Carsharing in München: Das sind die Pläne der Stadt

Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk sieht Autos in einer ständig wachsenden Stadt als Gefährdung und will die Sharing-Angebote in der Landeshauptstadt attraktiver machen.
von  Emily Engels
Ein Parkplatz für E-Sharing-Autos an der Münchner Freiheit.
Ein Parkplatz für E-Sharing-Autos an der Münchner Freiheit. © SWM

München - Als einen wichtigen Baustein der Verkehrswende bezeichnet Stadtbaurätin Elisabeth Merk die Bedeutung von Sharing-Angeboten in München. "Autos werden in einer ständig wachsenden Stadt immer mehr zur Gefährdung von Wachstum, Standort- und Lebensqualität", so Merk.

Nächsten Donnerstag wird dem Stadtrat ein Konzept dazu vorgestellt, wie in der Stadt verschiedenste Sharing-Angebote - von Autos über E-Roller und -Scooter bis hin zu (E-)Fahrrädern - vorangetrieben werden können.

Merk: "Car-Sharing im gesamten Stadtgebiet"

Ein Problem, das in Merks Vorlage angesprochen wird: Die Nutzung der meisten Sharing-Angebote beschränkt sich derzeit noch im Wesentlichen auf die inneren Stadtbezirke und den Flughafen. Das müsse sich dringend ändern. "Um wirklich etwas zu bewirken, müssen wir Carsharing-Angebote auf das gesamte Stadtgebiet und langfristig auf die ganze Region ausweiten", so Merk. Nur so würden Sharing-Angebote als echte Alternative wahrgenommen.

In der Vorlage gibt es erste Vorschläge, wie die Stadt das erreichen will: Zum einen wolle man künftig den Ausbau von Mobilitätsstationen, an denen Münchner verschiedene Sharing-Angebote vom Radl bis zum elektronisch betriebenen Leihauto vorfinden, in Bebauungsplänen und Baugenehmigungen fördern. Auch wolle man prüfen, inwieweit die Stadt den Anbietern Vorgaben machen kann.

Gefördert werden soll dabei auch die E-Mobilität: Für Sharing-Anbieter wie dem MVG- und MVV-Partner Stattauto, die (anders als sogenannte "Free-Floating-Anbieter" wie Share Now) nur an Mobilitätsstationen, also festen Parkplätzen, angeboten werden, erwartet man sich nicht zuletzt dadurch in den nächsten Jahren eine Zunahme von 250 bis 1.000 E-Autos.

Plan: Ein Sharing-Parkplatz pro 1.000 Einwohner

Ein weiteres Ziel der Stadt sei es, die Parklizenzierung zu novellieren. Und zwar nicht nur mit dem Ziel, das Geschäftsgebiet auf die ganze Stadt und Region auszuweiten, sondern auch, indem künftig bestimmte Parkplätze in der Innenstadt nur noch von Sharing-Fahrzeuge genutzt werden können.

Für den Bereich innerhalb des Mittleren Rings nennt die Stadt erste konkrete Pläne: Bis 2022 sollen mindestens 250 Stellplätze für Carsharing-Parken und 250 weitere ausschließlich für E-Autos geschaffen werden, langfristig wolle man im gesamten Stadtgebiet einen Sharing-Parkplatz pro 1.000 Einwohner schaffen.

Ein weiteres Problem sieht die Stadt in der Nutzergruppe: Nach einer aktuellen Studie der TU im Auftrag der Stadt sind bei allen Carsharing-Anbietern die Nutzer zwischen 25 und 35 Jahre alt. Münchner, die 55 Jahre oder älter sind, nutzen das Angebot kaum. Merk geht davon aus, dass eine übersichtliche Plattform, in der Bürger alle Sharing-Angebote wiederfinden, hier helfen könnte.

Kritik kommt von den Rathaus-Grünen

Um ständig an dem Konzept zu arbeiten, wolle man zudem eine referatsübergreifende Arbeitsgruppe "Sharing-Mobility" ins Leben rufen. Auch solle das Thema zweimal im Jahr im Stadtrat besprochen werden, erstmals im Planungsausschuss am Donnerstag.

Kritik kündigen bereits jetzt die Rathaus-Grünen an. Stadtrat Paul Bickelbacher: "Leider kommt diese wichtige Beschlussvorlage kaum über wolkige Absichtserklärungen hinaus. Da wird entwickelt, angestrebt und Potential ermittelt – aber gemacht wird erst einmal sehr wenig. Bereits im Februar 2018 hatten die Grünen beantragt bis 2019 7.500 Stellplätze zugunsten von Car-Sharing umzuwandeln. Doch derart konkrete Ziele sucht man in der Vorlage vergeblich.

Die Carsharing-Anbieter in München

Insgesamt sind 250.000 Münchner als Nutzer von Carsharing-Angeboten registriert. Sie sind durchschnittlich 25-35 Jahre alt. Die meisten der Nutzer wohnen innerhalb des Mittleren Rings.

Es gibt folgende Anbieter:

  • Share Now (ehemals Car2Go und Drive Now): Markteintritt 2019, 1.370 Fahrzeuge 
  • Flinkster: Markteintritt 2009, 82 Fahrzeuge
  • Oply: Markteintritt 2018, 100 Fahrzeuge
  • Sixt Share: Markteintritt 2019, 700 Fahrzeuge
  • Stattauto: Markteintritt 1992, 450 Fahrzeuge

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