Bau- und Mietpreise steigen rasant – nicht aber in München

Immobilienkredite haben sich verteuert. Die Baupreise schießen in die Höhe. Viele Menschen in München können sich kein Wohneigentum mehr leisten und weichen auf Mietwohnungen, so dass auch diese Preise anziehen Dort ziehen die Preise an. Aber: In München ist der Anstieg verhältnismäßig gering.
AZ/dpa |
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Ein Eigenheim bauen oder kaufen wird für viele Menschen in Deutschland wegen der hohen Preise immer schwieriger. (Symbolbild)
Ein Eigenheim bauen oder kaufen wird für viele Menschen in Deutschland wegen der hohen Preise immer schwieriger. (Symbolbild) © dpa/Julian Stratenschulte

Der Anstieg der Wohnungsmieten in Deutschland gewinnt an Fahrt. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge im Schnitt um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (4,5 Prozent). In allen Bundesländern liegt der Zuwachs den Daten zufolge über dem mittelfristigen Trend. Der Markt für Mietwohnungen dürfte umkämpft bleiben, denn im Wohnungsbau gibt es immer mehr Stornierungen. Der Mieterbund und Gewerkschafter fordern ein Einschreiten der Politik.

"Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt", sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer mit Blick auf die Mieten. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch relativ günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte.

Bereits teure Städte verzeichnen moderaten Anstieg

"In den sehr teuren Städten fallen die Zuwächse - wahrscheinlich aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit - geringer aus", sagte Voigtländer. So verzeichnen Metropolen wie München (3,5 Prozent), Frankfurt (1,4 Prozent) und Stuttgart (2,4 Prozent) relativ moderate Aufschläge bei den Angebotsmieten. Denn dort haben die Mieten nach Jahren des Immobilienbooms schon ein vergleichsweise hohes Niveau erreicht. Dagegen legten sie in Düsseldorf (5,9 Prozent), Leipzig (7,8 Prozent) und Berlin (8,3 Prozent) besonders zu.  

In den vergangenen Jahren waren die Mieten weniger gestiegen als die Immobilienpreise. So haben sich die Preise für Einfamilien- und Reihenhäuser binnen zehn Jahren etwa verdoppelt, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jüngst in einer Untersuchung 97 deutscher Städte berichtete. Die Mieten kletterten in dem Zeitraum um durchschnittlich 56 Prozent. Während viele Kapitalanleger im Immobilienboom in den Wohnungsmarkt einstiegen, hatte sich der Anstieg der Mieten zuletzt etwas beruhigt.

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Hohe Preise setzen Mietmarkt weiter unter Druck

Nun machen gestiegene Kreditzinsen und Baupreise sowie die Inflation Wohneigentum zunehmend unbezahlbar. Viele Menschen weichen auf den Mietmarkt aus, was den Aufwärtsdruck verstärkt, wie es in einer Studie der Landesbank Helaba hieß. Die DZ Bank und der Verband deutscher Pfandbriefbanken beobachteten zuletzt ebenfalls anziehende Neuvertragsmieten. Grund sei auch die Zuwanderung vieler Flüchtlinge aus der Ukraine, meint die DZ Bank. Ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum treffe auf sinkende Leerstände in den Städten.

Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ist vorerst nicht in Sicht, denn seit Monaten rollt im Wohnungsbau eine Stornierungswelle. Im November waren 16,7 Prozent der Firmen am Bau von Stornierungen betroffen - nach 14,5 Prozent im Vormonat, wie das Ifo-Institut am Montag berichtete. Steigende Baupreise, höhere Zinsen und geringere Fördermöglichkeiten führten zu auffällig vielen Stornierungen.

Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes erwartet einen Einbruch im Wohnungsbau: Im kommenden Jahr dürften 245.000 Wohnungen fertiggestellt werden, gut zwölf Prozent weniger als in diesem Jahr. Damit würde das Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wieder verfehlt.

Viele Verbände sehen Bundesregierung in der Pflicht

Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte ein Eingreifen der Politik. «Niemand darf in der Krise seine Wohnung verlieren», sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. «Umso wichtiger ist jetzt, dass die Bundesregierung endlich ein temporäres Mietmoratorium auf den Weg bringt, wie es in ihrem dritten Entlastungspaket verabredet wurde.» Schon in der Pandemie waren Mieter vorübergehend vor Kündigungen geschützt, falls sie wegen der Krise in Zahlungsrückstand gerieten.

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Die jüngste Wohngeldreform - mit dem die Zahl der Berechtigten stark steigen und die Hilfe ausgeweitet werden soll - werde nicht reichen, um schnell den Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen. «Es fehlt zu viel Personal in den Wohngeldstellen, als dass das Geld schnell bei den Anspruchsberechtigten ankommen würde», sagte Körzell.

Deutscher Mieterbund fordert Verbot von Indexmieten

Auch der Deutsche Mieterbund forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. Er machte unter anderem eine Zunahme von Indexmietverträgen, die Mieten an die Inflation koppeln, und eine «löchrige Mietpreisbremse» für den Anstieg der Angebotsmieten verantwortlich. Das wirke sich auch im Bestand aus, sagte Bundesdirektorin Melanie Weber-Moritz. «Notwendig sind ein Verbot des Neuabschlusses von Indexmieten, eine Kappung von Indexmieterhöhungen im Bestand, eine anwendbare Mietpreisbremse und die Ahndung von Mietwucher.»

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