Rammstein in München? Nicht alle sind Feuer und Flamme

Der Stadtrat entscheidet am Mittwoch, ob ein Konzert von Rammstein auf der Theresienwiese stattfinden könnte.
Volker Isfort
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Ein Rammstein-Konzert bietet - wie hier in Turin - eigentlich immer eine Art Silversterstimmung.
Ein Rammstein-Konzert bietet - wie hier in Turin - eigentlich immer eine Art Silversterstimmung. © IMAGO/Independent Photo Agency Int.

Heute diskutiert der Stadtrat über das mögliche Rammstein-Silvesterkonzert auf der Theresienwiese. Doch Rock-Fans werden sich noch weiter gedulden müssen. Denn es geht nur um die Frage, ob der Stadtrat ein Silvesterkonzert dort für denkbar hält, noch nicht um die konkrete Genehmigung durch das Kreisverwaltungsreferat.

Zwar haben sich die Fraktionen von SPD, CSU sowie die Fraktionsgemeinschaft aus FDP und Bayernpartei bereits für ein Konzert ausgesprochen, doch noch muss der Veranstalter, die Leutgeb Entertainment, ein genaues Konzept vorlegen, wie die erwarteten 145.000 Zuschauer plus die Zaungäste ohne Tickets das Gelände sicher betreten und wieder verlassen können.

Wirtschaftsreferent hofft auf Tourismuseinnahmen

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) verspricht sich von dem Konzert auch eine Belebung der sonst eher mauen Hotelauslastung Münchens zur Silvesterzeit und rechnet damit, dass Zehntausende Fans vielleicht gleich für ein paar Tage nach München kommen, shoppen und die Gastronomie ankurbeln. Denn anders als Berlin mit seiner die Touristen lockenden Silvestermeile hat München keinen attraktiven Trumpf für den Jahreswechsel in der Hand.

Dass Rammstein "Nachbar" des Tollwood Winterfestivals auf der Theresienwiese werden könnte, hat die Festivalleitung erst aus der Zeitung erfahren. Von der Stadt ist bislang niemand an Tollwood herangetreten, sagt Pressesprecherin Stefanie Kneer. Auch die Pläne für den Aufbau einer Riesenbühne kennt sie nicht.

Wenn Rammstein spielt, hört Tollwood früher auf

Eines aber ist klar: Sollte die Stadt sich für das Mega-Konzert aussprechen, wird das Winter-Tollwood einen Tag früher enden. "Normalerweise spielen auf unserer Silvesterparty drei Bands und es gibt zu späterer Stunde Swingmusik", sagt Kneer. "Aber es ist sinnlos gegen Rammstein anzuspielen. Wir werden die Silvestergala absagen müssen, wenn sich die Stadt für Rammstein entscheidet. Aber wir wollen auch nicht im Wege stehen, wenn die Stadt meint, ein solches Konzert austragen zu wollen."

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Clemens Baumgärtner glaubt, dass Tollwood sogar vom Rammstein-Konzert profitieren könnte: allein durch die zweiwöchige Aufbauzeit der Bühne mit nicht unerheblich vielen Arbeitern, die ihren Hunger doch in der Tollwood Gastronomie stillen könnten. Ob man so wirklich den Tofu der Arbeiterklasse schmackhaft macht?

Silvester ist nicht nur auf der Theresienwiese: Der Polizei würden Sicherheitskräfte fehlen

Veranstalter Leutgeb Entertainment sammelt gerade Erfahrung mit XXL-Konzerten. Nach dem erfolgreichen Auftakt mit Andreas Gabalier vergangenen Samstag auf dem Münchner Messegelände spielen dort noch Helene Fischer (20. August) und Robbie Williams (26. August).

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Doch selbst, wenn Leutgeb Entertainment nach dem Fischer-Konzert bewiesen haben sollte, dass die Firma ein Ereignis mit über 130.000 Zuschauern organisieren kann, bleibt ein wohl entscheidendes Problem für die Polizei.

Denn für 145 000 Menschen auf der Theresienwiese und vielleicht etliche zehntausend Zuhörer ohne Ticket hinter der Absperrung braucht man Sicherheitskräfte, die dann in der Silvesternacht an anderer Stelle fehlen.

Die Grünen im Stadtrat sind gegen das Konzert

Dass die Polizei schon Sicherheitsmängel beim Gabalier-Konzert beanstandete, nimmt Baumgärtner mit Verwunderung zur Kenntnis. Er selbst habe sich das Konzert angeschaut und sich davon überzeugt, dass die Veranstaltung mit über 90.000 Zuschauern reibungslos abgelaufen sei.

Als einzige Stadtratspartei lehnen die Grünen den Vorschlag des Wirtschaftsreferenten ab. Es gebe weder Erfahrungswerte noch Zeit für eine sorgfältige Prüfung, heißt es in einem Statement von Fraktionschefin Mona Fuchs. "Es ist irritierend, dass die von vielen beteiligten Behörden vorgetragene Kritik am Fehlen valider Sicherheits- und Emissionsschutzkonzepte vom Wirtschaftsreferenten einfach ignoriert wird."

Dass die Leutgeb Entertainment im Falle einer zu zögerlichen Münchner Entscheidungsfindung Essen als Ausweichort ins Spiel gebracht hat, stößt dort eher auf Verwunderung. Die Essener "WAZ" zitiert Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der Essen Marketing (EMG). Eine solch riesige Veranstaltung sei in Essen nicht denkbar. Es fehle ein geeigneter Platz. Zudem benötige solch ein Event jede Menge Energie, und ob das in Zeiten des angesagten Energiesparens ein richtiges Signal wäre, sei laut Röhrhoff fraglich.

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