannen", so der OB, der gleichzeitig auf die vollen Intensivstationen in den Krankenhäusern verwies. "Deshalb noch einmal mein eindringlicher Appell: Lassen Sie sich impfen!"