Interview

Max Uthoff stellt neues Programm in München vor: "Ich wusste nicht, wie sehr CSU Monika Gruber ist"

Kabarettist Max Uthoff spricht im AZ-Interview über sein Programm "Alles im Wunderland", Politik und Kollegin Monika Gruber.
Thomas Becker |
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Max Uthoff präsentiert sein neues Programm "Alles im Wunderland" im Theater Leo17 in München.
Max Uthoff präsentiert sein neues Programm "Alles im Wunderland" im Theater Leo17 in München. © IMAGO/Funke Foto Services

Im Alter von sieben Jahren verlor Max Uthoff den Glauben an den Weihnachtsmann, inzwischen hat sich dieser Glaubensverlust dramatisch ausgeweitet. Auch davon erzählt sein neues Programm "Alles im Wunderland", das er heute im Leo17 vorstellt.

AZ: Herr Uthoff, Ihr fünftes Solo-Programm seit 2007 hört auf den Namen "Alles im Wunderland". Nun entstehen diese Titel oft schon lange, bevor der Autor weiß, worum es im Programm letztlich gehen wird. Aber dass wir in einem gar wunderlichen Land leben, haben Sie sich wahrscheinlich schon vor einer ganzen Weile gedacht.
MAX UTHOFF: Ja, das Wunderland ist aber nicht genau definiert. Es wird dieses Land sein und ein bisschen die Welt. Der Blick ist auch mal geweitet, aber in erster Linie geht es um seltsame Orte mit bizarren Gestalten.

Dafür muss man ja gar nicht so weit gehen, leider.
Tatsächlich kommt Alice in einem Land an, in dem viel Nonsens herrscht, kaum Dinge Sinn machen und es unglaublich viele Widersprüchlichkeiten gibt. Daher war der Weg in der Tat nicht allzu weit.

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Heißt, die arme Alice steht da und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus?
Das würde sie, wenn sie unser Land sehen würde. Aber das Wunderland, in dem sie gelandet ist, ist ja verrückt genug.

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Wie erleben Sie gerade unser deutsches, unser bayerisches Land? Man hat ja den Eindruck, es wird alles immer absurder. Da kann sich ein stellvertretender Ministerpräsident bis auf die Knochen blamieren – und bekommt in den Umfragen auch noch ein sattes Plus dafür! Was ist da los?
Wenn ich nur die Lösungen hätte! Ich wundere mich ja auch: über einen stellvertretenden Ministerpräsidenten, der sich die Demokratie zurückholen will! Das ist gar wunderlich. Alle wünschen sich das Leben möglichst eindeutig und einfach. Im Programm geht es um Tod und Geburt und vieles dazwischen: Vermögensverteilung, die Verteidigung unserer Freiheiten auf Kosten der Anderen, also um die Abschottung Europas. Was für ein Menschenbild steht dahinter? Wie weit sind wir bereit zu gehen und das Leben Anderer zu deformieren, um unser bequemes Leben aufrecht zu erhalten? Und es geht um die Frage: Was macht das System mit einem? Wie weit reagieren wir noch rational? Welche seltsamen Widersprüchlichkeiten ertragen wir, obwohl wir im Dreieck springen müssten? Und bei welchen kleinen Veränderungen bekommen wir plötzlich Angstgefühle, obwohl sie nichts mit uns zu tun haben? Warum treten solche Ängste zutage? Angst vor dem Fremden, Mehrdeutigen. Weil jemand entdeckt, dass er mit dem Geschlecht, das ihm die Gesellschaft zugewiesen hat, nicht glücklich wird, bekommen Menschen hundert Kilometer entfernt in Straubing Angstpickel? Das ist doch bizarr.

Max Uthoff: "Das Mühsame am Kabarett ist, das kaum zu Ertragende leicht und locker anzurichten"

Man wünscht sich – wie Alice – in ein Paralleluniversum.
Es geht tatsächlich um Paralleluniversen. Die uns aber faszinieren. Beispiel Kino: Die Flucht in Multiversen ist ja fast Standard. Vielleicht sollten wir uns die Vorstellung erhalten, dass es Paralleluniversen gibt – da hat man wenigstens eine Fluchtmöglichkeit. Was mir Spaß macht: zurückzutreten und die Dinge aus möglichst großer Entfernung betrachten. Dann fällt einem schnell auf, dass viele Dinge, mit denen wir uns beschäftigen, einigermaßen merkwürdig sind. Wofür wir Zeit verbrauchen im Leben! Wie wir durch Selbstoptimierung und Überforderung auf das System reagieren - und wie wenig wir uns dagegen wehren, obwohl wir alle nicht glücklich dadurch werden.

Schwere Kost. Aber das ist nun mal die Welt, in der wir leben.
Das Mühsame am Kabarett ist ja, das kaum zu Ertragende leicht und locker anzurichten. Das ist aber auch eine Freiheit, mal zwei Pointen wegzulassen, weil an dieser Stelle der Wut nicht die Wucht genommen werden soll. Zum Bootsunglück vor der griechischen Küste brauche ich keinen Witz. Da versagt mir mein Humor. Da will ich auch nicht.

"Früher hat Monika Gruber in ihren Bühnenprogrammen nie über Politik gesprochen"

Sie machen sich ja noch die Mühe, das Schwere leicht wirken zu lassen. Andere Kollegen machen es sich da sehr viel einfacher. Was ist eigentlich mit dieser Kabarettszene los?
Da ist ein Riss entstanden, der vielleicht mit der Pandemie begonnen hat. Es ist individuell. Wenn wir uns Monika Gruber anschauen: Mir war schlichtweg nicht bewusst, wie sehr CSU sie ist. Früher hat sie in ihren Bühnenprogrammen nie über Politik und gesellschaftliche Zustände gesprochen. Spürbar war bei ihr so eine Reaktion: "Ich will, dass alles so bleibt, wie es ist." Was ja letztlich auch CSU ist: "Wir haben die Berge höchstpersönlich da hingestellt, und der Himmel scheint auch nur so blau, weil wir da sind." Das Leben ist aber immer Veränderung. Man muss ja mal in einem Alter ankommen, in dem man akzeptiert, dass sich dauernd alles ändert. Es ist naiv, daran festhalten zu wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, egal auf wessen Kosten. Ich bin nicht sicher, inwiefern sich die Beschäftigung mit Politik bei manchen ohnehin nie aus einer linken Perspektive vollzogen hat, sondern wo Kabarett eigentlich alles satirisch bearbeitet. Das fing bei Harald Schmidt an, der sich die Freiheit eroberte, sich über alles lustig zu machen – was im Nachhinein betrachtet nicht wirklich gut wirkt. Aber es war damals eine Form von Freiheit, die auch von "Titanic" und anderen Satire-Formaten gelebt wurde.

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Aber: Was macht man aus dieser Freiheit?
Wenn das zu Lasten von Menschen geht, muss ich diese Freiheit neu definieren und meinen Stil anpassen. Sich auf die Bühne zu stellen und zu sagen "Ich bin sauer, weil ich das N-Wort nicht mehr benutzen darf", kann keine Lösung sein. Es sind nur drei, vier diskriminierende Wörter, die man dich bittet zu vermeiden – wer sich da schon in seinem Mensch-Sein eingeschränkt fühlt, muss halt anders darauf reagieren als zu sagen "Ich will aber!".

Max Uthoff mit neuem Programm in München: "Irgendwann ist es wurscht warum"

Aber das bedeutet ja gedankliche Arbeit, Anstrengung!
Ich habe früher auch Dinge gemacht, die ich heute nicht mehr machen würde. Vor zehn Jahren habe ich über Sigmar Gabriel wegen seines Körperumfangs lustig gemacht – heute weiß ich, dass die meisten Übergewichtigen eine genetische Veranlagung dazu haben. Da mache ich keine Witze drüber, es gibt hunderttausend andere Möglichkeiten, sich über Dinge lustig zu machen. Das ist schon eine Weigerung, sich anzustrengen.

Und Harald Schmidt lässt sich mit Hans-Georg Maaßen fotografieren!
Ich glaube, bei ihm ist das eine Melange aus CDU, Fatalismus und Lust an der Provokation. Er startet mal einen Ballon, und wenn sich die Leute aufregen: gut, wieder ein paar Klicks mehr, mehr Aufmerksamkeit! Im Kleinen ist das letztlich Donald Trump. Diese Form der Multiplikation durch die sozialen Medien: Name x Bekanntheit – irgendwann ist es wurscht warum. Da wird's dann bedenklich.


29. und 30. September, 19.30 Uhr im Leo17, Restkarten unter Telefon 089/344974; Max Uthoff spricht auch auf der Demo "Zamreißen! Bayern gegen Rechts" am 4. Oktober auf dem Max-Joseph-Platz

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9 Kommentare
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  • Futurana am 29.09.2023 09:24 Uhr / Bewertung:

    Er hat in vielem Recht. Vor allem aber mit der Sucht auf die Schenkelklopfer M.Gruber . Sie ist inzwischen gut für Festzelt Programme. Immer derb und vergangene Gewohnheiten anpreisend.

  • Aranita am 29.09.2023 07:22 Uhr / Bewertung:

    Tja, und ich wusste nicht, dass Herr Uthoff so grünextremistisches Gedankengut in sich trägt. So gleicht sich das dann wieder aus und jeder kann sich das Programm ansehen, was einem am besten gefällt.

  • am 28.09.2023 22:36 Uhr / Bewertung:

    Hinterstbänkler sind oft eifersüchtig.

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