Das Auto bleibt in Bayern die Nummer eins

Die Menschen in Bayern fahren am liebsten mit dem Auto. Das zeigt jetzt eine umfangreiche Studie zur Mobilität der Bayern, die der Verkehrsminister vorgestellt hat.
Ralf Müller |
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Berufs- und Ferienverkehr stauen sich am frühen Nachmittag auf dem Mittleren Ring.
Sven Hoppe/dpa Berufs- und Ferienverkehr stauen sich am frühen Nachmittag auf dem Mittleren Ring.

Die Menschen in Bayern fahren am liebsten mit dem Auto. Das zeigt jetzt eine umfangreiche Studie zur Mobilität der Bayern, die der Verkehrsminister vorgestellt hat. Kritik kommt von den Grünen.

München - Erfreuliches, Erstaunliches und Ernüchterndes hält eine neue Mobilitätsstudie für die Verkehrspolitiker in Bayern bereit. Dazu wurden fast 104.000 Menschen im Freistaat befragt, wie sie sich täglich bewegen.

Herausgestellt hat sich dabei, dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs an den täglich 506 Millionen Personenkilometern von 2002 bis 2017 zwar von 13 auf 18 Prozent stieg, der große Anteil der im Auto zurückgelegten Verkehrsleistung aber bei 56 Prozent verharrte.

Jeder dritte Schüler wird mit dem Auto zur Schule gebracht

Der als Mitfahrer in Pkw zurückgelegte Kilometeranteil sank sogar um sechs Prozentpunkte auf 20 Prozent.

Jeder müsse sein eigenes Verkehrsverhalten hinterfragen, bevor er auf andere zeige, sagte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag in München.

Viele Schüler werden mit dem Auto gebracht: Irritiert hat den Minister unter anderem, dass jeder dritte Schüler mit dem Auto zur Schule gefahren wird (29 Prozent). 31 Prozent benutzen öffentliche Verkehrsmittel, 14 Prozent das Fahrrad und 25 Prozent gehen zu Fuß.

Der "Modal Split" verändert sich allerdings stark, je ländlicher die Region wird. In den Metropolen München und Nürnberg werden nur 16 Prozent der Schüler mit dem Auto zur Schule gebracht oder fahren selbst dorthin, im ländlichen Raum sind es 31 Prozent.

Mehr Radfahrer in Bayern dank E-Bikes

Erfreulich fand Reichhart die Erkenntnisse zum Radverkehr. Die bayerischen Städte schnitten gut ab. In Bayerns "Radlhauptstadt" Erlangen liege der Anteil bei 28 Prozent, in München bei 18 Prozent. Weil mit den E-Bikes weitere Strecken zurückgelegt werden, eröffneten sich auch in den ländlichen Regionen neue Möglichkeiten, so der Minister. Die durchschnittlich mit einem E-Bike zurückgelegte Strecke beträgt 7,3 Kilometer, 43 Prozent mehr als bei einem normalen Fahrrad.

Markus Büchler von den Grünen forderte angesichts der Zahlen, "sichere und durchgängige Fahrradwege in unseren Städten und – angesichts des Reichweitengewinns durch E-Bikes – Radschnellwege als Zubringer in alle größeren Städte Bayerns, aber auch auf dem Land". Deren Bau gehöre in staatliche Trägerschaft, die CSU aber verstehe Bayern weiterhin als "Autoland".

Carsharing ist nur in München ein Thema: Völlig unterschiedlich stellt sich der Gebrauch von Carsharing dar. Während in München 21 Prozent und in Nürnberg fünf Prozent der Haushalte über eine Carsharing-Mitgliedschaft verfügen, bewegt sich deren Anteil in den anderen Regierungsbezirken zwischen einem und drei Prozent.

Der Nahverkehr wird genutzt, aber nicht gut bewertet: Die Studie offenbart allerdings auch weniger erfreuliche Aspekte. Obwohl der öffentliche Verkehr zulege und von einem wachsenden Berufsverkehr profitiere, wird er von den Befragten am ungünstigsten bewertet und am wenigsten gern benutzt.

Das Auto bleibt Verkehrsmittel Nummer 1 in Bayern

Großer Favorit bleibt das Auto: Favorit in beiderlei Hinsicht ist das Auto, dessen Fahrleistung gegenüber der letzten Erhebung wiederum etwas angestiegen ist. "Die Verkehrswende", heißt es in einem Resümee der Studienverfasser, sei "in Ansätzen erkennbar, erreicht aber nicht die oft erwartete Gesamtdynamik". Insgesamt und vor allem außerhalb der Städte bleibe das Auto "mit großem Abstand Verkehrsträger Nummer eins". Die bayerische Pkw-Flotte ist inzwischen auf 7,7 Millionen angewachsen. Damit kommt mehr als ein Auto auf jeden Haushalt.

Wenig verwunderlich: Je ländlicher die Gegend ist, desto umfangreicher der Autobesitz. Im dörflichen Raum haben nur sechs Prozent der Haushalte kein Auto, in den Metropolen 43 Prozent.

Bayernweit verfügen fünf Prozent der Haushalte über drei Autos und mehr, 22 Prozent über zwei und 55 Prozent über ein Fahrzeug. Ohne vierrädrigen Untersatz sind 19 Prozent.

Junge Stubenhocker, mobile Senioren

Als "auffällig" bezeichnet die Studie eine wachsende Unbeweglichkeit bei Kindern und Jugendlichen. 14 Prozent der Bewohner Bayerns verlassen ihr Haus am Tag überhaupt nicht. Vor zehn Jahren waren es elf Prozent.

Durchschnittlich legt eine Person am Tag jetzt 3,2 Wege zurück. Vor zehn Jahren waren es 3,4. Das sei einem "überdurchschnittlichen Rückgang bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Haushalten mit niedrigem ökonomischen Status" geschuldet.

Während Kinder und Jugendliche seltener unterwegs sind als 2002 und 2008 gemessen wurde, wächst die Automobilität insbesondere in den höheren Altersgruppen und außerhalb der Großstädte "ganz erheblich". Hintergrund seien mehr ältere Frauen, die selbst am Steuer sitzen.

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