AZ-Serie Von der Straße: Die Feilitzschstraße in München

Drugstore, Schwasi, Abriss, Boheme: Auf den 450 Metern der Feilitzschstraße findet sich viel Geschichte. Der neueste Teil der AZ-Serie "Von der Straße".
von  Daniel von Loeper, Sophie Anfang, tse
Nicht mehr an der Nummer sieben, aber immer noch mit Patina: die Schwabinger 7.
Nicht mehr an der Nummer sieben, aber immer noch mit Patina: die Schwabinger 7. © Daniel von Loeper

Drugstore, Schwasi, Abriss, Bohème: Auf den 450 Metern der Feilitzschstraße findet sich viel Geschichte. Der neueste Teil der AZ-Serie "Von der Straße".

München - Maximilian Alexander Freiherr von Feilitzsch war bayerischer Innenminister und Staatsrat von 1881 bis 1907. "Seine" Straße bekam er sogar noch zu Lebzeiten, 1981 wurde das 450 Meter lange Stück Straße nach ihm benannt, kurz nachdem Schwabing eingemeindet wurde.

Staatstragend schauen vielleicht noch einige altehrwürdige Gebäude in der Straße aus. So wohnte Thomas Mann im dritten Stock der Nummer 32. Auch die Simplicissimus-Redaktion war in dem schnörkelig-verwinkelten Gebäude. Heute kann man hier im Gasthaus Seerose essen.

Hoch oben: Mit dem Heißluftballon über München

In den 60ern war es vorbei mit dem Staatstragenden und Gediegenen. Daran hatte der Drugstore an der Feilitzschstraße 12 seinen Anteil. Hier traf sich die Bohème. Mick Jagger ließ sich hier sehen und auch Romy Schneider. Inzwischen ist der Drugstore leider Geschichte, allerdings munkelt man, dass am gleichen Platz schon bald wieder ein Drugstore aufmacht, mit Flair von damals – und jetzt halt auch jeder Menge Bier und Burger.

Der Wandel der Feilitzschstraße begann freilich schon früher. Mit dem Abriss des Ensembles um die Schwabinger 7 verschwand ein Stück Wildheit, Schmäh und Kantigkeit aus der Straße. Klare, saubere Neubauten sind nachgekommen. Schwabing, dass du uns bloß nicht fad wirst!


Feilitzschstraße: 15 Bier und Bomben

Nicht mehr an der Nummer sieben, aber immer noch mit Patina: die Schwabinger 7.
Nicht mehr an der Nummer sieben, aber immer noch mit Patina: die Schwabinger 7. © Daniel von Loeper

Proteste haben nicht geholfen, die prominente Unterstützung von Willy Michl, Hannes Ringlstetter und Konstantin Wecker auch nicht: 2011 wurde das Nachkriegs-Ensemble an der Feilitzstraße 7, und damit auch die legendäre Kneipe Schwabinger 7, abgerissen.

Die Folgen waren für das Viertel noch drastischer als der Verlust eines Kulttresens. Am 27. August 2012 wurde eine 250-Kilo-Fliegerbombe auf dem "Schwasi"-Gelände gefunden. Die kontrollierte Sprengung ließ einiges an Glas zerbersten und beschäftigte noch Jahre danach die Gerichte – Versicherungen klagten gegen die Stadt, verloren aber.

Und die Schwabinger 7? Die machte Wirt Manila einfach ein paar Häuser weiter wieder auf –und taufte seinen Laden in "Gummizelle" um. Vieles der alten Schwasi ist in der neuen gelandet. Manche vermissen den alten Laden trotzdem. "Uns geht die alte Schwabinger 7 ab", sagt etwa die Schwabingerin Dragi (siehe Foto oben). "Früher trafen sich da 15- bis 105-Jährige. Mittlerweile zieht es da mehr Touristen als Schwabinger hin."


Marktstraße 2 / Ecke Feilitzschstraße: Eis und Nostalgie

Die Modedesignerin Dragi und der Verkaufsleiter Bernie Wrobel sitzen hier gerne in der Sonne.
Die Modedesignerin Dragi und der Verkaufsleiter Bernie Wrobel sitzen hier gerne in der Sonne. © Daniel von Loeper

In Schwabing will man immer auch ein bisschen ein Lebenskünstler sein, einen Espresso trinken, die Passanten beobachten. Die Modedesignerin Dragi und der Verkaufsleiter Bernie Wrobel machen das gerne im Yole Gelato. Das Joghurt-Zitrone-Eis würden sie jedem empfehlen.

Einen Laden vermissen beide, den Drugstore, der bis März an der Ecke zur Siegesstraße beheimatet war. Wrobel: "Der Drugstore war auf gewisse Art wie das eigene Wohnzimmer." Die Hamburgerei wird den Laden übernehmen, ein bisserl Drugstore-Gefühl soll wohl erhalten bleiben.


Gunezrainerstraße 9 / Feilitzschstraße 26: Der letzte erhaltene Bauernhof

Reicht zurück ins 13. Jahrhundert: der Viereckhof in Altschwabing.
Reicht zurück ins 13. Jahrhundert: der Viereckhof in Altschwabing. © Daniel von Loeper

Schwabing war freilich nicht immer ein Ort für Jugendkrawalle oder für teure Lokale. Einst, und das ist wirklich schon lange her, gab es hier noch Landwirte. Der Viereckhof an der Ecke zur Gunezrainerstraße zeugt noch davon. Benannt wurde der Hof nach Balthasar Viereck, der im Jahr 1635 als Besitzer nachgewiesen ist.

Das heute von der Katholischen Akademie Bayern genutzte, Haus wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Es ist das letzte ehemalige Bauernhaus in Altschwabing. Es handelt sich um einen Eindachhof. 1787 wurde es im barocken Stil umgebaut. Das Gebäude mit Schopfwalmdach steht unter Denkmalschutz.


Feilitzschstraße 10: Ein neuer Grieche

Die Servicekräfte Luis und Anne-Maria.
Die Servicekräfte Luis und Anne-Maria. © Daniel von Loeper

Ein Beispiel für neue Gastronomie in der Straße ist das Souxe Mezé. Dessen Chef Konstantinus, der sich nur beim Vornamen nennen lassen will, arbeitet seit 15 Jahren im Münchner Nachtleben, zum Beispiel fürs Pacha. Das Souxe macht er nebenher. Es sollte ein Laden sein, in dem man Uozo genießen kann und kleine Hauptgerichte. Gyros? Fehlanzeige. Das Publikum ist gemischt und bleibt teilweise lange sitzen: "Wir haben immer von 14.30 Uhr bis 1 Uhr nachts offen, am Wochenende auch mal bis 3 Uhr."


Feilitzschstraße 3: Wo eine Tafel an Klee erinnert

Das Haus an der Feilitzschstraße 3 (rechts) hat elf Jahre lang das Atelier von Paul Klee beherbergt.
Das Haus an der Feilitzschstraße 3 (rechts) hat elf Jahre lang das Atelier von Paul Klee beherbergt. © Daniel von Loeper

Um 1900 ist das Haus an der Feilitzschstraße Nummer 3 erbaut worden, gleich zu Beginn hatte es einen bekannten Mieter: Von 1908 bis 1919 hatte der Maler Paul Klee (1879 – 1940) in diesem Haus sein Atelier. Noch heute erinnert eine Tafel an ihn.


Ecke Leopoldstraße: Ein Ort rauschender Feste

Der Schwabinger Bräu im Winter 1933, links ist die Feilitzschstraße.
Der Schwabinger Bräu im Winter 1933, links ist die Feilitzschstraße. © Stadtarchiv

Schwabinger Bräu – für ältere und ganz alte Schwabinger ist das immer noch Musik in den Ohren. Sicherlich, an die legendären Schwabylon-Feten der Künstler nach dem Ersten Weltkrieg erinnert sich keiner mehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das teilzerstörte Gebäude wiederaufgebaut – und munter weitergefeiert. Erst 1961 musste das alte Gemäuer weichen, als der "Schwarze Riese" hochgezogen wurde.Unterhalb des 50 Meter hohen Hertie-Hochhauses zog noch einmal eine Gaststätte mit großem Saal ein: der neue "Schwabingerbräu". Und später gab’s hier Deftiges beim "Ochsen Willi". Erst mit dem Umbau zum Karstadt ab 1989 war die Gastro-Ära beendet.


AZ-Serie "Von der Straße"

Die Humboldtstraße: Der erste Teil der Serie

Die Schützenstraße: Der zweite Teil der Serie

Die Dachauer Straße: Der dritte Teil der Serie

Die Ubostraße: Der vierte Teil der Serie

Die Georgenstraße: Der fünfte Teil der Serie

Die Wendel-Dietrich-Straße: Der sechste Teil der Serie

Die Balanstraße: Der siebte Teil der Serie

Der Pfanzelt-Platz: Der achte Teil der Serie

Die Plinganserstraße: Der neunte Teil der Serie

Die Landwehrstraße: Der zehnte Teil der Serie

Die Fürstenrieder Straße: Der elfte Teil der Serie

Die Feldmochinger Straße: Der zwölfte Teil der Serie

Die Preysingstraße: Der dreizehnte Teil der Serie

Die Guardinistraße: Der vierzehnte Teil der Serie

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.